Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Regisseur im Hintergrund

Würzburger Liturgiereferent Dr. Stephan Steger sorgt für reibungslosen Ablauf der ökumenischen Vesper

München (POW) Als die Feier am Münchener Odeonsplatz sich gerade ihrem Höhepunkt nähert, kommt Dr. Stephan Steger aus Würzburg richtig ins Schwitzen: Die 120 Brotverteiler haben sich offensichtlich die Standorte, an denen sie ihre Körbe mit gesegnetem Brot ausgeben sollen, nur bedingt eingeprägt. Über sein Funkgerät verständigt er die beiden Kollegen der Gottesdienstregie und sprintet dem Zug hinterher, der sich die Ludwigstraße entlang bewegt und an den Tischen das gesegnete Brot verteilt. Rund 20.000 Menschen nehmen am Freitagabend, 14. Mai, an der ökumenischen Vesper mit dem Artoklosia-Ritus teil.

Ein Jahr lang hat Steger, Liturgiereferent der Diözese Würzburg, als katholischer Vertreter an der Vorbereitung mitgewirkt und seit Dienstag, 11. Mai, mit den Beteiligten für den Abend geprobt. Zusammen mit seinen beiden evangelischen Kollegen Propst Arnd Schomerus und Pfarrer Rainer Degenhard bildet er das Regieteam, das für den reibungslosen Ablauf des Gottesdienstes verantwortlich ist.

Um 15 Uhr werden die rund 1000 Tischbegleiter in der Theatinerkirche am Odeonsplatz eingewiesen. Steger nimmt aus dem zur Tragevorrichtung umfunktionierten Kirchentags-Sitzkarton die orangefarbene Tischdecke und legt sie auf den Biertisch, von dessen Art 1000 weitere vor der Kirchentüre stehen. Er zeigt das spezielle Tongeschirr aus Bechern und Krug mit dem Logo des 2. Ökumenischen Kirchentags und weist nochmals auf die Ablaufanleitung hin, die jedem Paket beiliegt. Dort ist auch das Bibelteilen erklärt, zu dem die Tischgruppen nach dem Teilen von Wasser, gesegnetem Brot, Öl und Äpfeln eingeladen sind. Kaum hat die große Menge die Theatinerkirche verlassen, strömt eine weitere Gruppe hinein: Es sind die orthodoxen Frauen und Männer, welche die Körbe von der Bühne unters Volk bringen werden. Steger erklärt und ein griechisch-orthodoxer Priester übersetzt.

Draußen am Odeonsplatz werden um kurz nach 17 Uhr auch die Tische vor der Bühne freigegeben. Steger überwacht auf der Bühne, wie die 60 Weidenkörbe mit den Broten herbeigebracht werden. An den Tischen haben die ersten Helfer schon alles vorbereitet für die anschließende Feier. „Hoffentlich hält das Wetter“, sagen die aus Würzburg angereisten Tischbegleiter Dr. Norbert Weigl, Professor. Dr. Martin Stuflesser und Stegers Frau Christine mit Blick zum dicht bewölkten Himmel. Wie alle anderen haben sie sich via Internet für diesen Einsatz beworben.

Während Gäste wie Innenminister Thomas de Maizière und Bildungsministerin Annette Schavan ihre Ehrenplätze einnehmen, macht Steger den Weg frei für sie. Die Bänke sind offensichtlich näher an die Bühne gerückt worden. Dort, wo laut Planung die Brotverteiler ihren Platz haben, ist es kurz vor Beginn der Vesper um 18 Uhr sehr eng geworden.

Feierlich gestalten die Vertreter der orthodoxen Kirchen den Gottesdienst: Viel Weihrauch, Gesang und feierliche Gebete bestimmen den Ablauf. Diskret entfernt Steger zu den Klängen des vom byzantinischen Chor vorgetragenen Gottesmutterhymnus‘ wie geplant die Regenschutzfolie von den großen Weidenkörben. Spontanes Reagieren ist dagegen gefragt, nachdem Erzbischof Augoustinos, griechisch-orthodoxer Metropolit von Deutschland, das Brot für die Artoklosia-Feier gesegnet hat: Der Pulk von Pressefotografen, der diesen Moment für die Nachwelt festgehalten hat, blockiert nun den Weg, der von der Bühne hinunter zur Ludwigstraße führt. Mit einem freundlichen Lächeln dirigiert Steger die Frauen und Männer zur Seite.

„Für mich ist das der ansprechendste Moment auf dem Ökumenischen Kirchentag, der emotionale Höhepunkt“, sagt eine evangelische Diakonin aus Wasserburg am Inn, während sie mit ihren Tischnachbarn das gesegnete Brot teilt. „Es braucht offensichtlich kein Abendmahl für das Gefühl, als Christen zusammenzugehören“, pflichtet ihr eine Ordensschwester aus München bei. Der Appell von Erzbischof Augoustinos, nach dem Kirchentag auf anderen christlichen Kirchen in den Heimatorten zuzugehen, dürfte nicht nur bei den beiden auf fruchtbaren Boden gefallen sein.

Steger selbst hat von der dichten Atmosphäre wohl wenig mitbekommen. Leicht erschöpft steht er nach dem Schlusssegen am Odeonsplatz und nimmt das Funkgerät-Headset ab. Die Erleichterung ist ihm anzusehen. „Ich freue mich darauf, jetzt einmal Zeit zu haben für die Ökumenischen Kirchentag.“

(2010/0656; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet