Würzburg (POW) Über 100 historische Fotos von 18 Würzburger Kirchen aus der Zeit vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zeigt die Sonderausstellung „Verlorene Himmelsräume“ im Museum am Dom in Würzburg. „Die Ausstellung führt die Innenausstattung Würzburger Kirche in ihrer meist barocken Pracht vor Augen und macht somit auch den Verlust dieser Himmelsräume durch die Zerstörung des Krieges deutlich“, sagte Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen kurz vor der Eröffnung der Präsentation am Montag, 30. Juni. Die Fotos aus dem Bildarchiv des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege sind bis 31. August im Museum am Dom zu sehen.
Wer ein großformatiges Foto der von Tilman Riemenschneider geschaffenen und im Krieg verloren gegangenen Himmelsteiner-Madonna des Würzburger Doms sehen oder sich gedanklich in den prachtvollen Innenraum der Neumünsterkirche vor der Zerstörung versetzen will, kann im Museum am Dom die Zeitreise antreten. Im Unter- und Zwischengeschoss geht der Blick zurück in die Zeit von 1880 bis 1940, in der zahlreiche festliche Kirchen in Würzburg mit beeindruckenden Innenräumen und kostbarer Ausstattung eine Ahnung von himmlischer Gegenwart vermitteln wollten. Das Inferno des 16. März 1945 zerstörte die meisten dieser Gotteshäuser – vom Dom über Neumünster, Marienkapelle und Augustinerkirche bis hin zu Stift Haug, Sankt Peter, Sankt Stephan und Karmelitenkirche.
Nach Angaben von Ausstellungsleiter Dr. Wolfgang Schneider, stellvertretender Kunstreferent der Diözese, schöpft die Ausstellung aus dem geschlossenen Bestand des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in München. Sie wolle die Bedeutung dieser Bildquellen für das Wissen um die zerstörten Innenräume und die verlorene Ausstattung Würzburger Kirchen ins Bewusstsein rufen. Vorrangig seien Fotografien ausgewählt, die das Typische eines Kirchenraums vermittelten und auf denen heute verlorene Ausstattungsstücke und Kunstwerke zu erkennen seien. Um die äußerst empfindlichen Originale der Fotografien zu schonen und um ihren Detailreichtum zu erschließen, wurden über den Weg der Digitalisierung großformatige Abzüge erstellt. Die häufig überraschende künstlerische Qualität der Fotografien zeige, dass die Aufnahmen Ergebnisse schöpferischer Akte sind und die Absicht des Fotografen widerspiegeln, mit Licht Kircheninterieurs zu malen. „Dadurch sind diese Arbeiten nicht nur Zeitdokumente und Quellen von Sachinformationen, sondern vermitteln auch ästhetisches Erleben und emotionale Begegnung mit verlorener Heimat.“
Neben den über 100 Fotos sind auch 20 dreidimensionale Aufnahmen zu sehen, die ein unbekannter Fotograf um 1925 anfertigte. Mittels einer 3-D-Brille können sie an einem Bildschirm betrachtet werden. Die Fotos sowie die dreidimensionalen Aufnahmen sind auch in einem Ausstellungskatalog zusammengestellt, der im Museum am Dom erhältlich ist. Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Bis 31. August finden mehrere Führungen durch die „Verlorenen Himmelsräume“ statt, die erste am Sonntag, 6. Juli, um 15 Uhr. Weitere Informationen unter: Telefon 0931/38665600, Internet www.museum-am-dom.de.
bs (POW)
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