Würzburg (POW) Im religiösen Pluralismus stecken große Chancen für katholische wie für evangelische Kirche. So lautet eine der Erkenntnisse einer Veranstaltung der Katholischen Akademie Domschule am Montagabend, 21. April. Moderiert von Dr. Rainer Dvorak von der Domschule, tauschten sich der katholische Professor Dr. Dr. Hans-Joachim Sander (Salzburg) und Oberkirchenrat Michael Martin von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern aus. Gerade Themen wie die Globalisierung oder die gesellschaftliche Integration der Muslime stellen nach Sanders Worten die beiden Schwesterkirchen vor unausweichliche Herausforderungen.
„Moscheenbauten machen etwas mit uns. Sie passen nicht zu der Vorstellung, dass wir in einer christlichen Gesellschaft leben“, sagte Sander. Das Christentum stehe jedoch von Anfang an für Pluralität. Schon mit Jesus, der selbst nicht Christ war, sondern Jude, sei die christliche Religion von etwas bestimmt, was sie nicht ist. Und Martin ergänzte, dass auch im Neuen Testament mit seinen vier Evangelien eine Vielfalt bereits grundgelegt sei. Dem pluralen Ursprung stehe heute eine moderne Identitätsform gegenüber, in der das eigene Selbstverständnis von sich selbst her gesucht werde. Beide Referenten zeigten sich darin einig, dass das Christsein von der eigenen Konfession her verstanden werde. Das entlarvte Sander als Utopie. Sie werde jeweils durch den anderen relativiert, der die eigene Identität relativiere. „Genau das macht die Kirche erst fähig, im religiösen Pluralismus zu bestehen“, betonte der Salzburger Professor. Er erklärte, dass daher nichts Besseres passieren könne als diese Herausforderungen.
Dass hinter der Erschütterung der Identität und im Erkennen des eigenen Plurals gerade der Schatz der christlichen Religion liegt, hat Oberkirchenrat Martin schon erfahren: „Erst in der ökumenischen Auseinandersetzung habe ich für mich herausgefunden, was es heißt, protestantisch zu sein.“
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