Würzburg (POW) Mit einem feierlichen Lichtergottesdienst ist am Sonntagabend, 3. Dezember, im Kiliansdom die Berufungsinitiative „Mensch – Christ – Mut zu mehr“ der Diözese Würzburg gestartet worden. „Wir müssen uns im kommenden Jahr immer wieder bewusst machen, dass jeder von uns von Gott berufen und gerufen ist“, sagte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zu Beginn der Eucharistiefeier vor über 1000 Gläubigen im voll besetzten Kiliansdom.
„Wir alle sind aufgerufen, wach zu werden für das Kommen Jesu“, mahnte der Bischof in seiner Predigt. Die Berufungsinitiative, die ein verstärktes Bewusstsein für die Berufung eines jeden Menschen, aber auch besonders für die Berufung zu einem Leben als Priester oder als Diakon und Ordenschrist wecken will, solle dafür Zeichen sein.
„Zu allererst sind wir alle zum Menschsein berufen“, betonte Bischof Hofmann; gerade in der heutigen Gesellschaft, in Zeiten von Gen- und embryonaler Stammzellenforschung. „Wenn der Mensch nicht seinen Grenzen kennt, ist er in seiner Substanz in Gefahr. Die Würde des Menschen muss verteidigt werden, auch in der Öffentlichkeit.“ Zum zweiten seien alle berufen zum Christsein. „Durch Taufe und Firmung sind wir Teil des Volkes Gottes. Jeder von uns wurde von Gott bei seinem Namen gerufen“, sagte Bischof Hofmann. Dabei verwies er auf das Logo der Berufungsinitiative: In Michelangelos Gemälde „Die Erschaffung des Adam“ berührt Gott Adams Finger und beruft so den ersten Menschen. Auf dem Logo der Initiative berührt der Zeigefinger Gottes einen jungen Snowboardfahrer. „Gott steckt auch heute noch seine Hand aus, um uns zu berühren.“
Zum Christ berufen zu sein, das erfordere Mut zu mehr, sagte Bischof Hofmann. „Mit Dankbarkeit sehen wir auf Eheleute, die die Liebe Gottes in den Familien leben. Ebenso auf die Menschen, die sich in den Pfarreien engagieren. Möge das Feuer ihrer Begeisterung nicht nachlassen.“ Es sei nicht immer einfach, Christsein im Alltag zu leben. Dennoch dürften Christen sich nicht verschrecken lassen und zurückziehen. Es gelte überall Position zu beziehen, sei es, um den Sonntag als Tag des Herrn zu bewahren oder um Kreuze in unserem täglichen Umfeld zu erhalten.
Es gebe viele Probleme und Nöte für die Kirche in der heutigen Zeit, betonte Bischof Hofmann. Besonders schmerzlich aber sei der Mangel an Priestern und Ordensleuten. „Wir brauchen Menschen, die ‚Ja’ sagen zu ihrer Berufung von Gott, die sich einbringen und sich engagieren. Wir brauchen Priester und Diakone, denn durch sie will Christus selbst hör- und spürbar werden.“ Das Engagement der Pastoral- und Gemeindereferenten nannte der Bischof unbezahlbar. „Wir bräuchten sie und ihre Charismen auch da, wo wir genügend Priester und Diakone hätten.“
Es stelle sich die Frage, ob Gott heute keine jungen Leute mehr rufe. Dass dem nicht so sei, beweise die Anwesenheit von Seminaristen im Gottesdienst, die Bischof Hofmann an dieser Stelle besonders begrüßte. „Gott beruft jeden anders und einmalig. Sein Ruf ergeht in das Innere des Menschen und geschieht auch in unserer Zeit. Vielleicht aber fehlen uns heute die Räume der Stille, um diesen Ruf überhaupt hörbar zu machen.“ Viele junge Leute hätten Angst vor der Entscheidung für ein geistliches Leben. „Wenn man sich für ein Leben mit Gott entscheidet, dann überantwortet man den eigenen Willen Christus – dafür erhält man aber das Vertrauen, dass Jesus einen jeden führt. Denn trotz unserer Schwachheit baut er auf uns.“ Bischof Hofmann rief die Gläubigen auf, den Sprung zu wagen, den Finger auszustrecken und sich von Gott berühren zu lassen. „Berufung erfordert Mut zu mehr – aber es ist möglich.“
Im Anschluss an den Gottesdienst segnete Bischof Hofmann 1000 Berufungskerzen. Sie wurden an die Pfarrgemeinderatsvorsitzenden aller Gemeinden verteilt und sollen in den Gemeinden entzündet werden, wenn für Berufung und das Annehmen von Berufung gebetet wird.
dis (POW)
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