Kloster Oberzell (POW) Schwester Juliana Seelmann ist die neue Verantwortliche für das Postulat und Noviziat der Oberzeller Franziskanerinnen. Sie folgt in dieser Aufgabe Schwester Birgit Scheder. Die Übergabe fand im Rahmen des sogenannten „Mattenkapitels“ statt, zu dem die Schwestern aller Konvente zweimal im Jahr zusammenkommen, um sich auszutauschen und den gemeinschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Generaloberin Schwester Dr. Katharina Ganz dankte Scheder für ihren Einsatz und wünschte ihr Erholung und Neuausrichtung in der dreimonatigen Sabbatzeit. Ganz überreichte Seelmann das Buch, in dem die Namen aller Frauen, die seit 1933 ins Kloster Oberzell eingetreten sind, handschriftlich eingetragen werden.
Scheder bezeichnete die Aufgabe der Ausbildungsleiterin als „Herzstück“ der Oberzeller Franziskanerinnen. Es sei wichtig, die neuen Mitglieder in das Gemeinschaftsleben, die Spiritualität und das Charisma des Konvents einzuführen. Auch „Knochenarbeit“ sei diese Aufgabe, weil die Formationsleiterin erste Ansprechperson für die individuellen Fragen und Prozesse der Frauen sei. „Das erfordert große Präsenz, viel Kraft, Professionalität und Fingerspitzengefühl“, betonte Scheder. Sie dankte allen, die sie durch das Noviziat begleiten durfte, und jenen, die ihr dabei zur Seite standen. Generalrätin Schwester Antonia Cooper verglich den Dienst der Formationsleiterin mit dem Beruf einer Hebamme: anderen zum Leben verhelfen.
Seelmann ist seit 2009 in der Ordensgemeinschaft und legte 2015 ihre Ewige Profess ab. Seit 2011 arbeitet sie als Krankenschwester in der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber. „Als ich gefragt wurde, ob ich die Leitung übernehmen wolle, erinnerte ich mich an meine Ausbildung zurück“, erzählt Seelmann. Sie habe gespürt, dass sie junge Frauen, die suchend sind, in ihrem Menschwerdungsprozess begleiten wolle. „Die Ordensausbildung kann eine Reise zu dem Menschen sein, der man ist.“
Scheder hatte die Leitung der Ordensausbildung 2006 übernommen. Seitdem waren acht Frauen in die Gemeinschaft eingetreten, drei haben sie wieder verlassen. Unter Scheders Federführung wurde das Formationskonzept überarbeitet. Neben den regelmäßigen Treffen mit den Noviziaten anderer Gemeinschaften aus dem süddeutschen Raum gibt es inzwischen jährlich ein bundesweites Treffen der Frauengemeinschaften.
Stichwort: Ordensausbildung bei den Oberzeller Franziskanerinnen
Nach dem Eintritt ins Kloster gliedert sich die Ordensausbildung in drei Abschnitte: Das Postulat dient dem ersten Kennenlernen und dauert ein halbes bis zu einem Jahr. Zur Noviziatsaufnahme erhalten die Schwestern einen Ordensnamen oder können ihren Taufnamen mit dem Zusatz „Schwester Maria“ behalten. Das Noviziat dauert bei den Oberzeller Franziskanerinnen in der Regel zwei Jahre. Vom Kirchenrecht vorgeschrieben ist das sogenannte Kanonische Jahr, das möglichst zusammenhängend in der Noviziatsgemeinschaft verbracht werden soll. Bei der Erstprofess werden Armut, Gehorsam und ehelose Keuschheit zunächst für drei Jahre gelobt. Die zeitliche Bindung kann erneut um bis zu weitere drei Jahre verlängert werden. Diese Ausbildungsstufe nennt sich Juniorat. Erst mit der sogenannten Ewigen Profess schließt sich eine Frau auf Lebenszeit der Gemeinschaft an und wird Ordensmitglied mit allen Rechten und Pflichten.
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