„Meinen Frieden gebe ich euch, aber nicht wie die Welt ihn gibt.“ Diese Worte Jesu stellte Pfarrer Kölbel an den Beginn seiner Predigt. Was ist damit gemeint, was ist „der Friede, den die Welt uns geben kann“? Meist nicht mehr, als die Abwesenheit von Krieg. Um die Worte zu verstehen, muss das hebräische Wort verstanden werden, dass Jesus gebraucht hatte: Shalom. Shalom kann man aus dem Hebräischen nicht einfach übersetzen, es bedeutet Friede, Glück, kollektives Wohlergehen. Es ist etwas Ganzheitliches, das nicht nur eine Person betrifft, sondern immer eine ganze große Gemeinschaft. Es ist ein umfassender Zustand des Glücklichseins, des Wohlergehens, des Friedens, der Harmonie, mit sich selber, mit Gott, mit anderen, mit der ganzen Schöpfung. Diesen Frieden kann uns die Welt nicht geben, er ist immer ein Geschenk von Gott. Ein Ende des Krieges in der Ukraine oder in Israel würde zwar Frieden bedeuten, aber noch lange kein „Shalom“. Es blieben Menschen, die um ihre Gefallenen trauern, traumatisierte Menschen, zerstörte Häuser, verseuchte Landstriche, das ist kein Shalom, nur die Abwesenheit von Krieg, ein Waffenstillstand. Vor allem bliebe auf viele Jahre der Hass. Den Frieden, den die Welt uns nicht geben kann, er wird erst im „himmlischen Jerusalem“ erreicht sein, aber wir können ihm in dieser Welt den Weg bahnen. Das können wir in unserem persönlichen Umfeld, in unseren Vereinen in unseren Gemeinden tun.
Pfarrer Kölbel stellte fest, dass Bürgstadt ein Ort ist, in dem ein guter Geist herrscht, in dem viele Menschen sich verantwortlich fühlen für die Gemeinschaft, sich in der Kommunalpolitik und den Vereinen einbringen und dazu beitragen, dass das Leben hier lebenswert ist. Das nimmt er auch für die Pfarrgemeinde wahr. Das macht natürlich Bürgstadt nicht zum himmlischen Jerusalem, aber manches hier läuft viel selbstverständlicher und einfacher als anderswo. Das gilt es zu bewahren und zu fördern, denn jede kleine Pflanze von Shalom muss gehegt und gepflegt werden, dass sie groß und stark wird und stark bleibt. Er sieht das Bürgerzentrum Mittelmühle als ein deutliches Zeichen für ein bisschen Shalom in unserer Welt, wo unzählige Menschen gerne hinkommen, wo sie gute Gemeinschaft erfahren, wo gefeiert wird, wo eine Gemeinschaft auch ein zuhause hat.
Dem Festgottesdienst vorangegangen war die diesjährige Urbanusprozession, die nach einer kurzen Station am Urbanusbild nicht wie üblich zum Kreuz am Ortsausgang zu den Weinbergen, sondern über Jahnstraße und Brückenstraße direkt zum Bürgerzentrum führte. Trotz regnerischem Wetter versammelten sich zahlreiche Gläubige zu diesem Bittgang, der dem Winzerpatron St. Urbanus gewidmet ist und dessen Statue von den Winzern auch bei der Prozession mitgetragen wurde. Der Wettersegen am Urbanusbild und am Ende des Gottesdienstes stehen für die Bitte um Wachstum der Saaten und Früchte, aber auch für ein gutes Klima in unserem Zusammenleben. Pfarrer Kölbel dankte vor allem der Musikkapelle Fränkische Rebläuse, die auch trotz Regens die musikalische Begleitung der Prozession und dann die Mitgestaltung des Gottesdienstes übernommen hatten.