Würzburg (POW) Mit einem Frauentanzfest geht der „Würzburger Fonds für allein Erziehende“ gegen Kinderarmut bei Familien mit nur einem Elternteil vor. Zum fünften Mal kommen am Samstag, 27. Oktober, ab 20.30 Uhr Frauen aus ganz Unterfranken im Würzburger Matthias-Ehrenfried-Haus zusammen, um Spaß zu haben und zu helfen.
„Der Abend soll vor allem Freude bereiten, aber auch unseren Fonds bekannt machen“, sagte die Referentin für die Frauenseelsorge der Diözese Würzburg, Andrea Kober-Weikmann, bei einem Pressegespräch in Würzburg. Dafür engagieren sich rund 20 ehrenamtliche Helfer. Die Kabarettistinnen Heike Mix und Antonia Bott treten für die Benefizveranstaltung ohne Honorar auf. Bei einer großen Tombola gibt es Gutscheine für Theater, Kino und Fitness-Center, aber auch aktuelle Modeaccessoires zu gewinnen. Rund 40 Personen haben dafür 70 Preise gespendet. Bis ein Uhr nachts können die Besucherinnen dann ihrer Tanzlust nachgeben. Schlechte Karten haben allerdings die Männer: Sie dürfen leider nicht mitmachen.
Der „Würzburger Fonds für allein Erziehende“ ist ein Arbeitskreis des Referats Frauenseelsorge der Diözese Würzburg, des Diakonischen Werks sowie des Psychologischen Beratungsdiensts der Stadt Würzburg. Seit 20 Jahren in der Stadt und seit elf Jahren im Landkreis sammelt die Gruppe Spenden für Ein-Eltern-Familien. Öffentliche Mittel erhält sie nicht, im Gegenteil, der Fonds fördert nur Ausgaben, für die es keine öffentliche Förderung gibt. Besonders freut sich Sozialpädagogin Petra Müller-März von der städtischen Erziehungsberatungsstelle daher, dass Würzburgs Oberbürgermeisterin Dr. Pia Beckmann die „Schirmfrauschaft“ für das Tanzfest übernommen hat.
„Wir wollen vor allem gesellschaftliche Teilnahme ermöglichen“, erläuterte Müller-März. Denn Erziehung finde nicht nur in der Familie, sondern auch im Verein statt. Kinderarmut finde man in Deutschland gehäuft bei Ein-Eltern- und Migrantenfamilien. Ursache sei häufig der finanzielle Abstieg infolge der Trennung der Eltern. Bislang habe der Fonds zuvorderst Beiträge für Sport- und Musikvereine gefördert. „Seit einem Jahr gingen jedoch geballt Anträge zur Unterstützung bei schulischen Ausgaben ein. „Ich mache das jetzt seit 20 Jahren, und ich nehme heute eine viel größere Not wahr als früher“, kritisierte Müller-März. Schon jetzt habe der Fonds doppelt soviel Geld ausgegeben und doppelt so viele Anträge erhalten wie im gesamten vergangenen Jahr. Kober-Weikmann sieht daher auch die Funktion des Fonds zur sozialen Prävention: „Wenn die Kinder an ihrer sozialen Umgebung teilhaben können, stehen sie eben nicht auf der Straße und kommen auf dumme Gedanken.“
„Unsere Hauptforderung ist eine Anhebung des Regelsatzes für Kinder“, sagte Marika Müller von der Diakonie. Derzeit erhalte eine Familie pro Kind 208 Euro öffentliche Mittel und noch einmal 50 Euro pro Schulkind. „350 Euro müssten es mindestens sein.“ Man wolle jedoch nicht nur an die Kinder, sondern auch an die Mütter denken. Die gäben ihr Geld allzu oft nur für ihre Kinder aus und vergäßen dabei sich selbst. Immer noch hätten sie dabei unter den Vorurteilen der Gesellschaft zu leiden. Es sei jedoch für eine Frau mit drei Kindern nahezu unmöglich, einer geregelten Beschäftigung zusätzlich zur Erziehungsarbeit nachzugehen.
Jerzy Staus (POW)
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