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Ausstellung in der Diözesanbibliothek zeigt Leben und Wirken von Bischof Josef Stangl und gibt auch Einblicke in die Gesellschaft

Würzburg (POW) Regens Vitus Brander bringt es so auf den Punkt: „Ideal gerichtetes, freundliches Wesen. Ausgezeichnete Führung. Gesund und gut brauchbar. Jugendbewegt.“ Nachzulesen in der Einzelbewertung der Neupriester, angefertigt am 7. März 1930. Das Schriftstück ist eines der vielen Dokumente, die in der Ausstellung „Hirtenamt und Gesellschaft. Josef Stangl, Bischof von Würzburg 1957-1979“ bis 28. Oktober in der künftigen Diözesanbibliothek zu sehen sind. Der Eintritt ist frei, die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, mittwochs bis 19 Uhr zu sehen.

In akribischer Kleinarbeit hat ein Team von Mitarbeitern um die Professoren Dr. Wolfgang Altgeld, Dr. Johannes Merz und Dr. Wolfgang Weiß das Archivmaterial rund um das Leben des Würzburger Bischofs gesichtet und dabei viel Interessantes und Sehenswertes ans Licht befördert. Besonders ins Auge fallen die bischöflichen Gewänder von Bischof Stangl. Ganz der vorkonziliaren Ordnung entsprechend, gehört zum Bischofsornat ein Mantel mit langer Schleppe, im Winter mit einen Hermelinkragen mit Kapuze ergänzt. Pontifikalschuhe in den jeweiligen liturgischen Farben komplettieren die Ausstattung: leuchtend violette mit eingesticktem Kreuz, kunstvoll mit Feuerzungen bestickte rote und ein Paar schlichte schwarze.

Es sind die sonst der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Dokumente und Fotos, die der Ausstellung einen besonderen Charakter verleihen: Zum Beispiel ein Foto, das Josef Stangl als Dreijährigen mit seinen Geschwistern Kosmas und Maria zeigt. Oder das Französisch-Wörterbuch, auf das Josef Stangl mit dem Bleistift einen Tisch mit Topf, Schüssel und Rührlöffel gezeichnet hat. Welcher raue Wind dem jungen Seelsorger bald nach seiner Priesterweihe im Jahr 1930 entgegenweht, zeigen Fotos aus den 1930er Jahren: Am Domvorplatz weht ein Transparent der NSDAP „Adolf Hitler rettet den Mittelstand“, unter dem Triforium der Westfassade des Doms prangt ein Schild: „Rette deine Seele!“

Welche Rolle Stangl nach Stationen in Aschaffenburg, Würzburg, Karlstadt an der Seite des jungen Bischofs Julius Döpfner einnimmt, wird durch die Tatsache deutlich, dass Döpfner Stangl zum Leiter des Seelsorgereferats macht. Stangl macht sich schon zehn Jahre vor dem Zweiten Vatikanum die Laienmitarbeit zum Thema, wie die 1954er Erstausgabe der „Werkblätter“, die den Untertitel „für Laienarbeit in der Diözese Würzburg“ trägt. Nur kurz ist 1957 das Intermezzo Stangls als Regens des Würzburger Priesterseminars. Dennoch scheint der sportliche Priester einen bleibenden Eindruck bei seinen Seminaristen hinterlassen zu haben: Ein Foto zeigt das mit Blumen und Fahne geschmückte neue „Bischofsrad“ im Innenhof des Seminars.

Wie Stangl sich bewegt und wie seine Stimme geklungen hat, zeigen die an mehreren Stellen auf Tastendruck abspielbaren Fernsehdokumente. Aus heutiger Sicht sehr kühl wirkt die Vereidigung Stangls in der Bayerischen Staatskanzlei durch den Ministerpräsidenten Dr. Wilhelm Hoegner: Der scheint bei seiner Rede mit den Augen geradezu am Manuskript zu kleben. In den ersten Jahren des Pontifikats hat Stangl sich nicht mit der Seelsorge allein zu beschäftigen: Der kirchenfeindliche Kurs der SED in den Ostgebieten beschäftigt auch ihn. Unter strenger Geheimhaltung wird Stangl 1959 in einem Schreiben der Nuntiatur aufgefordert, für die südthüringischen Diasporagebiete unter Würzburger Verwaltung Stellvertreter für den Bischöflichen Kommissar zu benennen.

Im oberen Stockwerk der Ausstellung empfängt den Besucher ein imposant großes Foto der Konzilsaula im Petersdom. Das Zweite Vatikanum und seine Umsetzung vor Ort bestimmten große Teile von Stangls Pontifikat. Wie schwierig das im Einzelnen war, zeigt die ausführliche Diskussion, die 1965 im Würzburger Katholischen Sonntagsblatt über die Frage nach „Jazz in der Kirche?“ geführt wird. Für die neue Zelebrationsweise mit Volksaltar werden Umbauarbeiten in allen Pfarrkirchen notwendig: In Stangls Amtszeit fällt auch die Einweihung des im Krieg zerstörten Doms. Mehr als 150 neue Kirchen entstehen im gesamten Bistum unter Stangl, einige davon sind auf Fotos ausgestellt. Stangl ist auch der erste Würzburger Bischof, der Ständige Diakone weiht und Pastoralassistenten aussendet – im Jahr 1972.

„Gott ist der Stärkere“, schreibt Stangl im August 1976 nach dem Tod der Pädagogikstudentin Anneliese Michel im Würzburger Katholischen Sonntagsblatt und erläutert den Gläubigen seine Sicht zum Exorzismus. Zweifelsohne zu den Höhepunkten der letzten Jahre von Bischof Josef Stangl zählt die Seligsprechung von Liborius Wagner, bei der Papst Paul VI. Stangl am Papstaltar im Petersdom die Messe zelebrieren lässt; und die Weihe des neuen Münchener Erzbischofs Joseph Ratzinger am 28. Mai 1977. Geradezu jugendlich wirkt der heutige Papst auf den Fernsehbildern von damals. Und noch einem späteren Papst begegnete Stangl persönlich, wie ein Schwarzweiß-Bild zeigt: Krakaus Erzbischof Kardinal Karol Wojtyla, der im September 1978 zusammen mit anderen polnischen Bischöfen die Fuldaer Bischofskonferenz besucht, um die deutsch-polnischen Kontakte auszubauen.

Nähere Informationen zur Ausstellung im Internet unter www.bischof-stangl.de.

(2807/1003; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet