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Schüsse, Schweigen und die Seele

Am Sonntag feiert die Kirche das Christ­königsfest. Bei der Einführung des Festes 1925 erinnerte Papst Pius XI. daran, dass alles Irdische dem Willen Christi unterstellt sei.
Was unterscheidet Anschläge auf gefüllte Gotteshäuser von Attacken in Straßen, Bahnhöfen oder Hotels? Im erstgenannten Fall werden Menschen zu Zielscheiben, die sich zum gemeinsamen Gebet versammelt haben. Gerade das wird ihnen zum Verhängnis. So wie jüngst beim bewaffneten Überfall eines 26-Jährigen auf eine Baptistengemeinde in Texas. Dass sie der Terror im Gotteshaus heimsuchen kann, erfahren Christen und Angehörige anderer Religionen immer wieder.
Am Sonntag feiert die Kirche das Christ­königsfest. Bei der Einführung des Festes 1925 erinnerte Papst Pius XI. daran, dass alles Irdische dem Willen Christi unterstellt sei. Es war eine Reaktion auf eine verunsichernde Zeit: Alte Monarchien waren verschwunden, Faschisten und Kommunisten konkurrierten mit Demokraten. Die Kirche trauerte um ihre zerrinnende Macht, und religiöse Weltbilder verloren an Attraktivität.
Die 1920er Jahre lassen sich nicht einfach mit der Gegenwart gleichsetzen – zum Glück. Aber verunsichernd wirkt auch unsere Zeit. Und sie wirft Fragen auf: Kann man sich ein göttliches Königtum vorstellen, das Schusswaffen-Besitzern Herrschaft erlaubt? Passt die Vorstellung von Liebe und Allmacht des Schöpfers zu einer Welt, in der jederzeit und überall Unheil droht?   Solche Fragen sind eine Prüfung für den Glauben, weil es auf sie keine unanfechtbare Antwort gibt. „Das kann man nicht erklären. Ich kann es nicht erklären“, gestand Papst Franziskus im Juni bei einem Treffen mit Schülern, als es um das Leid von Kindern ging. „Der Herr antwortet nicht“, fügte er hinzu.   Heute reagiert die Kirche auf das Schweigen Gottes und die Zumutungen der Zeit nicht mit einem neuen Christusfest. Das braucht es auch nicht, aber noch immer gilt: Ohne Gebet und Gottesbindung wird Schmerz nicht leichter, Trauer nicht sanfter und Angst nicht schwächer. Im Gegenteil: Fehlt der menschlichen Seele der spirituelle Unterbau, fehlt eine wertvolle Stütze in einer abgründigen Welt. ULRICH BAUSEWEIN