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Starthilfe für ein neues Leben

Erstmals ambulant betreutes Wohnen für haftentlassene Frauen in Würzburg –Hilfe bei der Bewältigung des Alltags durch sozialpädagogisches Fachpersonal

Würzburg (POW) In Würzburg gibt es erstmals ein ambulant betreutes Wohnprojekt für haftentlassene Frauen. Das Kooperationsprojekt des Bayerischen Landesverbands für Gefangenenfürsorge und Bewährungshilfe, des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), des Fachbereichs Frauen der Oberzeller Franziskanerinnen und der Stadt Würzburg wurde am Mittwoch, 24. Januar, in einer Pressekonferenz vorgestellt. Eine vom Gefangenenfürsorgeverein gekaufte möblierte 48 Quadratmeter große Ein-Zimmer-Wohnung wird einer haftentlassenen Frau als Mietwohnung für maximal ein Jahr zur Verfügung gestellt. Beim Start in ein neues Leben wird sie außerdem sozialpädagogisch unterstützt.

„Frauen, die aus der Haft kommen, bringen eine Reihe von Problemen mit. Der Weg nach draußen ist nicht immer hoffnungsvoll“, sagte Hildburg Hopf vom SkF, Diplom-Sozialpädagogin im Bereich Straffälligenhilfe für Frauen. Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche belasteten und überforderten die Frauen oft. „Haftentlassene Frauen wollen zudem, anders als die meisten Männer, nach der Haft nicht nach Hause zurückkehren“, erläuterte Robert Hutter, erster Vorsitzender des Bezirksvereins für Gefangenenfürsorge und Bewährungshilfe Würzburg und Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Würzburg. Deshalb sei es wichtig, Frauen auf ihrem Weg der Resozialisierung zu unterstützen.

Für Männer gäbe es schon gute Resozialisierungsmaßnahmen und Wohnprojekte. „Jetzt müssen wir auch bei den Frauen gleichziehen, besonders seit der Erweiterung der JVA Würzburg zur zweitgrößten Haftanstalt für Frauen in Bayern“, sagte Hutter. Mit dem Anstieg der Frauenplätze auf mittlerweile zirka 90 habe sich auch der Bedarf an Hilfe erhöht. „Die bei uns einsitzenden Frauen werden während der Haft sozialpädagogisch und psychologisch betreut. Nach der Entlassung endet unsere Fürsorge. Es liegt aber natürlich in unserem Interesse, dass sich die Entlassenen integrieren und nicht wieder straffällig werden.“ Bisher werde im Normalfall jede zweite Entlassene rückfällig.

Im Zentrum des Projekts steht die Förderung von Autonomie und Selbständigkeit der Klientinnen. Durch Fachpersonal erfahren sie Unterstützung bei der Bewältigung ihres Lebensalltags. Die Frauen sollen eine neue berufliche Perspektive entwickeln und sich aktiv und eigenständig um einen Arbeitsplatz und eine eigene Wohnung bemühen. Außerdem sollen sie durch das Projekt befähigt werden, ihre familiäre Verantwortung wieder aufzunehmen.

Der Sozialdienst katholischer Frauen und der Fachbereich Frauen der Oberzeller Franziskanerinnen verfügen über jahrelange Erfahrungen in der frauenspezifischen Arbeit. Das Antonia-Werr-Zentrum der Oberzeller Franziskanerinnen betreut die weiteren vier der insgesamt fünf Plätze des Projekts. „Ich freue mich über die Realisierung dieses ehrgeizigen Vorhabens. Diese Wohnung ist schön, hell und gemütlich und für die neue Mieterin sicher ein guter Start in ein neues Leben“, sagte Schwester Irmlind Rehberger von den Oberzeller Franziskanerinnen. Sie betrachtet das Projekt als Aktualisierung des Gründungsideals der Oberzeller Schwestern: „Antonia Werr wollte vor 150 Jahren einen Hoffnungsort für strafentlassene Frauen schaffen. Ein solcher soll auch diese Wohnung sein.“

Die Stadt Würzburg übernimmt die Finanzierung der sozialpädagogischen Betreuung für maximal ein Jahr. „Bisher existierte nach der Entlassung von inhaftierten Frauen eine Betreuungslücke. Diese wollen wir mit unserem Engagement füllen“, erklärte Karola Herbert vom Fachbereich Frauen der Oberzeller Franziskanerinnen. Sie hat gemeinsam mit Hopf das Betreuungskonzept ausgearbeitet. Während der SkF sozialpädagogische Begleitung in der JVA leistet und den Übergang in ein neues Leben gestaltet, bietet der Fachbereich Frauen der Oberzeller Franziskanerinnen psychologische Unterstützung im Rahmen des betreuten Wohnens an.

Nach dem ersten Jahr müssen sich die Mieterinnen eine eigene Wohnung suchen, um wieder ganz selbständig leben zu können. Allein gelassen werden sie dann aber nicht. „Es gibt offene Gruppen im Antonia-Werr-Zentrum und auch Angebote des SkF, die von den Frauen weiterhin besucht werden können. Hier finden sie Rat und Hilfe und bei uns Mitarbeitern immer ein offenes Ohr“, sagte Herbert. Die meisten Frauen hätten gute Vorsätze für ihr neues Leben. „Um diese auch in die Wirklichkeit umsetzen zu können, müssen die Frauen befähigt werden, krisenhafte Situationen selbständig zu lösen. Auf diesem Weg wollen wir Helfer und Begleiter sein.“

(0507/0160; E-Mail voraus)

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