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Schriftgelehrter Vorgeher

Festakt im jüdischen Gemeindezentrum „Shalom Europa“ zu Ehren von Professor em. Dr. Dr. Karlheinz Müller – Kardinal Lehmann schickt Grußwort

Würzburg (POW) Mit einem Festakt im jüdischen Gemeindezentrum „Shalom Europa“ ist Professor em. Dr. Dr. Karlheinz Müller am Dienstagabend, 30. Mai, geehrt worden. Die Veranstaltung fand anlässlich seiner Verabschiedung aus dem Vorstand der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und seines 70. Geburtstags statt. Unter den Gästen waren Dr. Josef Schuster, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele, Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand, Dekan Dr. Günter Breitenbach sowie Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer. Karl Kardinal Lehmann schickte ein Grußwort. Darin hob der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz unter anderem die Verdienste Müllers seit 1975 als Berater in der Arbeitsgruppe „Fragen des Judentums“ in der Ökumene-Kommission hervor. „Daneben steht aber, für Sie persönlich ganz hochrangig, Ihr Bemühen um den christlich-jüdischen Dialog, sozusagen im Nahbereich und in der unmittelbaren Begegnung, in und um Würzburg, der Stadt und der Universität, in der Diözese und in der Region.“

Als Schriftgelehrten, Zeitgenossen und geistlichen Menschen würdigte Generalvikar Hillenbrand den langjährigen Inhaber des Lehrstuhls für Biblische Einleitung und biblische Hilfswissenschaften an der Universität Würzburg. Als Schriftgelehrter habe Karlheinz Müller stets die konkrete Kirche in den größeren Horizont des Reiches Gottes hineingestellt. „Dass mancher diese Intention nicht gleich erkannte und über den sprichwörtlichen ‚Einleitungsschock’ nicht hinauskam, hat Karlheinz Müller gewiss zugesetzt, ihn aber in seinem Mühen um eine ‚kreativ-streitbare Exegese’, die ein spannendes, manchmal auch spannungsreiches Zeugnis vom Reich Gottes ist, nicht irre werden lassen“, sagte Hillenbrand. Der Zeitgenosse Müller habe sich beim Übersetzen moderner hebräischer Gedichte von Jehuda Amichai, im Einsatz für die jüdische Gemeinde in Würzburg und bei der Erforschung der jüdischen Grabsteine aus der Würzburger Pleich gezeigt. Nicht zuletzt sei Müller als geistlicher Mensch erlebbar, der von der Leidenschaft für Wahrheit und Freiheit zugleich getragen sei. „Er lebt aus der Kraft der Wurzel des jüdischen Erbes und möchte in seiner Kirche und darüber hinaus etwas von dieser Kraft vermitteln, die vom Geist Gottes gewirkt wird.“

Dr. Josef Schuster, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, würdigte Müllers stetigen Einsatz für das Verhältnis zwischen Juden und Christen. „Dass es sich heute so positiv darstellt, ist ganz wesentlich Ihr Verdienst.“ Nicht zuletzt habe Müller seit der Entdeckung mittelalterlicher jüdischer Grabsteine auf dem Gelände des früheren Markusklosters in der Würzburger Pleich die besondere Stellung und Bedeutung der jüdischen Gemeinde im 12. bis 14. Jahrhundert nachgewiesen.

Er sei mehr ein Vorgeher als ein Vorsitzender gewesen, charakterisierte Rosa Grimm, Geschäftsführerin der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, den scheidenden katholischen Vorsitzenden des Vereins. „Nicht nur, dass er ständig vor Ideen sprühte: Das Anerkennen der Eigenständigkeit des Judentums und die Suche nach Zusammenarbeit kennzeichneten sein Engagement.“ Mit viel persönlichem Einsatz habe er unter anderem einen Hebräischkurs organisiert und die Ausstellung „Die Bibel wie Juden sie lesen“ konzipiert. Am Entstehen des Gemeindezentrums „Shalom Europa“ habe Müller als tatkräftiger Mitinitiator Anteil: Unter anderem, weil das integrierte Museum von ihm gestaltet wurde.

Burkhard Hose, neuer katholischer Vorsitzender der Gesellschaft für jüdisch-christliche Zusammenarbeit, lobte vor allem Müllers Einsatz für eine echte ökumenische Zusammenarbeit, in der die evangelische Kirche nicht Juniorpartner sei, sondern es einzig und allein auf das gemeinsame Engagement ankomme. „Nicht über Juden, sondern mit Juden vor Ort reden“, laute die Maxime, welche die Gesellschaft für jüdisch-christliche Zusammenarbeit dank Müller verinnerlicht habe. „Es geht weiter – mit dir, Karlheinz als kritischer Begleiter, aber treu an unserer Seite“, rief Hose seinem Vorgänger zu. Wie zum Beweise referierte Müller unter der Überschrift „Papiere an seidenen Fäden“ über Gefährdungen und Chancen des derzeitigen Dialogs der Kirchen mit den Juden.

mh (POW)

(2206/0809; E-Mail voraus)

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