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Riesige Hilfsaktion für Kinder in Not

50. Aktion Dreikönigssingen 2008 – Sternsinger ziehen durch Dörfer und Städte, bringen Segen in die Häuser und sammeln Spenden – Viele Bräuche ranken sich um Dreikönigstag – Rund 8500 Sternsinger im Bistum Würzburg

Würzburg/Bamberg (POW) Ganz klein und bescheiden hat die Aktion Dreikönigssingen angefangen: Am 6. Januar 1959 zogen Kinder aus etwa 100 deutschen Pfarrgemeinden als Sternsinger von Haus zu Haus und sammelten rund 90.000 Mark für ein Haus der Caritas in China, das sich um Kinder aus den Slums kümmerte. Erst nach und nach wurden die kleinen königlichen Sänger und die Spendensammlungen für Kinder in Not bekannter und besser organisiert. Prälat Wilhelm Heinz aus Würzburg war damals Diözesan-Jugendpfarrer. Er hat die Anfänge des Dreikönigssingens im Bistum Würzburg unterstützt, und das war gar nicht einfach: „Es gab wenig Informationsmaterial. Anfangs waren eher die Kirchengemeinden beteiligt, die Kontakte zu Missionaren hatten und mit den Spenden dann auch ganz bestimmte Projekte unterstützt haben.“

Doch das kirchlich organisierte Sternsingen wurde immer besser angenommen, sodass sich mehr und mehr Pfarreien daran beteiligten. Das gelang auch dadurch, weil ab 1961 das katholische Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) zusammenarbeitete. In Würzburg dauerte es einige Jahre, bis die ersten zentralen Aussendungsfeiern auf Diözesanebene stattfanden. Doch dann kamen bis zu 1200 Kinder und Jugendliche zusammen, erinnert sich Heinz. Und falls die bischöfliche Aussendungsfeier mal ausfiel, zogen 100 Sternsinger zum Bezirkstagspräsidenten. Besonders gerne denkt der 83-Jährige Prälat an seine Zeit in dem kleinen Dorf Volkers in der Rhön zurück. Dort führte er 1967 den Brauch des Dreikönigssingens ein. Fünf Messdiener aus der Kirchengemeinde hatten die Ehre, als erste Sternsinger den Segen in die Häuser von Volkers bringen zu dürfen. „Seitdem machen die das jedes Jahr wieder“, weiß der Prälat. Er hält viel von dem Brauch des Dreikönigssingens. „Es ist sehr gut für die Kinder, weil sie sich mit weltkirchlichem Engagement auseinandersetzen. Das Verständnis wächst, wenn sie selbst tätig werden.“

Was das Kindermissionswerk in Zusammenarbeit mit dem BDKJ zu einer riesigen Hilfsaktion für Projekte in aller Welt ausgebaut hat, war früher mehr eigen- als gemeinnützig. Lateinschüler im 16. Jahrhundert sollen die ersten gewesen sein, die singend von Haus zu Haus zogen. Sie brauchten dringend Almosen, um Schul- und Kostgeld bezahlen zu können. Die Spendenzahlungen erfolgten meistens an Neujahr oder an Dreikönig. Die Inhaberin des Lehrstuhls für Europäische Ethnologie an der Universität Bamberg, Professor Dr. Heidrun Alzheimer, beschäftigt sich mit den alten Bräuchen. In dem Buch des Humanisten Johannes Böhm über die Sitten im Ochsenfurter Gau von 1520 entdeckt sie einen Hinweis auf diese Bettler. Doch in diesem Fall ging es eher darum, das Gehalt des Lehrers aufzubessern. „Die Lehrer waren zu der Zeit sehr schlecht bezahlt. Sie haben mit den Schülern Lieder und Sprüche einstudiert, die sie dann beim Betteln vortrugen.“

