Würzburg/Hammelburg (POW) Listen mit insgesamt 7103 notariell bestätigten Unterschriften hat der Hammelburger Aktionskreis „Kirche in Bewegung“ am Freitagabend, 5. Februar, an Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand in Würzburg überreicht. Hillenbrand nahm die Unterschriften in Vertretung von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann entgegen. Die Initiative fordert eine Weiterbeschäftigung von Priestern in der Kirche, die sich gegen den Zölibat entschieden haben. Außerdem setzt sie sich für die Freiwilligkeit der Entscheidung zum Zölibat bei künftigen Priestern ein. Das Aktionsbündnis war nach der Suspendierung des Hammelburger Pfarrers Michael Sell im Oktober 2009 gegründet worden. Dieser hatte sich gegen den Zölibat und für ein Leben in Ehe und Familie entschieden.
Acht Frauen und Männer aus der Pfarreiengemeinschaft „Sieben Sterne im Hammelburger Land“, überreichten Hillenbrand die gesammelten Unterschriften und dankten dem Generalvikar für die Dialogbereitschaft. Gleichzeitig wünschten die Hammelburger ein Treffen mit Bischof Hofmann. In dem rund zweistündigen Gespräch mit dem Generalvikar machten sie deutlich, wie sehr sie in der katholischen Kirche von Kindheit an beheimatet seien: „Wir wollen die Kirche nicht verlassen. Uns geht es um die Zukunft unserer Kirche.“ Christlich gehe man mit Streitfragen um und wolle eine Offenheit für eine Diskussion erzielen. Hammelburgs Pfarrgemeinratsvorsitzender Reinhard Beichel bat die Diözesanleitung um Zusammenarbeit: „Wir brauchen eine dialogfähige und glaubwürdige Kirche.“ Der Generalvikar legte dar, dass hinter dem Pflichtzölibat der Priester die Frage stehe, in welcher Weise eine freiwillige Entscheidung stets auf institutionelle Stützen angewiesen sei. Weiterhin betonte er, Ehe und Ehelosigkeit seien christliche Grundhaltungen, die sich gegenseitig stützen müssten.
Die Vertreterinnen und Vertreter des Aktionskreises waren mit Hillenbrand einer Meinung, dass der aktuelle Gläubigen- und Priestermangel in der Kirche ein großes Problem sei. Entscheidend sei heute, missionarisch Kirche zu sein. Angesicht der derzeitigen pastoralen Situation in ihrer Pfarreiengemeinschaft betonten die Hammelburger, es sei dringend notwendig, dass der Bischof bald einen Pfarrer für die Hammelburger Gemeinden ernenne. Generalvikar Hillenbrand sagte, dass derzeit Gespräche über die Besetzung der Pfarrstelle stattfänden. „Ich möchte, dass jemand Pfarrer in Hammelburg wird, der die Menschen zusammenführen kann.“ Gleichzeitig bat er die Hammelburger Delegation, dem künftigen Pfarrer beim Start in der Pfarreiengemeinschaft zur Seite zu stehen. Er selbst sei auch bereit, nach Ernennung des neuen Pfarrers sich der Diskussion in der Pfarreiengemeinschaft zu stellen.
Die Unterzeichner der Unterschriftenlisten betonen, dass sie sich aus Liebe zu Gott und seiner Kirche an Bischof Hofmann wendeten. „Wir achten und respektieren den Zölibat als Zeichen der Ganzhingabe in der Nachfolge Christi. Wir danken allen Priestern, die dieses Zeichen leben und so unseren Gemeinden und unserer Kirche dienen.“ Mit dem Bischof stimmten sie in der Sorge darum überein, dass dieses Zeichen immer weniger von den Menschen verstanden werde. Zudem litten die Katholiken unter dem Priestermangel vor Ort. Die Unterzeichner wünschen sich eine Kirche, die sich im Vertrauen auf Gott mutig öffne, um neue Wege zu gehen, und wieder die Sprache der „einfachen“ Gläubigen spreche. Konkret fordern sie von Bischof Hofmann, dass er sich in der Bischofskonferenz für eine Weiterbeschäftigung der Priester in der Seelsorge einsetze, die wegen der Entscheidung für Ehe und Familie suspendiert worden seien. Weiter solle der Bischof an Reformen mitwirken, „die es für die Zukunft möglich machen, dass sich zum Priestertum berufene Menschen für diesen besonderen Weg mit Gott entscheiden können, ohne sich damit zugleich für die Ehelosigkeit verpflichten zu müssen. Der Zölibat würde dadurch in seinem Wert nicht verringert, sondern durch die betonte Freiwilligkeit sogar gesteigert.“
Die Unterschriften wurden von Maria Heckmann, Sabine Krapf, Reinhard Beichel, Petra Oberste-Dommes, Annemarie Fell, Siggi Bauer, Ingrid Klauer und Dieter Stadler überreicht.
(0610/0185; E-Mail voraus)
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