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Vom Glauben geprägt

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Requiem für Apostolischen Protonotar Paul Bocklet am Dienstag, 9. Juni 2009, in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Salz

Liebe Verwandte und Freunde unseres Verstorbenen, liebe Mitbrüder, verehrte liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

Prälat Paul Bocklet hat es geschafft: Er hat sein Lebensziel erreicht und das Tor des Todes durchschritten.

Wenn ein Mensch geboren wird, ist das einzig Sichere, das wir von ihm sagen können, dass er sterben wird. Dies ist eine Ur-Erfahrung unseres Lebens. Und doch haben wir Menschen uns letztlich nie damit abgefunden.

Immer wieder neu wird dieses Faktum hinterfragt. Allen Religionen gemeinsam ist die Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem Tode – in welcher Vorstellung auch immer.

Wir Christen verkündigen unsere Hoffnung aufgrund der Auferstehung Jesu Christi. Er ist der Heiland der Welt, der uns in seinem Liebestod am Kreuz von der Verfallenheit an Sünde und Tod befreit und uns in seiner Auferstehung die Todesgrenze überwinden lässt.

Dieser Glaube an die Auferstehung, der uns auch in dieser Stunde trägt, ist nicht nur in einer allgemeinen Menschheitssehnsucht, nach dem Tode weiter leben zu können, begründet, sondern fußt auf dem Zeugnis der Frauen und Männer, die dem Auferstandenen begegnet sind. Die Apostel haben aufgrund dieser Erfahrung ihr ganzes Leben umgestellt und sind bis an die Grenzen der damalig bekannten Welt gezogen, um diese Frohe Botschaft zu verkünden.

Dieses Zeugnis hat auch unser lieber Verstorbener durch sein Leben und Wirken gegeben.

Hier in Salz ist er am 21. August 1928 geboren worden, hier wird er am heutigen Tag beerdigt. Nach dem Besuch des Kilianeums in Würzburg wurde er zum Militärdienst eingezogen. Nach Krieg und Gefangenschaft konnte er 1947 das Abitur ablegen und Philosophie und Theologie in Würzburg studieren.

Bischof Dr. Julius Döpfner spendete ihm 1952 die Priesterweihe. Sein Primizspruch lautete: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.“ (Joh 15,16)

Paul Bocklet wusste um das Geheimnis der Berufung. Gott ruft. Wir können nur wach sein für seinen Anruf und dankend antworten: „Hier bin ich. Sende mich!“ Er ließ sich senden:

Als Kaplan in Hofheim, Würzburg-Heidingsfeld, als Diözesanjugendseelorger und Jugendpfarrer. Aus einer Bauernfamilie stammend, war er dem Landvolk sehr zugetan. Ja, er war geradezu prädestiniert als Landvolkseelsorger für das Bistum Würzburg wie dann für ganz Bayern.

Aufgrund seiner Tätigkeit und seiner hohen Kommunikationsfähigkeit und seiner Personenkenntnis, wurde er 1969 Domkapitular – übrigens der jüngste in ganz Bayern. Und er nutzte diese Berufung. Rührig, umsichtig, konzilsbegeistert und -orientiert verbreitete er stets eine konziliare Aufbruchsstimmung.

Neben seinen Aufgaben im Seelsorgereferat veränderte er, der als ‚Strukturpaule’ bekannte Prälat, auch die Dekanatsstrukturen, die auch für unsere heutige Entwicklung mitbestimmend sind.

Als Synodenmitglied leistete er wertvolle Arbeit, die weit über das Bistum Würzburg hinaus beachtet wurde. Als er 1977 zum Leiter des Kommissariates der Deutschen Bischöfe in Bonn bestellt wurde, wehrte er zunächst bescheiden ab: „Zwei Nummern zu groß für mich!“ sagte er. Doch stellte er sich mutig auch dieser neuen Aufgabe. Vom Glauben geprägt, gesprächsbereit und vermittelnd, wollte er Gott im politischen Alltag zur Sprache bringen. So lud er die Beamten und Abgeordneten zu unterschiedlichen Gottesdiensten ein. Und diese schätzten seine unaufdringliche, fromme, eher leise Art auf die Menschen aller Parteien zuzugehen. Als Leiter des sogenannten katholischen Büros baute er die Verbindungen der katholischen Kirche zur Bundesregierung und zum Parlament aus und erwarb sich allseits hohe Wertschätzung und Anerkennung. Helmut Kohl würdigte ihn als „Persönlichkeit von großer Integrationskraft“ und die Bundeskanzlerin Angela Merkel schrieb: „Er kannte keine Berührungsängste, einfühlsam und offen leitete er das Verbindungsbüro. Politiker aller Parteien schätzten ihn als Gesprächspartner. Seine Meinung zählte gerade auch bei schwierigen Themen.“ (Kondolenzschreiben vom 04.06.2009). Seine fränkischen Wurzeln spürte man nicht nur in der liebenswerten Sprache sondern auch in seiner Heimatliebe, die er auch in seiner Naturverbundenheit als Bergsteiger und Skifahrer pflegte.

In seiner Bonnerzeit durfte ich ihn kennen und schätzen lernen. Über 22 Jahre hinweg prägte er erfolgreich und nachhaltig das Kommissariat der Deutschen Bischöfe. Er verlor dabei nie den Blick auf die Fortentwicklung und Stabilisierung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche, den Blick auf den Lebensschutz, eine gerechte Sozialordnung und die Förderung der Familien. In vielen Reisen – zumal mit den jeweiligen Bundeskanzlern – in die Entwicklungsländer setzte er sich für eine effektive Zusammenarbeit ein.

Bei all dem blieb er, der ‚fränkische Prälat’, der den Menschen zugewandte Seelsorger und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der verständnisvolle und hochgeachtete Vorgesetzte.

Viele Auszeichnungen und Ehrungen blieben nicht aus. Im Jubiläumsjahr 2000 wurde er Ehrendomherr an der Kathedrale in Würzburg, und Papst Johannes Paulus II. ernannte ihn zum Apostolischen Protonotar. Aber all das wusste er seinem Primizspruch entsprechend einzuordnen.

Als er das 40jährige Priesterjubiläum feiern konnte, schrieb er auf seiner Dankeskarte: „So betrachte man uns als Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes.“ (1 Kor 4,1)

Mit seinem Umzug im Jahre 2000 nach Fahr wurde sein letzter Lebensabschnitt von Menschen geprägt, die ihm liebevoll zur Seite standen und die zunehmende Gebrechlichkeit des Alters auffingen. Er selbst würdigte dies in seinem Dankesschreiben anlässlich der Vollendung seines 80. Lebensjahres mit folgenden Worten: „Viel hat sich für mich verändert und ich bin nicht mehr der alte. Aber euer Kommen nach Fahr hat mir gezeigt, dass wir trotzdem irgendwie verbunden bleiben. Es tut gut, das zu wissen.“

Auch nach dem letzten Umzug Ende April dieses Jahres in das Seniorenstift Juliusspital in Würzburg wurde er liebevoll umsorgt. Als Gott ihn am 03. Juni zu sich rief, war sein Leben abgerundet.

Wir dürfen in großer Dankbarkeit und Zuversicht hoffen, dass der Weltenrichter zu ihm sagt: „Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“ (Mt 25,21)

Amen.