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Rahmenbedingungen für caritative Arbeit beraten

Würzburg 1.12.2017. Umfangreiche Tagesordnung bestimmt dreistündige Sitzung der Vertreterversammlung. Finanzdirektor Albrecht Siedler mahnt Kirche und Caritas zu Einsparungen.

Unter den vielen Punkten der Tagesordnung stach am vergangenen Freitag, 1. Dezember, einer besonders heraus. Finanzdirektor Albrecht Siedler, zu Gast in der Vertreterversammlung der unterfränkischen Caritas, sprach über die wirtschaftlichen Perspektiven der Diözese Würzburg. Die Kirche könne sich in diesem Jahr über ein herausragendes Ergebnis freuen und dennoch gelte: „Kirchensteuern in dieser Höhe hatten wir noch nie und werden wir nie wieder haben.“ Siedler zeigte anhand von Grafiken auf, dass bei steigenden Lohnkosten und sinkenden Einnahmen in zehn Jahren jener Punkt erreicht sei, an dem die Ausgaben über dem Ertrag an Kirchensteuern liegen werden. „Wir müssten längst gehandelt haben“, sagte der kirchliche Finanzdirektor kritisch und attestierte der Kirche, sie wisse nicht, was sie lassen solle. „Alle Arbeitsbereiche scheinen gleichermaßen wichtig zu sein“, so Siedler. Noch seien keine Entscheidungen gefallen; er plädiere aber für das Modell segmentierter Haushalte. „Jeder Bereich bekomme einen bestimmten Prozentsatz aus der Kirchensteuer und muss damit zurechtkommen“, schlug Siedler vor. Gewisse Verteilungskämpfe blieben dann nicht aus. Auf Nachfrage versicherte der Finanzexperte, dass man um die Bedeutung der Caritas wisse und diese bei allen Gesprächen im Blick habe.

Aus den Reihen der Vertreterinnen und Vertreter kam der Hinweis auf schlankere Verwaltungsstrukturen. Die Kirche müsse bei den Menschen und nicht hinter den Schreibtischen der Verwaltung sein, sonst verliere sie ihre Glaubwürdigkeit. Eine Maßnahme sei die Modernisierung und Verschlankung der Verwaltung.

Digitalisierung ist Gebot der Stunde

Mit ihren Projekten Sozialstationen-NOW und Caritas Digital 21 gehe die Caritas mit gutem Beispiel voran. Das unterstrich Direktorin Pia Theresia Franke. Einheitliche Software in den Sozialstationen und eine externe professionelle Unterstützung sollen sicherstellen, dass die Pflegekräfte entlastet würden. „Wir brauchen wieder mehr Zeit für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen“, so Franke. Auch aus ökonomischer Sicht sei die Digitalisierung sinnvoll. Caritasdirektor Wolfgang Kues lud die Anwesenden ein, ernsthaft darüber nachzudenken, in das Projekt Caritas Digital 21 einzusteigen. „Nicht zuletzt geht es um Konkurrenzfähigkeit, Datenschutz und die Gestaltung von Arbeitsabläufen auf der Höhe der Zeit“, warb Kues für die Digitalisierung. Der Caritas sei im Sinne des gesamten Verbandes in Vorleistung gegangen, um einen guten Start zu ermöglichen.

Haushalt und Organigramm

Investitionen seien unumgänglich, stellte Dr. Kues den Haushalt 2018 für den Diözesanverband vor, der erstmals seit 2005 im Minus abschließe. „Allein für das Projekt der Digitalisierung haben wir 500.000 Euro veranschlagt, die aber durch Umlagen aus den beteiligten Diensten und Einrichtungen wieder hereingeholt werden sollen“, erklärte Kues einen der großen Posten im Haushalt. Viele Immobilien müssten dringend saniert werden, um Standards und gesetzliche Vorgaben halten zu können. Die Situation sei angespannt, aber keineswegs bedrohlich. Größte Kostenstelle sei nach wie vor das Personal.

Es werde keine zusätzlichen Stellen im Caritasverband geben, versicherte Domkapitular Clemens Bieber bei der Vorstellung des neuen Organigramms für die Geschäftsstelle in Würzburg. „Der DiCV übernimmt nach wie vor Tätigkeitsfelder für die Caritas insgesamt, wenn sie für kleinere Verbände eine Überforderung darstellen“, erläuterte Bieber das Prinzip der Subsidiarität. Man sei sich der Verantwortung bewusst, wirtschaftlich und menschlich. Bieber erinnerte an das schnelle Agieren der Caritas im Rahmen der großen Flüchtlingsströme. Die Diözese habe in den vergangenen Jahren mehrere Millionen Euro beigesteuert, der Diözesanverband für das Personal gesorgt. Anders als in der Asylsozialarbeit sei der Einsatz der Fachambulanz für Gewalt- und Sexualstraftäter beispielsweise sehr gut durch den Freistaat refinanziert. „Wenn die Caritas wächst, dann nur, weil externe Kostenträger mit im Boot sind.“

Weitere Tagesordnungspunkte

Diskutiert wurde über die Erhöhung der Umlage an den Spitzenverband. Diese wurde seit 1999 nicht mehr angepasst. Ebenso sei durch eine unabhängige Revision angeregt worden, die Beiträge zur Arbeitsrechtlichen Kommission (AK-Umlage) direkt an die Dienste und Einrichtungen weiterzugeben, wie es von Rechts wegen angedacht sei. „Wir erwarten durch diese Maßnahmen jeweils ca. 90.000 Euro“, unterstrich Caritasdirektor Dr. Kues.

Mit „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ wurde die bundesweite Jahreskampagne 2018 von Dr. Sebastian Schoknecht vorgestellt. Neben Familien, Rentnern und Studenten, die im Mittelpunkt der Kampagne stünden, werde die Caritas in Unterfranken auch Wohnsitz- und Obdachlose, Langzeitarbeitslose, Flüchtlinge und Migranten im Blick haben. „Wie kann es auf dem angespannten Wohnungsmarkt gelingen, benachteiligte Menschen in die eigenen bezahlbaren Vierwände zu bringen“, erläuterte Schoknecht einen Aspekt der neuen Kampagne.

Zur Ermöglichung von finanziellen Zuwendungen großer Hilfswerke wurde eine kleine Satzungsänderung notwendig. Die Vertreterinnen und Vertreter nahmen die neue Formulierung einstimmig an. Außerdem berichtete Dr. Kues über die Delegiertenversammlung des Deutschen Caritasverbandes in Magdeburg.

Gesegneter Advent

Domkapitular Clemens Bieber entließ die Vertreterinnen und Vertreter aus allen Bereichen der unterfränkischen Caritas mit den besten Wünschen für eine gute und gesegnete Adventszeit. „Mögen Ihnen Engel begegnen, und mögen wir selbst für andere Menschen zu Engeln werden“, wünschte er mit Blick auf ein Gemälde von Dr. Jürgen Lenssen.