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zertifiziert mit "Bayern blüht"

Pfarrgärten mit hoher Biodiversität in Hoheim und Kolitzheim

Beim Diözesanen Schöpfungstag am 4. Oktober geht es unter anderem um Pfarrgärten und das Umfeld von Kirchen. Wir haben uns zwei besonders ökologische Orte in Hoheim und Kolitzheim genauer angeschaut.

Der Pfarrgarten am Pfarrhaus war einst das Refugium des Pfarrers. Hier fand er nicht nur Zeit zur Erholung. Die Gärten dienten zudem der Versorgung der Geistlichen mit frischem Gemüse. Heute lebt in vielen Pfarrhäusern kein Geistlicher mehr. Trotzdem sind Pfarrgärten noch immer Rückzugsorte für Mensch und Natur. Im Kitzinger Stadtteil Hoheim etwa wohnen Stephanie und Christian Söder im Pfarrhaus und kümmern sich als Mieter auch um den Garten. Hier gibt es einen einladenden Vorgarten für die Besucher des Pfarrhauses, das im Erdgeschoss noch von der Pfarrgemeinde (Pfarreiengemeinschaft St. Hedwig im Kitzinger Land) genutzt wird.

Als das Ehepaar Söder vor rund 15 Jahren ins Hoheimer Pfarrhaus eingezogen ist, war der Pfarrgarten schön angelegt, aber zeitaufwendig zu pflegen. Die Söders gingen dazu über, den Garten wilder werden zu lassen. Das mache die Gartenarbeit entspannter und sorge dauerhaft für eine größere Vielfalt im Garten. „Wir haben einen Teil der Nutzung den Tieren und Pflanzen abgegeben“, sagt Stephanie Söder. Gießwasser brauchen heute nur noch die Tomaten.

Artenvielfalt entwickelte sich langsam

Einen großen Anteil an der naturnahen Gestaltung haben Mitbewohner im Dach des Pfarrhauses: eine Kolonie des Grauen Langohrs, einer seltenen Fledermausart. Diese Population zu erhalten, ist dem Fledermausexperten Christian Söder ein Herzensanliegen. Im Pfarrgarten sollen sie ausreichend Nahrung finden. Es habe einige Jahre gedauert, bis sich die heutige Artenvielfalt eingestellt hat, berichten die Söders. Heute wachsen auf der Wiese Schlüsselblumen, Lichtnelken, Sternmiere, Flockenblumen oder wilde Möhre. In den Beeten erfreuen Pfingstrosen und Malven das Auge. Efeu umrankt einen alten Schuppen. Zwischen den Fugen stehen Königskerze oder Natternkopf.

Die Kirche habe um die Bedeutung dieser Pflanzen für Mensch und Tier früher schon gewusst, sagt Söder und erinnert an die Würzbüschelweihe zu Mariä Himmelfahrt. Die Pflanzenvielfalt locke Insekten und damit viele Vogelarten. Was die Söders besonders freut: Zur Abenddämmerung lassen sich Graue Langohren bei der Jagd nach Faltern beobachten.

„Der Garten hat jetzt mehr Nutzen für die Schöpfung, die hier wohnt“, sagt Christian Söder. Seit kurzem ist das Gelände als Naturgarten „Bayern blüht“ zertifiziert und vom Landesbund für Vogelschutz ausgezeichnet als vogelfreundlicher Garten. Schilder an der Eingangspforte weisen darauf hin. Die Söders hoffen, dass diese Hinweise den einen oder anderen neugierig machen, wie ein Naturgarten gestaltet werden kann.

Söder bedauert, dass die katholische Kirche bislang nicht dem Blühpakt Bayern beigetreten ist. Der Blühpakt ist eine landesweite Allianz von Verbänden und Interessengemeinschaften zur Förderung der Artenvielfalt. Gerade bei Pfarrgärten sieht Söder ein Potenzial zur Förderung der Biodiversität. Der Beitritt werde seit einigen Jahren diskutiert, allerdings hätten sich die sieben bayerischen Bistümer bislang noch nicht dazu entschlossen, erklärt Christof Gawronski, Umweltbeauftragter der Diözese.

Kirchhof mit Pfarrwiese dahinter

In Kolitzheim kümmert sich Christine Bender, die Geschäftsführerin des unterfränkischen Bezirksverbandes für Gartenbau und Landespflege, ehrenamtlich um die Staudenbeete und Rosen rund ums Kirchenareal. Der ehemalige Gemüsegarten des früheren Pfarrhauses ist in die öffentliche Anlage rund um das Gotteshaus integriert. Der Kirchhof und die anschließende Pfarrwiese sind eine grüne Oase inmitten des Dorfes.

