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Tapir, Schildkröte und das Jesuskind

Sonderausstellung im Museum Kartause Astheim zeigt Krippen aus vier Kontinenten – Rund 130 Exponate aus der Privatsammlung von Bau- und Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen

Astheim (POW) Das Heilsgeheimnis der Menschwerdung Christi in der Bildsprache von vier Kontinenten zeigt die Ausstellung „Weihnachten weltweit – Krippen der Völker“ vom 1. Dezember bis zum 6. Januar im Museum Kartause Astheim. „Nur Australien fehlt in der Sammlung“, erläuterte am Donnerstag, 29. November, Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Bau- und Kunstreferent der Diözese Würzburg, bei einer Presseführung. Offiziell eröffnet wurde die Ausstellung am Freitagabend, 30. November, um 19.30 Uhr. Der gotische Kirchenbau des früheren Klosters bildet den Rahmen für die Ausstellung, die 129 Exponate zeigt. Sie alle stammen aus der Privatsammlung Lenssens.

„Das Chorgestühl ist die passende Einsäumung für diese Präsentation: Es bietet jeder Krippe Platz und Freiraum, verweist aber auch auf die Einheit des Themas“, sagte der Kunstreferent. Das Spektrum reicht von der aus drei Walnussschalenhälften als Hintergrund komponierten Oberammergauer Schnitzkrippe im Miniaturformat über aus Reisstroh gefertigte Figurengruppen aus Lateinamerika bis hin zu in fast schon abstrakter Strenge geschnitzten Darstellungen aus Afrika. „ Bis ins 19. Jahrhundert hinein war die künstlerische Umsetzung der Weihnachtsbotschaft vornehmlich auf Europa und die europäisch beeinflusste Kunst der Christen in anderen Erdteilen beschränkt“, erklärte Lenssen. Erst damals habe die weltweite Missionsbewegung eingesetzt. Als Resultat entstanden nach und nach in den Ländern des Südens Darstellungen der Menschwerdung Christi, die stärker von Einflüssen der heimischen Kultur geprägt sind.

Jedes Volk setze die Heilsbotschaft in der Krippendarstellung so um, wie es am besten in die Kultur passe. So sind Maria und Josef in der Tonkrippe eines Indianervolks vom Amazonas in der typischen Weise als bauchige Trinkgefäße mit Füßen gestaltet. Und statt Ochs’ und Esel stehen Tapir, Gürteltier und Schildkröte an der Krippe. „Das ist für mich lebendiges Evangelium und Inkulturation im besten Sinne“, sagte Lenssen. Es sei letztlich entscheidend, dass die Menschen in jedem Land erkennen, dass Gott für sie seinen Sohn in die Welt gesandt habe. Und genau das werde in der Vielfalt der Darstellungen deutlich. Lenssen verwies darauf, dass auch andere Länder Eigenheiten in der Krippendarstellung entwickelt haben. So sei eine Egerländer Krippe ohne Eremit und Musiker nicht denkbar. In der Gegend um Neapel werde größter Wert auf individuelle Textilgestaltung der einzelnen Krippenfiguren geachtet. „Vor jeder Krippe gerät man immer ins Staunen. Deswegen haben wir im Vorfeld besonders die Kindergärten der Umgebung angesprochen und Karten verteilt.“

Schon seit seiner Jugend sammle er Krippen, ließ Lenssen wissen. Etwa 80 Stücke habe er bereits 1985 seinem damaligen Wirkungsort Glattbach bei Aschaffenburg vermacht. Diese bildeten den Grundstock des wenige Jahre später dort eröffneten Fränkischen Krippenmuseums. Das Zusammentragen von Krippendarstellungen habe er mit dieser Schenkung aber keineswegs beendet. „Einmal Sammler – immer Sammler“, sagte der Domkapitular lächelnd. In der Vielfalt der Krippen werde deutlich, dass die Wirkkraft und Aktualität der Heilstaten Gottes keine zeitlichen oder kulturellen und noch weniger ethnische oder künstlerischen Grenzziehungen kenne. „Insofern hat die Volkskunst der Krippen viel mehr mit der modernen Kunst gemein als viele wahrhaben wollen: Beides mal versuchen Menschen, Antworten auf die Fragen des Lebens zu geben und diese mit ihren künstlerischen Mitteln darzustellen.“ Da ist es konsequent, dass Lenssen ankündigte, die Krippensammlung der Diözese Würzburg zu vermachen.

Die Ausstellung im Museum Kartause Astheim ist an den Wochenenden 1./2., 8./9., 15./16. und 29./30. Dezember sowie am 5./6. Januar jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet. An den Sonntagen findet jeweils um 16 Uhr eine etwa einstündige Führung statt. Für Gruppen sind nach Anmeldung Sondertermine möglich, Telefon 0931/38665600, E-Mail museen@bistum-wuerzburg.de.

(4907/1635; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet