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„Traurig und enttäuscht“

Brief von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann an die Pfarreiengemeinschaft Sieben Sterne im Hammelburger Land

Liebe Schwestern und Brüder,

es liegen aufregende und turbulente Tage hinter uns. Viele von Ihnen sind traurig, wütend, erschüttert und aufgewühlt über so vieles, das mit der Suspendierung Ihres bisherigen Pfarrers Michael Sell zu tun hat.

Ich selbst bin auch erschüttert, traurig und enttäuscht über die Entwicklungen, die zu diesem Schritt geführt haben.

Mit diesem Brief möchte ich einiges klar stellen, das wohl in manchen hitzigen Diskussionen leicht vergessen und übersehen wird.

1. Michael Sell hat sich bei seiner Diakonen- und Priesterweihe vor zehn Jahren freiwillig für die in der römisch-katholischen Kirche geltende Lebensform des Zölibats entschieden und dem damaligen Bischof versprochen, ihn zu leben. Er wurde weder dazu gedrängt noch gezwungen. Durch dieses sein damaliges Ja-Wort hat er sich im zölibatären Leben an Christus gebunden, so wie Eheleute durch ihr Ja-Wort sich aneinander gebunden haben. Diesen hohen Wert der beiden Lebensformen gilt es zu achten, zu ehren und zu schützen.

2. Im persönlichen Gespräch mit ihm konnte ich als Bischof nicht anders handeln, weil auch ich gebunden bin an das geltende Recht der Kirche. Es kann jemand nicht Priester oder Pfarrer sein, wenn er das nach seiner Weihe gegebene Versprechen nicht mehr einhält. Ich bedauere sehr, dass durch die Berichterstattung der Medien, aber auch manches Gerede vieles falsch, unwahr oder nur halb wahr dargestellt wurde. Das hat für viel Unruhe gesorgt und auch manchen Schaden angerichtet. Dadurch sind auch viele Priester in ein schiefes Licht geraten, so als würden sie ihren Zölibat nicht wirklich leben. Gewiss gibt es menschliche Schwächen und Fehler. Aber es gilt doch auch zu sehen, wie viele sich ehrlich und redlich mühen, diese Lebensform geistlich, menschlich und authentisch zu leben.

3. Die Lebensform des Zölibats der Priester ist für viele Menschen heute, auch für Gläubige, ein Zeichen des Widerspruchs, manchen vielleicht sogar ein Ärgernis. Ich halte sie jedoch nicht für überholt und unzeitgemäß, wie es immer wieder betont wird. Viel mehr möchte ich dafür werben, trotz mancher Infragestellungen und Irritationen den Sinn und den Wert des Zölibats zu sehen.

Die gelebte Ehelosigkeit ist keine Wertminderung der Ehe, sondern ein Zeichen für die Ganzhingabe an Gott. Der glaubwürdig gelebte Zölibat verweist auf das Gottesreich und letztlich auf die eschatologische Vollendung im Himmel. Sicherlich bedeutet dies ein großes Opfer, aber auch ein ehelich familiäres Leben gelingt nur unter persönlichem Einsatz und Opferbereitschaft.

Der Zölibat kann letztlich nicht praktisch, sondern nur aus dem Evangelium und dem Ruf Jesu in die engere Nachfolge und der Tradition der Kirche begründet werden.

4. Ich bitte Sie sehr darum, jetzt nicht zu sehr emotional zu reagieren oder zu agieren, sondern besonnen und nüchtern zu unterscheiden und zu fragen, was dem Wohl und dem Aufbau Ihrer Gemeinde in Hammelburg dient.

Ich bitte Sie um Ihr Gebet für alle Beteiligten. Vieles kann wohl nur durch inständiges Beten bewältigt, versöhnt und überwunden werden. Fragen Sie bitte auch danach, was wohl jetzt der Wille Gottes ist für den Glauben und die Zukunft in Ihrer Gemeinde.

Von Herzen bitte ich Sie alle darum, als Ehrenamtliche, als Gemeindemitglieder, in den Gremien und Gruppen sich dafür einzusetzen, das Leben in der Gemeinde im Geiste Jesu, des Evangeliums und der Kirche zu gestalten.

Am Ende dieses Briefes möchte ich Ihnen danken für all Ihren Einsatz, Ihren guten Willen und Ihre Bereitschaft, an der gegenwärtigen Situation auf Ihre Weise gut mitzuwirken.

Dazu segne, begleite und stärke Sie der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater und der Sohn und der Hl. Geist.

Ihr

Friedhelm Hofmann, Bischof von Würzburg

(4309/1226; E-Mail voraus)