Christine Bender und dem Ehepaar Söder geht es bei der Pflege darum, die Schöpfung zu bewahren. Eine Vielfalt an robusten, heimischen Pflanzen soll wachsen, die nicht nur die Menschen anspricht, sondern auch für die Tierwelt wertvoll ist. Umweltbeauftragter Christof Gawronski verweist darauf, dass das auch im Sinne der Kirche sei: In einer Handlungsempfehlung der Deutschen Bischofskonferenz heißt es: „Schöpfungsverantwortung ist ein kirchlicher Auftrag.“

Die Zertifizierung des Hoheimer Pfarrgartens als Naturgarten hat Christine Bender als Jurorin mitgetragen. Die Gartenexpertin und Rosenliebhaberin legt viel Wert auf naturnahes Gärtnern. „Ich kümmere mich um alles, was blüht“, fasst Bender ihr Engagement in Kolitzheim zusammen. Mitglieder der Kirchenverwaltung pflegen die Gras- und Wiesenflächen oder schneiden die Bäume.

In Kolitzheim sollen die Blumenstauden und Pflanzen mit dem Klimawandel klarkommen, nicht zu anspruchsvoll in der Pflege sein, die Besucher erfreuen und den kirchlichen Jahresablauf widerspiegeln. Viele Pflanzen hätten eine christliche Symbolik, erklärt die Fachfrau. Die Rose gehört dazu. Im Kolitzheimer Pfarrgarten blühen Beet- und Kletterrosen. Vor allem liebt Christine Bender alte Sorten mit ihrem unvergleichlichen Duft. Christ- und Pfingstrosen entfalten zur jeweiligen Jahreszeit ihre Pracht. Salbei und Lavendel gedeihen an den sonnig-heißen Standorten an der Kirchenmauer. An anderer Stelle fällt der Frauenmantel ins Auge. Vieles, was hier blüht, seien typische Pfarrgarten-Pflanzen. Sie eigneten sich auch für den Kirchenschmuck oder als Heilkräuter.

Heimische Bäume geben Struktur

Heimische Bäume und Sträucher wie Felsenbirne oder Wildapfel strukturieren den Kirchhof, bilden Schattenbereiche und sind Nahrungspflanzen für Vogel- und Insektenarten. Die Felsenbirne schmecke auch menschlichen Besuchern. Gerne geht die Kolitzheimerin mit Gästen in die Streuobstwiese der Pfarrgemeinde hinter dem Kirchhof. Unter Walnussbäumen gibt es schattige Sitzplätze mit Blick auf die Kirche. Dahinter stehen knorrige Obstbäume. „Im Frühjahr blühen tausende Narzissen“, erzählt Bender. Die Wiese sei eine Oase mitten im Dorf und jedem zugänglich.

„Ich freue mich, dass das Umfeld der Kirchen in der Pfarreiengemeinschaft Marienhain mit so viel Engagement von Ehrenamtlichen gepflegt wird“, sagt Pfarrer Andreas Engert. Den großen Einsatz der Helfer könne er gut einschätzen, weil er selbst den Pfarrgarten in Herlheim pflege. „Das ist ein schöner Ausgleich zum Alltag“, erzählt er, und: „Ich freue mich, wenn es grünt und blüht.“ In stressigen Wochen sei keine Zeit für sein Hobby im Pfarrgarten, dann wachse auch mal Unkraut. Umso schöner sei der Anblick der Blüten und die Ernte von frischem Gemüse aus dem Pfarrgarten vor der Haustür.

Von Heike Beudert und Ralf Ruppert

Stichpunkte zum Thema

Für die Gestaltung von Pfarrgärten und Kirchenumgriffen gibt es in der Diözese Würzburg bisher keine festen Leitlinien. Umweltbeauftragter Christof Gawronski verweist bei Nachfragen auf die Empfehlungen der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim.

Infos zur Naturgarten-Zertifizierung „Bayern blüht“ gibt es auf der Internetseiten der Landesvereinigung Gartenbau Bayern oder der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Die Bewerbung läuft über die Geschäftsführung des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege oder die Kreisfachberatung an den Landratsämtern. Kriterien für eine Zertifizierung sind der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel, Dünger und Torf, hohe Biodiversität sowie boden- und wasserschonende Bewirtschaftung.