Würzburg (POW) Eine positive Bilanz der ersten fünf Jahre des Museums am Dom hat Bau- und Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen am Mittwoch, 5. März, bei einer Pressekonferenz in Würzburg gezogen. „Das Museum wird international beachtet. Das zeigen Leihgaben nach New York, Madrid, Valencia oder Brüssel, aber auch die vielen Stiftungen, die wir aus ganz Deutschland bekommen haben“, erläuterte Lenssen.
Mehr als 390.000 Menschen haben nach Lenssens Angaben das Museum am Dom in den vergangenen fünf Jahren besucht. Damit bewahrheite sich, was Bischof Dr. Paul-Werner Scheele kurz vor Eröffnung im Jahr 2003 festgestellt habe: „Das Museum ist zu klein.“ Rund 600 Mitglieder zähle der 2002 gegründete Verein der Freunde des Museums am Dom. „Diese haben bislang 150.000 Euro für den Erwerb von Kunstwerken gestiftet. Sonstige Stiftungen von Künstlern sowie Dauerleihgaben beziffern sich auf einen Gesamtwert im siebenstelligen Bereich“, sagte der Domkapitular. Rund 300.000 Euro investiere das Bistum jährlich in den Unterhalt und das Personal des Museums. „Dank der Stiftung Kunstsammlung der Diözese Würzburg und dem von den Freunden des Museums am Dom gesammelten Geld bin ich in der Lage, die Sammlung beständig zu erweitern. So mancher Museumsdirektor beneidet mich darum“, erklärte Lenssen.
Das besondere an diesem Museum sei darüber hinaus, dass es als einziges in Deutschland ein bebildertes Gesamtverzeichnis seiner Kunstwerke im Internet bereitstelle, Biographien der Künstler inklusive. „Damit reagieren wir auch auf die vielen Menschen, die beim Besuch im Museum ein bestimmtes Werk nachgefragt haben, das sie vielleicht bei einem vorigen Besuch dort gesehen haben.“ Da die Dauerausstellung häufig verändert werde, sei alles „immer im Fluss“. Wie zahlreiche Rückmeldungen zeigten, führe das bei den Besuchern zu einer ganz neuen Wahrnehmung von vermeintlich bekannten Bildern und Plastiken. „Ein neuer Kontext gibt oft eine völlig andere Wirkung.“
Mit seinen vielen zeitgenössischen Werken sei das Museum am Dom keine Sakristei des Doms, aber ein Vorhof, der viele Menschen anspräche, die von liturgischen Veranstaltungen nicht mehr erreicht würden, betonte der Kunstreferent. „Viele Einträge ins Gästebuch zeigen, dass Besucher positiv überrascht sind, dass dieses Museum der Kirche gehört.“ Es sei ein Kennzeichen von Kunst, dass diese Fragen an die Betrachter richte. „Es gibt keine Abbilder, sondern nur Bilder“, äußerte Lenssen mit Blick auf Kritiker, die den fehlenden expliziten religiösen Bezug mancher Bilder und Plastiken monierten. „Bei der Eröffnung am 6. März 2003 haben mir zwei Künstler freudestrahlend gesagt: Endlich ein Museum, das uns ernst nimmt.“
Der Kirche sei schon immer die Zeitgenossenschaft aufgetragen; allein deswegen komme sie auch nicht daran vorbei, sich mit der modernen Kunst auseinander zu setzen. „Auch Bischof Hofmann hat eine sehr positive Einstellung zum Museum“, betonte Lenssen. Das Museum am Dom ist nach der Einschätzung des Kunstreferenten bestens in eine Landschaft von neun bestehenden oder geplanten Museen eingebettet, die über das ganze Bistum verteilt, teils in kommunaler, teils in kirchlicher Trägerschaft, Kunstwerke aus dem Besitz der Diözese präsentierten: Kartäusermuseum Tückelhausen, Museum Kartause Astheim, Domschatz Würzburg, Museum Schloss Oberschwappach und das Museum Johanniskapelle in Gerolzhofen sowie die geplanten oder kurz vor der Eröffnung stehenden Museen in Dettelbach, Karlstadt, Wechterswinkel und Miltenberg. Zu jedem dieser Museen gibt es einen Katalog, „so dass die Nachhaltigkeit gewährleistet ist“, sagte Lenssen. Werke von ihm seien dort übrigens nicht zu finden. „Sich selbst auszustellen – das wäre unanständig.“
Besonders würdigte der Kunstreferent der Diözese Würzburg die museumspädagogischen Anstrengungen, die Martin Turek von der Museumverwaltung leiste. Das Angebot, das in enger Zusammenarbeit mit der Universität Würzburg und dem museumspädagogischen Zentrum München entwickelt wird, reiche von speziellen Führungen für Vorschulkinder bis hin zu Programmen für Senioren. „Es wird demnächst noch durch einen Online-Laden ergänzt, bei dem außer Souvenirs und Katalogen auch Kunstwerke zu erwerben sind, die Künstler für den Verkauf zugunsten des Museums gestiftet haben.“
Das fünfte Jubiläum sei kein Anlass, groß zu feiern. Das Festwochenende, das am Freitagabend, 7. März, um 19.30 Uhr in der Neubaukirche mit einem Festakt beginnt, und am Sonntagabend, 9. März, mit einer Führung von Professor em. Dr. Dr. Karlheinz Müller endet, will Lenssen als Dankeszeichen für die Menschen verstanden wissen, die ihn beim Aufbau des Museums am Dom unterstützt haben. „Das war nicht immer eine leichte Zeit.“ Den Festvortrag am Freitagabend hält Benediktinerpater Professor Dr. Gregor Lechner aus Stift Göttweig. Am Samstag, 8. März, findet um 15 Uhr eine Familienführung durch das Museum am Dom statt. Um 17 Uhr zeigt der emeritierte Volkskundler Professor Dr. Wolfgang Brückner das Museum am Dom unter dem Motto „Aus meiner Sicht“. Am Sonntag, 9. März, stellt Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen um 10.30 Uhr den „Kemberger Altar“ von Michael Morgner beim „Sonntagsdialog“ vor. Um 11.30 Uhr feiert er im Kiliansdom einen Künstlergottesdienst, der vom Akkordeonist Harald Oeler musikalisch gestaltet wird. Um 15 Uhr gibt es im Museum am Dom ein Kinderprogramm, für das eine Anmeldung unter Telefon 0931/38665600 erforderlich ist. Um 17 Uhr zeigt Professor em. Dr. Dr. Karlheinz Müller, was aus seiner Sicht das Besondere am Museum am Dom ist. Von Freitag bis Sonntag ist der Eintritt in das Museum sowie die Teilnahme an den Veranstaltungen kostenlos.
(1108/0342; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet