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Predigt von Bischof Hofmann in der Feier der Osternacht am Samstag, 22. März 2008, im Würzburger Dom

Liebe Schwestern und Brüder,

liebe Mitbrüder im Bischofs-, Priester- und Diakonendienst,

in der Stille dieser Nacht hören wir gleichsam den ersten Geburtsschrei des neuen Lebens. So wie wir es in einem neuen geistlichen Lied besingen, trifft es besonders für diese heilige Nacht zu: „In der Mitte der Nacht ist der Anfang eines neuen Tages…“ Mit dieser heiligen Nacht rückt unser Leben nach dem Tode in realistische Nähe. Christus steht als Erster von den Toten auf und holt uns mit seinen weit geöffneten Armen in diese Aufwärtsbewegung des neuen und ewigen Lebens.

Vor dieser Wirklichkeit mag uns mehr schwindeln als bei dem Gedanken, in’s Weltall geschossen zu werden. Viele wollen diese unglaubliche Wahrheit nicht an sich heran lassen, weil sie fürchten, einer Illusion aufzusitzen. Was, wenn diese Botschaft nicht wahr ist? Diese Zweifel sind nicht neu. Sie werden uns schon von den ersten Zeugen der Begegnung mit dem Auferstandenen berichtet.

Die drei Frauen am Grab wollen den Leichnam Jesu salben und werden von einem Engel zur leeren Grabstelle gewiesen (Mt 28,5ff.). Maria von Magdala fragt den vermeintlichen Gärtner, er solle sagen, wohin er den Leichnam Jesu gebracht habe. Petrus und Johannes laufen nach der Mitteilung der Frauen zum Grab, um sich selbst zu überzeugen, dass es leer ist. Thomas glaubt zuerst den Aposteln nicht, dass der Herr ihnen am Ostersonntagabend im verschlossenen Abendmahlssaal wirklich begegnet ist.

Zweifel an die Auferstehung hat es von Anfang an gegeben, und sie verstummen auch nicht bis in unsere Tage. Fast jährlich erscheinen zur Osterzeit immer neue abenteuerliche Buch-Theorien, die mit den abstrusesten Ideen den Auferstandenen in das verstehbare, innerweltliche Getriebe einordnen wollen. Es gelingt nicht.

Stattdessen wird unser Blick durch die Leseordnung dieser Heiligen Nacht auf den großen, die Weltgeschichte als Heilsgeschichte durchlaufenden, roten Faden göttlichen Wirkens gelenkt. Angefangen mit dem Schöpfungsbericht, der Berufung des wider alle Hoffnung glaubenden Abrahams, den rettenden Durchzug durch das Rote Meer über Gottes geduldige Sorge auch gegenüber den widerspenstigen Menschen bis hin zur prophetischen Verheißung, dass Gott reinigendes Wasser über die Sünder ausschüttet und ihnen statt des Herzens aus Stein ein Herz von Fleisch schenkt (vgl. Ez 36,25f.), werden wir bis zum Geheimnis der Auferstehung und der darin gründenden Taufe geführt.

Die Taufe als Wiedergeburt zum ewigen Leben ist nur in und durch den Auferstandenen möglich. Die Taufe, die in dieser Osternacht den neugeborenen Zwillingen und einem erwachsenen Mann gespendet wird, ist die konkrete Frucht der Auferstehung Jesu Christi.

Hierin wird den Täuflingen das ewige Leben eröffnet.

Liebe Schwestern und Brüder,

wenn ein Mensch geboren wird, können wir ihm den Weg in das Leben bereiten, ihm alles Gute wünschen und möglichst viele Steine aus dem Weg räumen. Aber das einzige, das wir bei der Geburt eines Menschen sicher sagen können, ist, dass er sterben wird. Diese Grenze, vor der so viele Menschen erschrecken, wird in dieser Nacht aufgehoben. Durch das Sakrament der Taufe wird Maria und Johanna Schmidt und Herr Robert Dentler die Gewissheit geschenkt, dass der Auferstandene selbst sie in die Aufwärtsbewegung zum Himmel mitnimmt. Gott nimmt in ihren Herzen Wohnung, wäscht sie rein, gibt ihnen ein Herz aus Fleisch und begleitet sie durch alle Unwägbarkeiten des irdischen Lebens bis sie in der Osternacht ihres Lebens das Tor des Todes in die Anschauung Gottes durchschreiten.

Romano Guardini fragt: „ Wann ist der Himmel ganz und wirklich da? Wenn alles Schwere fort ist … Wenn alle Trägheit überwunden ist; alles Böse, Kalte, Hochmütige, alle Empörung, aller Ungehorsam, alles Begehren … Wenn alles Erdenwerk vollbracht ist, und alle Schuld gesühnt. Das aber bedeutet: Nach dem Tod. Nach dem Tod, wenn die Zeit vorbei ist; wenn alles steht im ewigen Jetzt; wenn keine Veränderung mehr sein kann, sondern, im Ewigen Licht, das Geschöpf ganz klar und mit seinem Wesen zu Gott steht – dann ist alles offen, und es bleibt. Dann ist der Himmel da.“ (Lesebuch der Lebensweisheit. Grünewald 2006. 41)

Amen.