Würzburg (POW) Mit einem Festakt im Congress-Centrum Würzburg am Samstag, 6. Mai, und einem Gottesdienst mit Weihbischof Helmut Bauer in der Pfarrkirche Sankt Josef am Sonntag, 7. Mai, haben rund 700 Gehörlose aus ganz Deutschland das 50. Gründungsfest der Katholischen Gehörlosengemeinschaft Sankt Kilian der Diözese Würzburg gefeiert. Gleichzeitig blickte der Verband der katholischen Gehörlosen Deutschlands (VKGD) auf 80 Jahre seines Bestehens zurück und ehrte verdiente Mitglieder. Aus der Hand von VKGD-Vorsitzendem Alfons Rogge nahm Monsignore Karl Weber, der 36 Jahre lang Hörgeschädigtenseelsorger der Diözese Würzburg war, für seine Verdienste die Ehrenplakette des Gehörlosenverbands entgegen. Mit der Ehrennadel in Gold wurde Roswitha Cimander, mit der Ehrennadel in Silber Ursula Merz, Vorsitzende der Gehörlosengemeinschaft Sankt Kilian, ausgezeichnet.
„Ihr als Gehörlose seid ganz besonders feinfühlig und spürt, wenn es dem anderen nicht gut geht. Bleibt beieinander und helft euch gegenseitig“, sagte Weihbischof Helmut Bauer bei der Eucharistiefeier am Sonntag. Jesus als guter Hirte sei für die Menschen da, brauche aber auch Helfer, die ihn bei dieser Aufgabe unterstützen. „Auch wir Bischöfe sind Hirten. Und manchmal müssen wir wie die Hirtenhunde laut bellen, um die Herde zusammen zu halten.“ Der Weihbischof betonte, dass der Bischofsstab dennoch keine Lanze, sondern ein Hirtenstab sei. „Bleibt uns verbunden und betet für uns, damit wir unsere Aufgabe gut machen können.“ Der gesamte Gottesdienst wurde von Gebärdendolmetschern simultan mitübersetzt. Der Gebärdenchor der Gemeinschaft Sankt Kilian gestaltete die Feier mit.
„Das Beglückende an unserer Seelsorgsgemeinschaft ist, dass alle miteinander und füreinander leben“, sagte Merz am Samstag im CCW in ihrer Ansprache vor dem Verbandstag. Gemeinsames Beten, Helfen und Feiern stärke die Gehörlosen und mache ihnen Mut. Dem pflichtete Domkapitular Hans Herderich, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, bei: „Unter Gehörlosen funktioniert die Kommunikation ausgezeichnet. Das schafft Gemeinschaft, eine eigene Kultur und ein Stück Heimat.“
„Gehörlose haben es schwer, in die Gesellschaft zu finden. Umgekehrt tut sich auch die Gesellschaft schwer, mit den Gehörlosen in Kontakt zu kommen, weil zu wenige die Gebärdensprache können“, sagte Dr. Peter Motsch vom Bezirk Unterfranken. Die Gehörlosengemeinschaft Sankt Kilian sei eine besondere Selbsthilfegruppe, weil sie spürbar aus der Kraft des Evangeliums lebe. Würzburgs Bürgermeister Dr. Adolf Bauer betonte die Wichtigkeit der Ehrenamtlichen in der Kirche. „Entscheidend ist immer, dass Himmels- und Erdbindung, also der Kontakt mit Gott und den Mitmenschen, gepflegt werden. Das machen die Mitglieder der Gemeinschaft Sankt Kilian mit großem Einsatz.“ Monsignore Karl Weber hob in seinem Dank für die Ehrenplakette die Bedeutung der Sprache für die Gehörlosen hervor: „Durch Sprache lernen wir, uns selbst anzunehmen.“
Den Festakt im CCW lockerten der Pantomime Juri Maschanow und die Tanzgruppe des fränkischen Volkstrachtenvereins Röthlein mit Einlagen auf.
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