Ein Blatt ist etwas Organisches. Es bedeutet Wachstum. Wachstum für die Kirche ist hierzulande und heutzutage nicht selbstverständlich. Das Internet ist ein Bereich mit beeindruckenden Wachstumszahlen, auch und gerade im kirchlichen Bereich. 1997 startete das Internet im Bistum Würzburg mit 25.415 Besuchern im Jahr. Neun Jahre später, im Jahre 2006, besuchten durchschnittlich 28.345 Menschen am Tag das von der Internetredaktion betreute Angebot. Heute kommen über das Internet also mehr Menschen an einem einzigen Tag mit dem Bistum Würzburg in Berührung als im ganzen ersten Startjahr. Auch angesichts des allgemeinen Zuwachses an Internetnutzern ist dies durchaus bemerkenswert:
Die Zahl der Internetnutzer in Deutschland hat sich in dieser Zeit etwa verzwanzigfacht, die Besucherzahlen beim Bistum haben sich rund um das Vierhundertfache gesteigert.
Hinter diesen Zahlen stehen lebendige Menschen, die über dieses Medium zu uns als Kirche kommen. Viele suchen Informationen, nicht wenige Hilfe und Rat. Die Internetseelsorge, die auch schon 1997 ihre ersten Schritte tat, ist eine bewährte Anlaufstation. Vom Seelsorgeteam wurden 2006 rund 1000 Antworten für Ratsuchende verfasst. Aber auch Gebetsanliegen, in denen Sorgen und Nöte aufleuchten, wurden online an die Oberzeller Schwestern weitergegeben und ins Gebet aufgenommen. Diesbezüglich finden sich mehrere Einträge am Tag.
Ich möchte nochmals auf das Blatt zurückkommen. Es bedeutet nicht nur Wachstum, sondern auch Vernetzung. Die Adern, dicke und dünne, stehen miteinander in Verbindung. Und das ist etwas, was uns Christen schon immer ausgezeichnet hat: Von Anfang an gab es Hilfsnetzwerke. Kommunikation und Information wurden erst aufgebaut und dann ausgebaut. So gesehen ist das Internetangebot des Bistums etwas, was es schon immer in der Kirche gab – nur heute mit modernen Mitteln.
Rund 1500 Menschen, oft ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch Angestellte in Pfarr- und Ordinariatsbüros wirken am Internetangebot des Bistums aktiv mit. Sie haben Schulungen durchlaufen und motivieren sich immer wieder neu. Nicht alles läuft so, wie sie es sich denken, und nicht alle Kommunikationsadern sind erfreulich. So gilt es auch, mit mancher Frustration zu recht zu kommen. Diese Menschen sind wichtige und unbezahlbare Multiplikatoren und für das Internetangebot unseres Bistums unverzichtbar. Ohne sie wäre das Internetangebot in der heutigen Breite und Dichte nicht denkbar.
Als vor zehn Jahren das Wagnis unternommen wurde, das Internet als ein kirchliches Angebot aufzubauen, gab es manche Skepsis. Nicht immer waren die Erfahrungen mit der überteuerten und uneffektiven Technik BTX (Bildschirmtext) erfreulich. Wohl kaum einer konnte damals ahnen, wie explosionsartig sich das Internet entwickeln würde und wie selbstverständlich heute der Gebrauch der Technologien im Alltag geworden ist.
Daneben gilt es aber auch, gerade für die Kirche Verantwortung für den richtigen Gebrauch des Internets mit zu übernehmen. Ein Meilenstein war das vierzigseitige Dokument, das der Päpstliche Rat für die sozialen Kommunikationsmittel 2002 vorgelegt hat und das sich mit ethischen Fragen der Internetnutzung befasst. In seiner Botschaft zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel bezeichnete Papst Johannes Paul II. das Internet als „neues Forum zur Verkündigung des Evangeliums“.
So braucht es zweierlei im Umgang mit dem Internet: Verantwortungsbewusstsein und Mut, wie er seinerzeit beim Start aufgebracht worden ist. Für die interne Kommunikation und Organisation wird das Intranet in nächster Zukunft eine wesentliche Rolle spielen. Dies erlebe ich zur Zeit bei der Entwicklung des neuen Gebet- und Gesangbuches. Extern gilt es aber, die neuen Herausforderungen anzunehmen und auch neue Wege der Kommunikation mit den Internetnutzern zu erproben. Die Podcasts aus der Radioredaktion, die seit rund einem Jahr online angeboten werden, sind so ein neuer Weg. Aber auch die Liveübertragungen der Fernsehredaktion an Weihnachten und Ostern aus dem Würzburger Dom, die viele Menschen sogar außerhalb Europas erreicht haben, sind neue Adern der Kommunikationswege. Außerdem erfreuen sich auch Blogs, also Tagebücher im Internet, zunehmender Beliebtheit, vor allem
wenn sie mit Bildern oder Videos verbunden sind und damit eine Anziehungskraft für junge Menschen
darstellen. Vielleicht können wir als Kirche solche Möglichkeiten aufgreifen, um mit dieser jungen
Nutzergruppe noch stärker in Kontakt zu kommen.
Die Internetseiten unter www.bistum-wuerzburg.de sind in den wenigen Jahren ihrer Existenz zu einem
Qualitätsbegriff für ein kirchliches und zugleich professionelles Internetangebot geworden. Ich hoffe, dass
dies auch in Zukunft so bleiben wird. Hoffentlich bringe ich als Bischof nicht erneut das Internet zum
Absturz. Als nämlich mein Name als neuer Bischof von Würzburg bekannt gegeben wurde, führte dieser
aufgrund der vielen Anfragen kurz vor zwölf Uhr zum Servercrash. Knapp eine viertel Stunde später war
eine erste Notseite wieder online. Eineinhalb Stunden danach lief alles wieder rund. Hoffen wir, dass die
Internetwege auch künftig lebenskräftige Kommunikationsadern sein werden.