Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Sehnsucht nach Seelsorger vor Ort

Projekt „Land in Sicht – Zukunft der Landpastoral im Bistum Würzburg“ schließt mit Umfrage – Stärken und Schwächen der Pfarrgemeinden am Land analysiert

Würzburg (POW) Die ländlichen Gemeinden im Bistum Würzburg haben eine tiefe Sehnsucht nach einem präsenten Seelsorger vor Ort. Darüber hinaus ist ihnen die sonntägliche liturgische Versammlung und Eucharistiefeier im eigenen Ort ganz wichtig. Das geht aus einer Fragebogenaktion hervor, die die Katholische Arbeitsgemeinschaft Land (KAL) im Jahr 2005 zum Abschluss des Projekts „Land in Sicht – Zukunft der Landpastoral in der Diözese Würzburg“ durchführte und deren Ergebnisse mittlerweile vorliegen. 65 Pfarrgemeinden aus allen 19 Landdekanaten beteiligten sich mit insgesamt 450 Personen an der Aktion.

Die Umfrage wollte vor allem Pfarrgemeinderäte zu einer kleinen Dorf- und Gemeindeanalyse anregen. Weiter sollte exemplarisch die aktuelle Situation der Landpastoral im Bistum Würzburg aus Sicht der Pfarrgemeinderäte erfasst werden. Über zwei Drittel der Pfarreien im Bistum Würzburg zählen weniger als 1000 Gläubige. „Wie gelingt es, die Kirche im Dorf zu lassen und gleichzeitig in den Gemeinden das Bewusstsein zu fördern, dass künftig das Eigenprofil kleiner Ortschaften sich nur in der Bereitschaft zur Kooperation in allen zentralen Bereichen des kirchlichen Lebens – Verkündigung, Liturgie und Diakonie – entwickeln kann?“, lautete die zentrale Frage für den Schirmherrn des Projekts, Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand. Der ehrenamtliche Einsatz vieler Frauen und Männer vor Ort werde künftig eine noch größere Bedeutung haben.

Nach den Ergebnissen der Umfrage verstehen sich die Pfarrgemeinden als generationenübergreifende Gemeinschaft von Getauften, die dazu beitragen, dass die Kirche vor Ort mehr Lebensnähe gewinnt und Lebensfreude ausstrahlt. „Wer mitmacht, erlebt Gemeinde“, heißt das Motto. Als große Stärken der Pfarrgemeinden werden das freiwillige und ehrenamtliche Engagement vieler Menschen sowie die guten menschlichen Beziehungen gesehen. Schwächen ihrer Gemeinden sehen die Befragten im Fehlen ganzer gesellschaftlicher Gruppen sowie in mangelhaften Umgangs- und Verhaltensformen. Angebote für die mittlere Generation fehlen, Männer aller Altersstufen sind kaum präsent.

Gewünscht wird eine Öffnung der Gemeinde nach außen, beispielsweise zu Neuzugezogenen, Randgruppen und Jugendlichen. Ängstlich blicken viele Pfarrgemeinderäte auf „Zusammenlegungen“ von Pfarreien. Visionen für eine neue Art, Kirche im Dorf zu sein, fehlen laut Umfrage. Gegenwärtige Entwicklungen werden deshalb vor allem als Abbruch und Verlust empfunden. Bernhard Spielberg vom Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der Universität Würzburg, der das Projekt wissenschaftlich begleitete, zieht hieraus das Fazit: „Es gibt noch eine große Zahl an Menschen, die sich in der und für die Kirche im Dorf engagieren. Oft sogar weit über ein selbstverständliches Maß hinaus. Sie werden den Prozess der Veränderung der Kirche tragen – wenn sie dabei begleitet werden.“

Ganz wichtig ist den Gemeinden der glaubwürdige Seelsorger, der für die Menschen vor Ort ansprechbar und erfahrbar ist, mit ihnen lebt, Zeit für sie hat, sie im Alltag begleitet und in Krisensituationen für sie da ist. Die Vorstellungen, was der Seelsorger tun solle, orientieren sich am traditionellen Priesterbild. Die überwiegende Mehrheit der Befragten spricht sich für eine hauptamtliche Kontaktperson vor Ort aus, falls kein Priester am Ort wohnt. Sie soll die Aufgaben zwischen Pfarrer und Gemeinde koordinieren und das örtliche Gemeindeleben organisieren. Das traditionelle Bild des guten Hirten steht auch hier Pate. Die Wünsche nach Nähe, Begleitung und Zeit sowie die verschiedenen Erwartungen an die Fähigkeiten und an die Persönlichkeit zeigen nach den Worten von Pastoralreferentin Andrea Kober-Weikmann, Bereichsleiterin in der Hauptabteilung Seelsorge, dass Seelsorge vor Ort vor allem von Personen verkörpert wird. Von den bisher diskutierten Modellen künftiger Seelsorge gebe es noch keine klaren Vorstellungen. Deutlich werde, dass Ehrenamtliche in den Gemeinden unter der Voraussetzung einer verlässlichen Begleitung immer noch zu großem persönlichen Engagement bereit seien.

Für Diözesanlandjugendseelsorger Wolfgang Scharl, Koordinator des Projekts „Land in Sicht“, sind in den Umfrageergebnissen besonders die tiefen Sehnsüchte der Landpfarreien nach einer Seelsorge vor Ort, nach einer harmonischen Gemeinde im konkreten Wohnumfeld zu erkennen. Gleichzeitig werde aber auch deutlich, dass die Gemeinden nicht zur kleinen Herde werden wollten, sondern das Bedürfnis hätten, sich nach außen zu öffnen und die gesellschaftliche Bedeutsamkeit von Kirche und Gemeinde zu bewahren.

Die KAL hatte das Projekt „Land in Sicht“ im Herbst 2002 gestartet. Ziel war es, die Themen Land und Landpastoral ins Gespräch zu bringen und die aktuelle Lebenssituation der Menschen auf dem Land näher kennen zu lernen. Daraus sollten Grundlagen und Impulse für die zukünftige Pastoralplanung in den ländlichen Regionen geliefert werden. Zum Projekt „Land in Sicht“ gehörten Fachtagungen, die einwöchige Dorfanalyse in Michelau im Steigerwald, die Erstellung von 18 Thesen zur Zukunft der Landpastoral sowie die Fragebogenaktion. Schirmherr des Projekt war Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand. Der Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der Universität Würzburg begleitete „Land in Sicht“ wissenschaftlich.

In der KAL vertreten sind neben der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) und der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) die Landwirtschaftliche Familienberatung, die Landfrauenvereinigung im Katholischen Frauenbund, die Katholischen Landvolkshochschulen Volkersberg und „Klaus von Flüe“ in Münsterschwarzach und das Umweltreferat der Diözese Würzburg. Weitere Informationen zu dem Projekt und die ausführliche Mappe mit den Umfrageergebnissen gibt es bei der Katholischen Arbeitsgemeinschaft Land, Kilianeum – Haus der Jugend, Ottostraße 1, 97070 Würzburg, Telefon 0931/38663721, Fax 0931/38663729, E-Mail info@klb-wuerzburg.de.

(3406/1188)