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Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Pfingstsonntag, 11. Mai, im Würzburger Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder,

vielleicht haben auch Sie unseren diesjährigen Frühling besonders intensiv wahrgenommen. Der lange, später noch recht kalte Winter ließ uns alle auf das Frühjahr hoffen. Nun, nach einem kühlen, regnerischen April erleben wir einen strahlenden Wonnemonat Mai. Das Aufbrechen der Natur in eine intensive Blüte ist mir heuer wieder so recht bewusst geworden als ein Hineingenommenwerden in das pralle Leben. Die Natur ist nicht nur unser Lebensumfeld, sie ist auch oft Gleichnis- und Verstehensraum für weitere oft nicht einfach zu fassende Vorgänge in unserem Leben. So ist Kälte und Starre für uns ein Zeichen von Stagnation und Tod, Wärme und Licht dagegen ein Bild für Leben und Liebe.

Das Pfingstfest als Fest des Heiligen Geistes ist für uns nicht nur ein Bild vom Geist Gottes, den wir uns ohnehin nicht vorzustellen vermögen, sondern das Pfingstfest ist selbst die Tür Gottes in unser Leben und aus unserem Leben heraus in die Wirklichkeit Gottes.

Christus hat uns den Heiligen Geist verheißen als den Lebensspender, als den Tröster, als denjenigen, der es uns erst ermöglicht, Gottes Wirken zu erkennen und wenigstens teilweise zu verstehen. So hörten wir eben in der zweiten Lesung: „…keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.“ (1 Kor 12,3b).

Der Glaube an die Gottessohnschaft Jesu Christi, der Glaube an sein innergöttliches Leben und dann doch an seine Nähe zu uns, ja, an sein Mitten-unter-uns-sein ist ein Werk des Heiligen Geistes.

Liebe Schwestern und Brüder,

wir verkennen oft, dass der Glaube an unseren Heiland Jesus Christus nicht nur für einige wenige Auserwählte wichtig ist, sondern für die ganze Welt. Die Botschaft, dass Christus uns aus der Verlorenheit des Todes in das Leben hinein gerettet hat, ist die zentrale Botschaft unseres Glaubens.

Zur Zeit ist viel über die Bedeutung der Religionen und der Zukunft des Christentums in den Medien zu vernehmen. Neben einem aufbrechenden Neo-Atheismus wird eine neue Glaubenssehnsucht konstatiert. Gerade junge Menschen fragen neu nach verlässlichen Werten. Aber es kann nicht einfach darum gehen, ob Religion als Phänomen eines irgendwie gearteten Glaubens Zukunft hat, sondern ob unsere christliche Botschaft als Erlösung von Sünde und Tod Bestand haben wird.

Das Besondere unseres Glaubens in der Vielstimmigkeit weltweit verbreiteter Religionen besteht darin, dass wir Christus als den Sohn Gottes verkünden, der uns erlöst hat und damit unserem Leben über den Tod hinaus Zukunft gibt.

Ein Schweizer Soziologe (Peter Gross) hat – wie eine deutsche Tageszeitung schrieb – den „unerlösten Theologen eine Pfingstpredigt“ gehalten (Vgl. FAZ, 09.05.08 Ohne den Finger zu krümmen, sind wir erlöst). Dabei sagt er zu Recht, dass es uns nach 2000 Jahren Christentum nicht einfach darum gehen kann, „ob es weiterhin auch in unserem stark säkularisierten Erdteil irgendwelche religiösen Phänomene gibt, sondern ob die sehr spezifische und anspruchsvolle Erlösungsbotschaft des Christentums noch Zukunft hat.“ (Ebd.) Er konstatiert die Bedeutung des Christentums für die Kultur des Westens, beklagt aber unseren heutigen Zustand als ‚schlaff und stumm, oberflächlich angepasst an den Zeitgeist’. Er sieht unsere Verkündigung „der Welt von Diesseits und Jenseits, von Schuld und Gnade, von Tod und Auferstehung, von ewiger Seligkeit und ewiger Verdammnis, von einem Messias und dem von ihm gebrachten Seelenheil … weit entfernt von der Wirklichkeits- und Selbsterfahrung des heutigen Menschen.“(Ebd.)

Stattdessen stellt er die Phänomene der Gegenwart heraus. (Ich zitiere den Zeitungsartikel): „Er deutet die Hoffnungen auf einen friedlichen Kosmopolitismus infolge der Globalisierung als neueste säkularisierte Form des christlichen Messianismus. In den genetischen Träumen von der Herstellung eines vollkommenen Menschen sieht er eine futuristische Form diesseitiger Erlösung, in der Konzentration auf das eigene Ich in Psychokulturen und therapeutischen Strömungen eine gnostische Innenwendung.“ (Ebd.)

Unsere christliche Vorstellung von Erlösung, die die Befreiung von Tod und Sünde in das Ewige Leben und die Gemeinschaft mit Gott beinhaltet, wird heute oft in ein rein diesseitig bezogenes Geschehen verfremdet.

Wir brauchen deshalb umso mehr den Heiligen Geist, der uns die Botschaft von unserer Erlösung verstehen, begreifen und umsetzen lässt. Es ist ein Werk Gottes, diesen Glauben zu gewinnen. Deshalb bitten wir besonders heute um den Heiligen Geist für uns, denn Christi Tod kommt erst da zur Erfüllung, wo Menschen sich in diese neue Lebenswirklichkeit hinein nehmen lassen und die Konsequenzen in ihrem Leben ziehen.

Bitten wir also verstärkt um die Kraft Gottes, den Heiligen Geist, dass er ‚die finstere Nacht zerreißt und strahlendes Licht in diese Welt bringt’, bitten wir ihn, ‚Labsal in der Not zu sein’ und ‚Ruhe in der Unrast’ unserer Zeit, ‚Kühlung in der Hitze’ und ‚Trost im Leid’.

Die Feier des heutigen Hochfestes kann auch für uns wieder zu einem Schlüsselerlebnis werden. Amen.