Münsterschwarzach (POW) Ein weitweit wachsendes Bedürfnis der Menschen, vor Gott still zu werden und Ruhe zu finden, hat Benediktinerabt Dr. Fidelis Ruppert als Berater der Weltbischofssynode beobachtet. „Das Stillwerden vor Gott hat eine missionarische Funktion. Es spricht auch Menschen an, die sonst nicht zur Kirche kommen“, sagte der Münsterschwarzacher Abt nach seiner Rückkehr von der dreiwöchigen Synode in Rom gegenüber dem POW. Die Kirche solle diese Sehnsucht ernst nehmen und die Menschen zum Geheimnis Gottes hinführen – „ein weites pastorales Feld“.
Bei dem Treffen im Oktober in Rom setzte sich Abt Ruppert besonders mit dem Thema „Anbetung“ auseinander. Gedanken und Ergebnisse der Synode, die sich mit der „Eucharistie als Quelle und Höhepunkt des Lebens und der Sendung der Kirche“ beschäftigte, will er in den kommenden Wochen bei mehreren Vorträgen in der Abtei aufgreifen. Für den Abt war die erstmalige Teilnahme an einer Weltbischofssynode ein Schritt in eine ungewohnte Welt, in der er sich aber sehr schnell wohlgefühlt habe und akzeptiert worden sei. Als einer von 32 Beratern habe er mit den rund 250 Synodalen aus aller Welt in Gruppen Gespräche geführt, an den Diskussionen im Plenum teilgenommen und ein Statement zum Thema „Anbetung“ erarbeitet. Sehr anstrengend sei das dreiwöchige Marathon für ihn gewesen, aber sehr anregend. „Ich habe mir viele Notizen gemacht und bin sehr bereichert nach Münsterschwarzach zurückgekehrt.“ Persönlich werde er künftig viel stärker auf Details in der Liturgie achten. „Es geht nicht um Neues, sondern darum, dessen bewusst zu werden, was wir in der Liturgie feiern.“
Wie vertiefen wir unsere liturgischen Feiern? Was müssen wir tun, damit die Liturgie das Herz der Menschen erreicht? – Fragen der Synode, die Abt Ruppert weiter beschäftigen werden. „Entscheidend ist, dass wir Jesus als den Auferstandenen in der Tiefe des Herzens begegnen, um verwandelt zu werden“, gibt er als Antwort auf die Fragen, die heute neu gestellt werden müssten. Mit seinen Mönchen wolle er beispielsweise darüber nachdenken, mit welcher Haltung sie in die Liturgiefeier gingen und was es bedeute, dass Jesus in der Eucharistie gegenwärtig sei.
Der massive Rückgang der Kirchenbesucherzahlen und das gleichzeitige Abwandern zu Sekten, vor allem in Südamerika und Afrika, habe die Synode sehr beunruhigt. Viele Menschen sähen die Eucharistiefeier nicht als Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens. Hier sei vor allem eine sakramentale Mystagogie nötig, die zu einer tieferen Erfahrung der sakramentalen Wirklichkeit führe. Wichtig ist es Abt Ruppert, die Menschen in die Feier der Liturgie hineinzunehmen. Aus einer vertieften Erfahrung heraus müssten die Priester die Liturgie gestalten. Das sei den Synodenvätern besonders wichtig gewesen.
„Heiße Eisen“ wie der Zölibat, die Weihe bewährter verheirateter Männer zu Priestern („viri probati“) oder der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten seien bei der Synode öfters angesprochen, aber nicht diskutiert worden. „Es war zu wenig Zeit, um Themen ausführlich zu diskutieren.“ Beispielsweise hätten Vertreter der Ostkirchen auf ihre verheirateten Priester hingewiesen und auch die damit verbundenen Probleme genannt. Die Frage nach anderen Zugangswegen zum Priesteramt habe sich angesichts des Dilemmas aufgedrängt, dass die Eucharistie Zentrum des Glaubens sei, die Kirche dieses Sakrament aber vielen Menschen nicht anbieten könne. Abt Ruppert erinnerte gegenüber dem POW vor allem an Gemeinden in Afrika, die nur einmal im Vierteljahr eine Eucharistie feiern könnten.
Die Frage des Kommunionempfangs für nichtkatholische Christen sei sehr wohlwollend diskutiert worden. Die Synodenväter hätten um Verständnis gebeten, dass eine gemeinsame Mahlfeier derzeit noch nicht möglich sei. Die Kirche respektiere die Teilnahme Andersgläubiger an der Eucharistiefeier, doch gehöre zur Kommuniongemeinschaft die Kirchengemeinschaft. Ein gutes Zeichen sei die Segnung von Nichtkatholiken bei der Kommunion, wie es in manchen Ländern praktiziert werde. „Das ist ein Zeichen der Verbundenheit und sagt gleichzeitig: Wir sind noch nicht ganz verbunden.“ Wichtig war es Abt Ruppert, dass bei der Synode immer wieder positiv über diese Themen gesprochen worden sei. Auch bei der Frage nach den wiederverheirateten Geschiedenen habe man gemerkt, dass viele Bischöfe darunter litten. „Die Sorge um diese Menschen war zu spüren. Es herrschte eine sehr wohlwollende pastorale Atmosphäre.“ Erstaunlich fand der Benediktinerabt, dass die Frage nach der Tridentinischen Messe nur kurz erwähnt wurde, aber nicht Thema war. „Auch im Schlussdokument kommt sie nicht vor.“
Sehr interessant fand der Abt die „Manöverkritik“ am Ende der Synode. Überrascht habe ihn, wie gut die Verbesserungsvorschläge gewesen seien. „Das klang hochmodern.“ So wolle man die Strukturen einer Bischofssynode ändern, um zielstrebiger Themen angehen zu können und effektiver zu arbeiten. Papst Benedikt XVI. selbst erlebte der Abt sehr angenehm. Menschlich und locker sei der Papst den Synodenteilnehmern begegnet, habe seine Gedanken ohne Manuskript entwickelt und sich auch bei mancher Diskussion zu Wort gemeldet. Persönlich trafen sich Papst und Abt bei einem kurzen Gespräch: „Papst Benedikt kannte mich. Er hat nach der Abtei Münsterschwarzach und nach ihrer Zukunft gefragt.“
(4505/1465; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet