Würzburg (POW) Begeisterung pur nach der gelungenen Premiere des Oratoriums „Der Sohn des Zimmermanns – Szenen nach dem Neuen Testament“ im Würzburger Kiliansdom: „Ich bin sehr ergriffen und geradezu erdrückt. Ich kenne ja jede Note dieses Werks, aber es ist insgesamt doch ganz anders und neu, wenn man das Werk erstmals vor einem großen Publikum hört“, sagte der Komponist des Oratoriums, Wilfried Hiller, am Ende der Uraufführung am Dienstagabend, 16. März, in Würzburg.
Sehr angetan zeigte sich Hiller angesichts der Tatsache, dass die Würzburger Dommusik unter Leitung von Domkapellmeister Professor Martin Berger es punktgenau geschafft habe, die Aufführung mit dem Einsetzen der Glocken des Doms um 21.20 Uhr, dem Zeitpunkt des Bombenangriffs auf Würzburg vor 65 Jahren, zu Ende zu bringen. „Ich bin sehr beeindruckt und sehr, sehr glücklich, ein solches Ergebnis meiner fast fünfjährigen Arbeit zu erleben“, betonte der Komponist. Professor em. Dr. Winfried Böhm, der das Libretto des Oratoriums schrieb, fand kam Worte am Ende der Uraufführung. „Der Librettist ist sprachlos“, war seine erste Reaktion. Die Uraufführung bezeichnete er als sehr eindrucksvoll. „Wenn man das Libretto für ein solches Werk schreibt, weiß man nicht, wie es klingen wird. Wir haben fünf Jahre daran gearbeitet. Jetzt muss ich sagen: Es hat sich gelohnt. Es war ein wunderbarer Abend.“
Tief beeindruckt zeigten sich auch Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, Weihbischof Dompropst Ulrich Boom und Oberbürgermeister Georg Rosenthal. Für Bischof Hofmann waren sowohl Musik als auch Libretto ergreifend. „Die Probleme des heutigen Menschen in der Erfassung der Gestalt Jesu Christi kamen zum Ausdruck. Man fand sich wieder in allen Höhen und Tiefen. Insofern halte ich diesen Abend gerade am 16. März für sehr gelungen.“ Weihbischof Boom beschäftigte im Nachklang besonders die ewige Frage an die Gemeinde und an jeden Menschen: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“ Die Frage ziehe sich durch das gesamte Oratorium. Am Schluss stehe dann das Bekenntnis zu Jesus, der die Sünde der Welt hinweg nehme. Das Läuten der Domglocken am Ende der Uraufführung bringe die Schrecken des 16. März 1945 in Erinnerung und all das, was Menschen anrichten und zerstören könnten, sagte der Weihbischof. Dem stehe die andere Bedeutung des Läutens gegenüber, das andeute, dass die Welt gerettet werde.
Voller Lob waren Würzburgs Oberbürgermeister Georg Rosenthal und seine Frau Hanna. „Es war großartig. Man musste sich in das Klangbild und die Instrumente erst hinein hören. Ich war immer mehr fasziniert. Die Uraufführung war eindrucksvoll, absolut eindrucksvoll.“ Besonders würdigte Rosenthal die große Leistung von Domkapellmeister Berger und der Dommusik. „Ich fand es großartig, wie die Musik den Raum gefüllt hat. Das war mehr als eine Aufführung, es war eine Inszenierung“, unterstrich Hanna Rosenthal.
Für Domkapellmeister Berger und alle Aufführenden war es ein „ganz bewegendes Erlebnis“. Berger verglich die Uraufführung mit der Geburt eines Kindes. Selbst beim Musizieren habe man Respekt vor dem Werk verspürt. „Chöre, Orchester und Dommusik sind stolz auf das, was gemeinsam im Lauf der vergangenen Monate auf die Beine gestellt werden konnte. Wir können heute ganz zufrieden nach Hause gehen.“ Zutiefst zufrieden zeigte sich ebenfalls Bischöflicher Finanzdirektor Dr. Adolf Bauer, der zusammen mit Weihbischof em. Helmut Bauer und im Namen der Abbé-Vogler-Musikstiftung das Werk initiiert und in Auftrag gegeben hatte. „Ich bin tief beeindruckt und überwältigt in der Gesamtwirkung. Es ist ein großer Erfolg für das kirchenmusikalische Wirken in Würzburg und weit darüber hinaus.“
Vor Beginn der Aufführung erinnerten Bischof Hofmann und Oberbürgermeister Rosenthal an die besondere Bedeutung des 16. März für die Stadt Würzburg. Die Uraufführung des Oratoriums sei eine neue spirituelle Dimension des Gedenkens, sagte der Oberbürgermeister. „Wir erleben das wahrscheinlich erste Jesus-Oratorium des 21. Jahrhunderts – und erleben somit ein kleines Stück Musikgeschichte, die der Komponist Wilfried Hiller hiermit geschrieben hat“, betonte der Bischof. Das Werk wolle die Entfremdung zwischen Kirche und zeitgenössischer Musik aufbrechen. „Ein solches Vorhaben erfordert Mut.“
Der Bayerische Rundfunk zeichnete die Uraufführung auf und sendet sie am Ostermontag, 5. April, um 20.05 Uhr im Hörfunkprogramm BR-Klassik.
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