Würzburg (POW) Mit Kabelbindern ketten zwei junge Männer Bauzaunelemente aneinander. Wenige Meter weiter hilft ein großer Gabelstapler beim Entladen von Traversen für den Bühnenaufbau. „Kannst Du mal mit anpacken?“, ruft am Mainufer eine blonde Frau mit Rastazöpfen. Sie stützt einen Aluminiumpfosten, der Bestandteil eines großen Zeltes ist, und ruft einen Helfer herbei, der mit ihr und einer Handvoll anderer das noch labile Gestell ein paar Meter weiter trägt.
Die Ulmerin Carolin Langer (20) ist eine von insgesamt rund 35 Helferinnen und Helfern, die am Dienstag, 29. April, auf dem Viehmarktgelände an der Würzburger Friedensbrücke schwitzen und arbeiten. Das bundesweite Festival „Utopia – Jetzt“ der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) wird ab Donnerstag, 1. Mai, auf dem geteerten Platz am Mainufer stattfinden. Die Organisatoren rechnen mit etwa 2500 Kindern und Jugendlichen, die bis Sonntag, 4. Mai, an dem Treffen teilnehmen.
Während eine Grundschulklasse halb gelangweilt, halb neugierig dreinblickend über das Gelände stapft, fahren die ersten Lastwagen mit Getränkeständen und der große Sattelschlepper vor, dessen Ladefläche die Bühne abgibt. Auf ihr wird Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Sonntag, 4. Mai, um 10.30 Uhr gemeinsam mit dem Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke den großen Abschlussgottesdienst feiern. „Dazu laden wir herzlich alle Interessierten ein“, sagt Matthias Zöller, Geistlicher Leiter der KjG im Bistum Würzburg.
Die Utopia-Teilnehmer werden am 1. Mai um 16 Uhr an den rund 20 Quartieren in Würzburg und Umgebung erwartet. Mehrheitlich dienen Schulturnhallen als Festival-Unterkunft. „Ab 18 Uhr ist auf dem Festivalgelände ein Markt der Möglichkeiten, bei dem die teilnehmenden Diözesanverbände aus ganz Deutschland sich und ihre Arbeit präsentieren“, sagt Zöller, der auf viele Besucher aus Würzburg und Umgebung hofft. Um 22.45 Uhr treffen sich die Jugendlichen zum Nachtgebet mit Weihbischof Hauke im Dom. Musikalisch gestaltet die Musikgruppe Achawa das Gebet.
Nur für angemeldete Teilnehmer sind der Stationslauf sowie die über 100 Workshops am Freitagvor- und -nachmittag. Ein nachmittäglicher Spaziergang zur Friedensbrücke sollte sich dennoch lohnen: „Die KjG Aachen bringt Segelboote mit und wird eine kleine Regatta auf dem Main veranstalten.“ Ab 20 Uhr wartet ein öffentliches Kulturprogramm auf Besucher. „Es spielen drei Bands, außerdem gibt es auf dem ganzen Platz Kleinkunst wie Improvisationstheater, Comedy und einen Poetry Slam. Und wer sich gerne entspannen möchte, kann das im Biergarten, einer Lounge oder einem orientalisch angehauchten Café-Zelt tun“, erläutert Susanne Lieb, Würzburger KjG-Diözesanvorsitzende.
Mit einem Scheppern werden die großen Fußteile für die Lautsprecheranlage aus dem Lkw gewuchtet. Eine Gruppe von Studenten kümmert sich um die Technik. Einer von ihnen ist Moritz Pelzer (24) aus Aachen. Obwohl es noch früh am Tag ist, stehen ihm die Schweißtropfen schon auf der Stirn. Die Zeit drängt: Für das große Open-Air-Konzert am Samstagabend mit der Crossover-Band H-Blockx und der Vorgruppe Pohlmann (Karten an der Abendkasse zu 15 Euro), aber auch für die eigens für das Festival gegründete „Utopia-Band“, die am Donnerstagabend zur Begrüßung spielt, soll in professionellem Umfang Licht und Sound geboten werden. Der Samstagvormittag steht ganz im Zeichen der Vorbereitung auf die Demonstration am Nachmittag. „Geplant ist, dass die Kinder und Jugendlichen ihre Visionen einer lebenswerten Gesellschaft vorstellen“, sagt Lieb. Das soll bei einem Zug geschehen, der vom Viehmarkt über die Friedensbrücke in die Würzburger Innenstadt führt. Um 14.45 Uhr ist eine zentrale Kundgebung am Oberen Markt geplant, zu der sich der bayerische Kultusminister Siegfried Schneider angekündigt hat. Um 17 Uhr ist eine Spendensammelaktion zugunsten des Hilfswerks Misereor geplant.
Am Sonntag können sich Festivalteilnehmer und Gottesdienstbesucher von außerhalb ab 10 Uhr mit dem Feuerstein-Chor auf den Tag einstimmen. Der Gottesdienst um 10.30 Uhr schließt das Festival ab. „So, jetzt muss ich aber noch etwas arbeiten“, entschuldigt sich die KjG-Diözesanvorsitzende und eilt in Richtung Zaunbaustelle. Bis zum Abend sollen nicht nur alle Zelte und die Bühne stehen, sondern auch das Gelände komplett eingezäunt sein. Keine Utopie, sondern noch viel Arbeit. Jetzt!
Nähere Informationen im Internet unter www.utopiajetzt.de
(1808/0577; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet