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Verantwortung für das ganze Dorf

Katholische Landjugendbewegung im Bistum Würzburg feiert 60. Jubiläum – Drei Verantwortliche aus der Anfangszeit erinnern sich

Würzburg/Dipbach (POW) Mit einer Jubiläums-Aktions-Party am Samstag, 7. Juni, ab 20.30 Uhr begeht die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) im Bistum Würzburg ihr 60-jähriges Bestehen. Die Veranstaltung im verbandseigenen Haus in Dipbach steht unter dem Motto „60 Jahre und immer noch jung – 60 Jahre engagierte Jugendliche für den ländlichen Raum in Würzburg“. Zuvor findet um 17 Uhr der Festgottesdienst in der Dipbacher Pfarrkirche statt, an dem sich um 18.30 Uhr die Festveranstaltung im Pfarrheim anschließt.

Noch sehr gut an die Anfänge erinnern sich Heinrich Schmalz (82) aus Estenfeld, der zunächst ehrenamtlich und ab 1952 als erster Landjugendsekretär für die KLJB im Bistum verantwortlich war, sowie Josef Hell (75) und seine Frau Maria (74), geborene Weidinger, aus Opferbaum. Als Bischof Dr. Julius Döpfner am 30. Mai 1948 die Nachfolge des verstorbenen Matthias Ehrenfried antrat, setzte er insbesondere in der Jugendseelsorge einen Schwerpunkt. Neben der Christlichen Arbeiterjugend förderte er die Katholische Landjugendbewegung. Die griff nach dem Krieg die Tradition der Burschenschaften der Dörfer auf und entwickelte sie weiter. „Ich habe es immer so formuliert: Die Burschenschaften sind ein Elektrizitätswerk, das nur so viel Strom liefert, dass es sich selbst in Gang hält. Die Welt um es herum aber bleibt dunkel“, sagt Schmalz, der im Rhöndorf Schönau in einem landwirtschaftlichen Betrieb aufwuchs.

Als Bildungsziele formulierte die KLJB die Tugenden christgläubig, zuchtvoll, berufstüchtig, heimattreu und wahrhaft sozial. „Es ging also darum, nicht einfach den Glauben der Väter zu übernehmen, sondern bewusst das Gute und Erhaltenswerte zu pflegen, aber auch offen zu sein für notwendige Veränderungen“, erläutert Josef Hell. Die Heimattreue und der soziale Aspekt sei von den Verantwortlichen insbesondere so verstanden worden, dass die KLJB sich nicht allein um die Bewahrung der Gruppe bemühte, sondern Verantwortung für das gesamte Dorf übernahm. „Deswegen versteht sich KLJB weniger als berufsständische Vereinigung denn als Milieugemeinschaft.“ An Herausforderungen gab es auf den Dörfern damals mehr als genug: Heimatvertriebene waren zu integrieren, Vorurteile waren abzubauen gegenüber denen, die auf dem Dorf wohnen blieben, aber zur Arbeit in die Stadt fuhren. Und auch die Frage, wie sich durch eine passende Ausbildung die nachgeborenen Landwirtskinder, die nicht den Hof erbten, eine Existenz aufbauen konnten, war noch nicht wirklich geklärt.

Von Anfang an verstand sich daher der Verband als Ergänzung und nicht als Konkurrent zur Pfarrjugend, aus der sich später der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) entwickelte. „Dort ging es um religiöse und kulturelle Belange“, erklärt Schmalz. Anders als der Bund Deutscher Landjugend, die Nachwuchsorganisation des Bauernverbands, verstand sich die KLJB als ganzheitliche und konfessionell ausgerichtete Organisation, als ein Zweig am Stamm der Pfarrjugend.

„Mein Motto lautete stets: Evolution statt Revolution“, sagt Schmalz schmunzelnd. Es habe daher einiger Ausdauer bedurft, ehe der Verband in der innerkirchlichen Auseinandersetzung etabliert war. „So mancher Pfarrer hatte fast schon panische Angst, seine Schutzbefohlenen zu verlieren“, erinnert sich Josef Hell, der aus Großlangheim stammt. Dass Bischof Döpfner ein Befürworter der KLJB war, brachte bald eine kuriose Folgeerscheinung: „Wenn sich der Bischof in einem Dorf zur Visite angekündigt hatte, konnte ich mir fast sicher sein, kurz darauf einen Anruf vom Ortspfarrer zu bekommen, der mich bat, doch auch in seiner Pfarrei eine KLJB-Gruppe zu eröffnen“, berichtet Schmalz mit einem Lächeln.

Als bereichernd hätten es damals die Mitglieder empfunden, dass in der KLJB die Begegnung mit anderen Jugendlichen – in den Anfangsjahren strikt nach Geschlechtern getrennt – möglich wurde und sich so der Horizont über das eigene Dorf hinaus weitete. „Damals war die Begeisterung für alle Angebote riesengroß. Vielleicht lag das aber auch daran, dass noch nicht so ein Überangebot an Freizeitaktivitäten herrschte“, erklären die drei KLJB-Oldies.

Schon früh schloss sich die KLJB der grenzübergreifenden MIJARC an, der internationalen Katholischen Landjugendbewegung. Fahrten ins Ausland waren fester Bestandteil im Jahresprogramm. „Bei den Wallfahrten zu unserem Patron Klaus von Flüe in die Schweiz ging es in getrennten Bussen auf Fahrt. Das hat uns aber nicht gehindert, uns in jeder Kurve zuzuwinken“, erinnert sich Maria Hell. Sie war von 1955 bis zur Heirat 1958 Diözesanvorsitzende der Frauenjugend.

Das Motto „Tradition braucht Erneuerung“ fand zum Beispiel darin einen Niederschlag, dass die Mädchen neue fränkische Trachten nähten und mit Selbstbewusstsein trugen. Landmaschinensegnungen als Vorboten einer zunehmenden Mechanisierung der Landwirtschaft zogen Scharen aus Nah und Fern an. Welchen Stellenwert die KLJB im Bistum weinige Jahre nach ihrer Gründung genoss, zeigt sich auch darin, dass der bayerische Kultusminister Alois Hundhammer 1958 bei einer Diözesanveranstaltung der Landjugend in Würzburg seine Aufwartung machte. Außerdem förderte die KLJB, motiviert von Bischof Döpfners Aufforderung, die Leute aus dem Hintergrund heraustreten zu lassen, schon früh die Bildung der jungen Frauen und Männer. Für die weibliche Jugend fanden Veranstaltungen in der Landvolkshochschule Rothenfels, später auf dem Volkersberg statt. Für die jungen Männer war Münsterschwarzach Versammlungsort. Ganz selbstverständlich gehörten auch Tanz- und Benimmkurse zum festen Programm in den Landvolkshochschulen. „Mein Ziel war, dass sich die Landjugend in Sonntagsschuhen genauso sicher fühlt wie in den Gummistiefeln“, sagt Schmalz.

Nähere Informationen zur KLJB und zum Jubiläum im Internet unter www.kljb-wuerzburg.de.

mh (POW)

(2308/0683; E-Mail voraus)

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