Gadheim/Würzburg (POW) Über das spezielle Profil der über 40 kirchlichen Schulen in Unterfranken und deren Leitbild haben auf Einladung des Caritasverbandes und des Schulreferats der Diözese Würzburg Vertreter von über 30 Schulen im Markushof in Gadheim diskutiert. „Das Bistum Würzburg hat angesichts der vielen Schulen in kirchlicher Trägerschaft eine große Verantwortung im Bildungsbereich“, sagte Winfried Schrödl, stellvertretender Schulreferent im Bischöflichen Ordinariat. Träger der Schulen sind unter anderem die Diözese Würzburg, Ordensgemeinschaften und das Kolpingwerk sowie der Caritasverband. Allein zur Caritas Schulen gGmbH gehören 16 Schulen in Unterfranken mit zirka 3700 Schülern.
Der kirchliche Bildungsauftrag unterscheide sich vom staatlichen, indem er neben den vielfältigen Kompetenzen für Bildung und Leben auch Wert auf den Zugang zum kirchlichen Leben und christlichen Glauben lege, betonte Schrödl. „Die Schulen brauchen eine Orientierung.“ Aus der These, eine katholische Schule sei eine gute Schule, ergebe sich die Frage, was eine gute Schule ausmache. Je nach Schultyp und Bundesland würde sie unterschiedlich beantwortet, sagte Schrödl weiter.
Für kirchliche Schulen in der Diözese Würzburg gibt es hier schon konkrete Vorstellungen. Seit eineinhalb Jahren arbeitet eine Expertenrunde aus Mitarbeitern des Ordinariats und der Caritas unter Einbindung der Regierung von Unterfranken an einem Eckpunkteprogramm. Zu ihnen gehört der Miltenberger Religionslehrer Dr. Albert Brendle. In Gadheim stellte er den Entwurf eines Zehn-Punkte-Programms vor: Der einzelne Schüler muss als Person mit Würde und als freie und eigenständige Person ansehen werden, die Lehrer müssen sich als engagierte Profis gemeinsam dem Lernen der Schüler stellen und ihre Kompetenzen zusammen weiter entwickeln, der gute Unterricht muss zum Kerngeschäft gehören, Fortschritte der Schüler müssen regelmäßig kontrolliert und auch gewürdigt werden. Unabdingbar seien eine Kooperationsbereitschaft mit Eltern, Behörden und Trägern und ein Konsens über das Bildungs- und Erziehungskonzept. Die Schulleitung muss sowohl gute pädagogische als auch Management-Qualitäten haben, eine lebendige Schulkultur unterhalten und ein gelebtes Ethos der Anerkennung und Verantwortung pflegen. Eine kirchliche Schule muss als pastoraler Ort der Glaubensbezeugung ein innovativer Netzknoten sein, der Fäden zu Gemeinden, kirchlichen Gruppen und Einrichtungen knüpft.
Eine Benachteiligung kirchlicher Schulen gegenüber staatlichen Bildungseinrichtungen beklagte Ines Bennhausen vom Katholischen Schulwerk in Bayern. Im Auftrag der Freisinger Bischofskonferenz arbeitet es als Schnittstelle zwischen über 160 kirchlichen Schulen und dem bayerischen Kultusministerium. „Kirchliche Schulen brauchen klare Leitbilder und Unterscheidungsmerkmale gegenüber staatlichen Schulen – es ist für sie eine Existenzfrage“, sagte Bennhausen. Die Arbeit werde ihnen von staatlicher Seite aber oft schwer gemacht. Sie bekämen keine automatischen Zuweisungen von neuen Lehrkräften, und die Abordnung staatlicher Lehrer an ihre Schulen sei mit vielen Hürden und zeitlicher Befristung verbunden. Dazu kommen Wettbewerbsnachteile wie zum Beispiel um 20 Prozent niedrigere Nettolöhne, da Lehrkräfte an kirchlichen Schulen meist nicht verbeamtet, sondern angestellt seien. „Welchen großen Anteil sie aber an der Bildungslandschaft in Bayern haben, ist vielen gar nicht bewusst. Im Bereich der Gymnasien wird fast jeder zehnte, im Bereich der Realschulen fast jeder fünfte, im Bereich der Fachakademien und Berufsschulen fast neun von zehn Schülern an kirchlichen Schulen unterrichtet“, unterstrich Bennhausen.
(1907/0713; E-Mail voraus)
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