Es blieb nicht bei bettelnden Schülern. Andere, reichere Gesellschaftsgruppen fanden Gefallen daran, sich in Gewänder zu kleiden und zwischen Weihnachten und Dreikönig lärmend von Haus zu Haus zu ziehen, sehr zum Ärger vieler Bürger. Die Beschwerden häuften sich, sodass im Jahre 1584 Würzburgs Fürstbischof Julius Echter einen Erlass veröffentlichte: Nur Schülern solle es erlaubt sein, am Dreikönigstag umher zu ziehen, und zwar „von 14 Uhr bis der Türmer die Nacht anbläst“. Alzheimer kennt noch viele andere Bräuche, die sich um den Dreikönigstag ranken – die meisten haben wenig mit Religion oder der Kirche, geschweige denn mit den drei Weisen aus dem Morgenland zu tun, von denen im Matthäusevangelium berichtet wird.

So weist zum Beispiel eine Quelle aus dem Jahre 1520 auf den Brauch hin, dass die Hausfrau einen Kuchen backt, in den sie ein Geldstück oder eine Bohne hineinsteckt. Wer die Münze oder die Bohne beim Essen erwischt, der darf sich König nennen. Auch das Feiern und der Alkohol gehörten häufig zum Dreikönigstag dazu: In Heidingsfeld ist noch heute das Stärketrinken bekannt, bei dem – so die Tradition – die Männer die Frauen ins Wirtshaus einladen. Der Dreikönigstag beendete früher ein Arbeitsjahr, und so musste das neue Jahr mit einem kräftigen Schluck Stärke begonnen werden. Der Verein Hätzfelder Kreis hat diesen Brauch aufleben lassen und lädt jedes Jahr wieder zum Stärketrinken am Salmannsturm ein. Das Getränk besteht übrigens aus heißem Apfelmost und einem Schuss Eierlikör.

Eine interessante Variation des Dreikönigssingens wird seit 1986 in Großwenkheim praktiziert: Dort ziehen im Wechsel mit den jungen Sternsingern gestandene Männer in königlichen Gewändern von Haus zu Haus und führen ein Königsspiel auf, das der Gemeindeschreiber und Organist Eustach Schmitt Ende der 1940er Jahre komponierte und textete. In dem Fall müssen es drei besonders musikalische und muntere Könige sein, denn sie führen das Stück bis zu 130 Mal auf – so viele Haushalte besuchen sie.

Vieles hat sich verändert, seit die ersten Kinder in königlichem Gewand singend durch die Städte und Dörfer zogen. Doch eines wird wohl immer bleiben: Die Freude und Begeisterung der Kinder für diesen Brauch. Der Referent für Ministrantenarbeit und liturgische Bildung im Bistum Würzburg, Dirk Rudolph, weiß genau, was die „kleinen Könige“ immer wieder so motiviert: „Es ist ihnen ein Herzensanliegen, sich für ihre Altersgenossen einzusetzen und die Aktion zu unterstützen. Sie erleben Weltkirche konkret.“ Er rechnet mit rund 1200 Sternsingern aus 150 Pfarreien, die an der diözesanen Aussendungsfeier 2008 mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am 3. Januar, um 17 Uhr im Würzburger Dom teilnehmen werden. So eine Feier sei sehr wichtig, findet Rudolph: „Die Sternsinger erleben, dass sie zwar in ihren Gemeinden nur einige wenige sind, aber im ganzen Bistum ein große Menge.“ Wie groß die Menge werden kann, zeigen die Zahlen vom vergangenen Dreikönigssingen: Rund 8500 Sternsinger waren in der Diözese Würzburg unterwegs und sammelten insgesamt 1.250.231,02 Euro in 729 Gemeinden. Bundesweit kamen im Jahr 2007 knapp 39 Millionen Euro in über 12.000 Gemeinden und Einrichtungen zusammen. Was 1959 klein begann, hat sich zur weltweit größten Solidaritätsaktion entwickelt, bei der sich Kinder für Kinder in Not engagieren.

Weitere Informationen und Materialien zur 50. Aktion Dreikönigssingen im Internet unter www.sternsinger.de.

dw (POW)

(66 Zeilen/0108/0022; E-Mail voraus)

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