Würzburg/Mbinga (POW) Über die Arbeit des Partnerverbands im Bistum Würzburg hat sich Pfarrer Odwin Kapinga, Präses der katholischen Arbeitervereinigung Vuwawa aus dem tansanischen Bistum Mbinga, informiert. Auf Einladung der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) besuchte er in den vergangenen Wochen Unterfranken.
„Unser Verband ist erst vier Jahre alt und ist mit rund 150 Mitgliedern vergleichsweise klein“, sagte Kapinga am Montag, 7. Juni, kurz vor seiner Abreise. Unter Mitwirkung von Klaus Köhler von der KAB der Diözese Würzburg wurde der Partnerverband in Tansania gegründet. Echte Arbeiter fänden sich praktisch nicht unter den Mitgliedern, da es praktisch keine Industrie in Mbinga gebe. „Der größte Teil sind Kleinbauern, außerdem haben wir ein paar Angestellte in unseren Reihen.“ Ziel der Vuwawa sei es, eine alltagstaugliche Spiritualität zu entwickeln und die Mitglieder im Alltag zu besseren Katholiken zu machen.
Das bedeutet nach Kapingas Worten unter anderem, Wege zu finden, wie die meist ländliche Bevölkerung aus der Armut heraus gelangen kann. Im Durchschnitt verdiene ein Arbeiter etwa einen Dollar pro Tag. Große Gewinne aus den landwirtschaftlichen Produkten erzielten nicht die Erzeuger, sondern die Zwischenhändler. Kapinga dankt der KAB und deren Jugendverband, der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ): „Dank der Unterstützung aus Deutschland haben wir ein genossenschaftliches Kleinkreditprogramm auflegen können, das unternehmerische Initiativen von Gruppen von fünf Personen fördert“, berichtet Kapinga.
Ein weiteres Anliegen seines Verbandes sei es, die Menschen zu bilden. „Nur wer von seinen Grundrechten weiß, geht zum Beispiel auch zum Wählen. In Tansania finden dieses Jahr Parlamentswahlen statt.“ Dank Fördermitteln der Europäischen Union gebe es inzwischen eine achtjährige kostenlose Schulbildung für alle. Leider könnten noch immer viele talentierte Schüler keine weiterführende Schule besuchen, weil die Eltern das jährliche Schulgeld von um die 30 Euro nicht aufbringen könnten. „Mädchen sind in diesem Zusammenhang nochmals zusätzlich benachteiligt, weil viele meinten, dass sie ohnehin früher oder später sich ihrer Familie widmen werden.“
Bei seinem Aufenthalt im Bistum Würzburg habe er zwischen Johannesberg und Knetzgau sehr viel Gastfreundschaft und Großzügigkeit erfahren dürfen, resümiert der afrikanische Priester. Die KAB habe sich als ein kraftvoller Verband gezeigt, „der die Menschen zusammenbringt“. Überraschend sei für ihn gewesen, dass eine vermeintlich alte Art der Energieproduktion – das Verbrennen von Holz – bei einer Hackschnitzelanlage eine Zukunftstechnologie darstelle. Und noch etwas ist Kapinga aufgefallen: „Ich habe ein Seniorenzentrum besucht und muss sagen: Ich bin schockiert darüber, wie einsam dort die alten Menschen leben. Keiner besucht sie, keine Kinder, keine Freunde. In meiner Heimat wäre das nicht vorstellbar. Wir sagen: Ein alter Mensch ist ein Segen.“ Außerdem sei der Zusammenhalt innerhalb der Familie in Tansania viel enger. In Deutschland gebe es für den Einzelnen eine Flut an Angeboten, das führe zu einer starken Individualisierung.
Pfarrer Kapinga hofft, dass die historisch enge Verbindung zwischen Deutschland und Tansania in Zukunft vertieft wird; zum Beispiel durch einen Experten aus dem Bistum Würzburg, der die Vuwawa bei ihrer Bildungsarbeit unterstützt. „Meine Vision ist, dass wir in zehn Jahren auf einer Augenhöhe mit den katholischen Arbeitnehmerverbänden der Welt stehen und im Bistum Mbinga eine feste Säule des Apostolats darstellen.“ Für die wirtschaftliche Entwicklung seiner Heimat hofft Kapinga auf Investoren, die sich für die reichen Bodenschätze interessieren: Gold, Eisen, Kohle und Öl gebe es im Überfluss. Und auch Uran. Außerdem habe sein Land inzwischen eine verbesserte Infrastruktur und ein seit Jahren stabiles politisches Klima zu bieten. „Wir wurden von deutschen Benediktinern aus Münsterschwarzach missioniert und kennen als Ausländer praktisch nur die Deutschen.“
(2310/0742; E-Mail voraus)
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