Würzburg/Weibersbrunn/Brünn (POW) Am 17. und 18. Mai besucht der Bischof von Brünn/Brno (Tschechien), Vojtech Cikrle (61), das Bistum Würzburg. Am Samstag, 17. Mai, feiert er anlässlich des Nepomukfestes der Ackermann-Gemeinde um 20.15 Uhr einen Pontifikalgottesdienst in der Würzburger Marienkapelle. An der Alten Mainbrücke schließt sich das traditionelle Lichterschwimmen auf dem Main an. Am Sonntag, 18. Mai, ist Bischof Cikrle Gast in Weibersbrunn im Landkreis Aschaffenburg. Dort feiert er um 10.15 Uhr einen Festgottesdienst zum Patrozinium. Cikrle ist gelernter Gießereiarbeiter und war nach seiner Priesterweihe 1976 Pfarrseelsorger sowie Präfekt und Rektor des Leitmeritzer Priesterseminars. Seit 1990 ist er Bischof von Brünn. Im Vorfeld seines Besuchs in Würzburg äußert er sich im folgenden POW-Interview zum deutsch-tschechischen Verhältnis und zur Kirche in Tschechien.
POW: Die Nepomukfeier in Würzburg steht unter dem Motto „Miteinander Brücken bauen“. Wo müssen heute im Jahr 2008 Brücken zwischen Deutschen und Tschechen gebaut werden?
Bischof Vojtech Cikrle: Es ist eine beständige Aufgabe, Brücken zwischen den beiden Nachbarvölkern zu bauen und vor allem zu erhalten. Das Bedeutendste sind jedoch die festen Pfeiler. Zu solchen werden wir, wenn wir in Jesus Christus fest verankert sind. Er ist eigentlich der einzige wahre Pontifex, also der Brückenbauer. Vielleicht erleben wir eine Periode der Festigung, so dass eine neue „Fahrspur“ entstehen könnte.
POW: Wie beurteilen Sie das aktuelle deutsch-tschechische Verhältnis?
Cikrle: Es gibt Menschen, die sagen: Das deutsch-tschechische Verhältnis ist so gut wie noch nie. Ich denke, es bleiben schon noch einige Wünsche offen: zum Beispiel die Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für tschechische Bürger oder auch Fragen, die mit der Vergangenheit zusammenhängen.
POW: In der katholischen Kirche Tschechiens gibt es neue Ansätze zur Evangelisation, zum Beispiel eine „lange Nacht der Kirchen“ in Brünn. Was ist Ihnen bei der Evangelisation besonders wichtig?
Cikrle: Bei der Evangelisation gibt es für mich die Priorität des Gebetes. Ohne Gebet sind alle Methoden und Formen der Evangelisierung leer. Jesus hat die Welt nicht mit schönen Worten gerettet, sondern durch das Gebet, in dem er seinen Auftrag als die Opferhingabe für die Anderen angenommen hat. Für die Evangelisierung sind nicht besondere Kenntnisse, Beredsamkeit oder große Effekte notwendig. Evangelisieren heißt: einen Weg der höchsten Kunst zu zeigen – nämlich, wie man leben soll.
POW: Welche Aufbrüche im Glauben beobachten Sie in Ihrem Bistum?
Cikrle: Ich kann zwei Gruppen unterscheiden: Die erste – traurige – bildet das „Lau-Werden“ der Lauen. Zur zweiten – frohen – gehören die Erwachsenentaufen. Es gibt in der Diözese Brünn jedes Jahr rund 300 Erwachsenentaufen.
POW: Welche Parallelen gibt es zwischen der Kirche in Tschechien und in Deutschland? Wo liegen die Unterschiede?
Cikrle: Wir haben ähnliche Probleme beim Priester- und Ordensnachwuchs, mit dem Rückgang des Kirchenbesuchs und mit der Abnahme der Akzeptanz der Kirche in der Gesellschaft. Unterschiede gibt es im finanziellen Bereich: Wir haben weniger Geld. Außerdem sind die Eigentumsverhältnisse mit dem Staat nicht geklärt, und unsere Kirche ist weniger institutionalisiert.
POW: Was bedeutet Ihnen persönlich die Teilnahme an der Nepomukfeier in Würzburg und am Patrozinium in Weibersbrunn?
Cikrle: Vor allem besuche ich im Bistum Würzburg die Schwestern und Brüder im Glauben. Ich treffe Freunde und langjährige Wohltäter. Ohne sie wäre vieles nicht zu erreichen. Ich komme zu Besuch und möchte „Danke“ sagen.
Interview: Bernhard Schweßinger (POW)
(2008/0623; E-Mail voraus)
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