Würzburg/Sulzbach am Main/Bad Kissingen (POW) Der Prozess bringt viele Herausforderungen mit sich, weckt aber auch bislang schlummernde Kräfte. So lassen sich die Erfahrungen zusammenfassen, die Pfarrer Norbert Geiger (Sulzbach am Main), Dekan Thomas Keßler (Bad Kissingen) und Pfarrer Gerhard Reitz (Würzburg) beim Bilden der von ihnen betreuten Pfarreiengemeinschaft gemacht haben. Bei der Pressekonferenz zum Abschluss des diözesanen Vorgangs im Kilianshaus in Würzburg berichteten sie am Donnerstag, 11. Februar, aus ihrem jeweils ganz persönlichen Blickwinkel.
„Der Zusammenschluss zu einer Pfarreiengemeinschaft ist auch ein geistiger Prozess“, betonte Pfarrer Norbert Geiger, der seit 17 Jahren in Sulzbach am Main (Landkreis Miltenberg) wirkt. Er habe zunächst die Pfarreiengemeinschaft im Hauruck-Verfahren schaffen und dann mit Leben füllen wollen. Dagegen hätten sich die Pfarrgemeinderäte von Sulzbach, Soden und Dornau gewehrt. Sie wollten den Prozess des Zusammenschlusses bewusst als geistlichen Weg von zwei Jahren Dauer nutzen, der die Chance der spirituellen Erneuerung biete. „Wir stellten die Zeit unter das Motto: ‚lebendig glauben‘.“ Mit vier „Weckrufen“ in der Adventszeit wurden die Gläubigen auf die Aktion vorbereitet. „Für den ersten habe ich mich mit zwei Trompetern von der Feuerwehr mit der Leiter bis hinauf zum Kirchturm fahren lassen“, berichtete Geiger.
Das viele, das ohnehin schon in den einzelnen Pfarreien praktiziert wird, sollte bewusst neu ins Licht gestellt werden. Die Mühe hat sich laut Geiger gelohnt: „Die Pfarrgemeinderäte treffen sich seit drei Jahren regelmäßig und tauschen sich aus, arbeiten gut zusammen.“ Kurz: Die politische Gemeinde Sulzbach wächst inzwischen auch kirchlich immer mehr zusammen. „Natürlich tauchen hin und wieder noch so manche Anfangsschwierigkeiten auf, zum Beispiel wenn es um das Thema der Kirchenstiftungen geht. Diese lassen sich jedoch mit dem guten Willen aller Beteiligten bestimmt überwinden.“ Der Name der Pfarreiengemeinschaft, „Sankt Christophorus Sulzbach“, verweise auf die gute Tradition karitativ-diakonischen Engagements, die seit 35 Jahren in den beteiligten Orten bestehe.
Von einem „äußerst harmonischen Prozess“ sprach Dekan Thomas Keßler, Leiter der Pfarreiengemeinschaft „Jesus-Quelle des Lebens, Bad Kissingen“. Die beteiligten Pfarrgemeinden hätten sich in Bad Kissingen darum bemüht, dass niemand den Eindruck hat, über den Tisch gezogen worden zu sein. Während die Pfarrei Herz Jesu in der Innenstadt ausgesprochen städtisch geprägt sei, verstünden sich viele der umliegenden Pfarreien ausdrücklich als ländlich. „Es ist faszinierend zu sehen, wie offen und sensibel die einzelnen dem jeweils anderen zuhören und auf seine Anliegen eingehen“, sagte Keßler. Ein Beispiel sei die liebevolle Art gewesen, wie die Arnshäuser den Empfang im Anschluss an die offizielle Errichtung der Pfarreiengemeinschaft gestaltet hätten. „Da hatte so mancher Kissinger feuchte Augen.“ Wertvoll sei auch, dass die Kur- und Rehaseelsorge in der berühmten Kurstadt eingebunden sei, die viele Menschen anspreche, die sonst in Distanz zu Glaube und Kirche stünden. „Wir verweisen gegenseitig auf unsere Veranstaltungen“, sagte Keßler.
„Man lernt, über den eigenen Kirchturm hinaus zu blicken“, erläuterte Pfarrer Gerhard Reitz, Leiter der Pfarreiengemeinschaft Würzburg-Sanderau. Neben den Pfarreien Sankt Andreas und Sankt Adalbero wurden auch die in der Pfarreiengemeinschaft beheimateten Ordensgemeinschaften mit einbezogen: Die Ritaschwestern, deren Engagement besonders sozialen Brennpunkten gilt, und die Claretiner Missionare, die weltkirchlich denken. „Das bringt Gelassenheit, wenn vermeintliche Probleme allzu wichtig genommen werden.“ Gute Erfahrungen hätten die beiden Pfarreien inzwischen bei der gemeinsamen Kommunion und Firmvorbereitung, bei gemeinsamen Familiengottesdiensten oder der gemeinsamen Gottesdienstordnung gemacht. Die Ritaschwestern brächten sich unter anderem mit speziellen Angeboten für Familien ein. Gut genutzt werde zum Beispiel auch der sonntägliche Frühgottesdienst bei den Claretinern.
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