Grund dafür ist das Ergebnis der Volkszählung von 2022. Die wies nach: In der Gemeinde im Pastoralen Raum Schweinfurter Mainbogen leben erstmals mehr Katholiken als Protestanten – die Zahl steht bei 1425 zu 1362. Noch beim Zensus 2011 lag der katholische Bevölkerungsanteil mit 1547 Gläubigen unter dem der Protestanten mit 1592. Der katholische Feiertag Mariä Himmelfahrt ist in einer bayerischen Kommune nur dann arbeitsfrei, wenn mehr katholische als evangelische Christen dort ihren Hauptwohnsitz haben.
Kaum Veränderungen erwartet
Viel ändern wird sich in Schwebheim kaum. „Wer bisher in die Messe ging, wird das weiterhin tun“, sagt der örtliche Pfarrer Gregor Mühleck. „Schließlich können wir an Mariä Himmelfahrt gemeinsam an die Vollendung der Schöpfung erinnern.“ Ansonsten bietet sich die Möglichkeit, das öffentliche Leben für einen Tag zu entschleunigen: Der Einzelhandel schließt, Angestellte der örtlichen Betriebe und Verwaltung bekommen frei. Die Kindergärten im Ort sind am 15. August – mitten in den Sommerferien – sowieso geschlossen. Hier müssen sich die evangelischen Träger nur mit dem zusätzlichen Feiertag für ihre Angestellten arrangieren.
Weniger Christen, viel Einsatz
Für den evangelischen Pfarrer Tobias Wölfel ist der neue Katholiken-Überschuss in Schwebheim, bei aller Freude über einen freien Tag mehr, eigentlich Grund zur Sorge. Die Zahl seiner Gemeindemitglieder ist seit 2011 um mehr als fünfzehn Prozent gesunken; bei den Katholiken ist es ein Zehntel. Kirchenaustritte und Sterbefälle überwiegen die Zahl der Taufen und (Wieder-)Eintritte bei weitem. „Langfristig gilt: Je weniger Mitglieder, desto weniger hauptamtliches Personal, um den Kontakt zu halten“, beschreibt Wölfel die Konsequenz.
Doch er wendet die Situation ins Positive, im Gleichklang mit seinem katholischen Kollegen: „Wir haben eine intensive, eingespielte ökumenische Arbeit und engagierte Gemeindemitglieder, die das Zusammenleben vor Ort mitgestalten.“ Die statistischen Daten sagen schließlich auch: Zwei Drittel der Schwebheimer sind noch Mitglied in einer der christlichen Kirchen.
Infoblock: Mariä Himmelfahrt
Der Feiertag erinnert an die leibliche Aufnahme der Gottesmutter Maria in den Himmel und wurde 1950 von Papst Pius XII. als bislang letztes katholisches Dogma verkündet. Dieser Teil des Marienglaubens ist nicht in der Bibel zu finden und beschreibt doch ein einzigartiges Privileg: Während bei allen anderen Gläubigen die Auferstehung des Leibes erst am Jüngsten Tag erwartet wird, wurde Maria sofort mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen.
An Mariä Himmelfahrt werden Kräuter gesammelt, zu Sträußen gebunden und in der Kirche geweiht. Häufig finden Wallfahrten und Flurprozessionen statt. Gesetzlicher Feiertag ist der 15. August im Saarland und in großen Teilen Bayerns: fast flächendeckend in Schwaben, Altbayern sowie Unterfranken, jedoch kaum im stark protestantisch geprägten Mittel- und Oberfranken.
Von Sebastian Haas