Retzbach/Würzburg (POW) Mit einer Nachtwallfahrt von Erlabrunn nach Retzbach, einem Gottesdienst in der Wallfahrtskirche „Maria im grünen Tal“ und einem politischen Frühschoppen mit der Europaabgeordneten Dr. Anja Weisgerber (CSU) auf der Benediktushöhe hat der Würzburger Diözesanverband der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) seinen Aktionstag zum Thema Europa gestaltet. Die bundesweit begangene Aktion stand unter dem Motto „Leben und Arbeiten in Europa. Soziale Gerechtigkeit jetzt!“
KAB-Diözesanvorsitzende Hermine Lang machte vor den rund 150 Frauen und Männern deutlich, dass für die KAB zur Freiheit, Gleichheit, Solidarität und Nachhaltigkeit zwingend ein gerechter sozialer Ausgleich gehöre. „Hierfür ist die Entwicklung eines europäischen Sozialmodells unabdingbar.“ Lang betonte, der innere Friede sei heute in Europa durch die permanente Absenkung der Löhne, der Arbeitnehmerrechte und der sozialen Absicherung der Bürger sowie durch einen Raubtierkapitalismus gefährdet. Gerade viele Arbeitnehmer und die Schwachen der Gesellschaft seien deshalb von der Politik enttäuscht.
In ihrem Statement nannte die Europaabgeordnete Weisgerber die Vorteile der EU. So habe die EU den Bürgern Frieden und Wohlstand beschert. Der EU-Binnenmarkt sei der größte Wirtschaftsraum der Welt und ermögliche freien Verkehr von Waren und Dienstleistungen. Aktuelle Herausforderungen wie Umweltschutz, Terrorismus, die Deckung des Energiebedarfs oder die weltweite Einflussnahme ließen sich nur über die EU bewältigen. Mit der sogenannten Lissabon-Strategie sollten die EU-Mitgliedsstaaten für das 21. Jahrhundert fit gemacht und Voraussetzungen für die Arbeitsplätze der Zukunft geschaffen werden. „Die EU soll die wettbewerbsfähigste Region der Welt werden, nicht zuletzt auch hinsichtlich der Attraktivität für Auslandsinvestoren. Dazu sollen vor allem Bildung und Wissenschaft besonders gefördert werden“, sagte Weisgerber. Bewusst sei ihr, dass in der aktuellen Umbruchphase viele Menschen verunsichert seien.
In der Diskussionsrunde ging die Abgeordnete auf Fragen der Teilnehmer ein und sprach sich beispielsweise für Brüssel als einzigen Standort der EU-Verwaltung aus. Deutlich stellte sie heraus, dass die Vielzahl der Verordnungen und Gesetze nicht von der EU kämen, sondern von den nationalen Parlamenten. Gesetze und Verordnungen sollten maßvoll erlassen werden. Weiter sprach sie über Dienstleistungs-, Entsende- und Arbeitszeitrichtlinien, über den Missbrauch von Fördermitteln und der Bildungspolitik der EU. Sozialpolitische Vorstellungen könnten nicht von der EU vereinheitlicht werden, da diese unter die nationalen Gesetzgebungskompetenzen fielen. Es gebe jedoch einen Konsens darüber, dass die nationale Sozialpolitik mit den Grundsätzen der christlichen Soziallehre vereinbar sein solle.
(1907/0718; E-Mail voraus)
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