Würzburg (POW) Bücher füllen in der Adventszeit zuhauf die Schaufenster der Kaufhäuser und Buchhandlungen. Krimis und Thriller, Kinder- und Sachbücher, Romanzen und Schnulzen – für jeden Geschmack lässt sich etwas finden. Doch Bücher gab es schon lange bevor sie für die breite Leserschaft in tausendfacher Auflage zur Unterhaltung und Information gedruckt werden konnten. Mit – aus heutiger Sicht – primitiven Druckmaschinen wurden sie gefertigt, noch früher gar per Hand geschrieben. Ein unglaublich zeitintensiver Prozess, der von Schreibern und Schriftsetzern höchste Konzentration verlangte. Kein Wunder, dass Bücher, die vor mehreren hundert Jahren gefertigt wurden, vor allem das Wissen der damaligen Zeit für die Nachwelt konservieren sollten. Nur was so wichtig war, dass man sich dessen Verlust nicht leisten konnte, fand Aufnahme in ein Buch. Für allzu kurzweilige Inhalte war die Herstellung der Druckerzeugnisse schlichtweg zu aufwändig.
Ein Blick in Bibliothek und Archiv der Diözese Würzburg zeigt, was in den vergangenen 500 Jahren von so großer Bedeutung war, dass es für die Nachwelt auf jeden Fall erhalten bleiben sollte: theologische Schriften, Messbücher und Bibeln reihen sich in den schier nicht enden wollenden Regalen aneinander. Manche von ihnen bunt, manche mit strahlenden und funkelnden Einbänden, manche mit deutlichen Gebrauchsspuren, aber alle mit viel Liebe und Hingabe gestaltet. Vor allem die Textstellen zu Liturgie und Theologie des Weihnachtsfestes sind äußerst prachtvoll ausgeführt.
Während draußen vor der Tür Handschuhe zum Schutz gegen die Kälte getragen werden, sollen sie im Inneren der Bibliothek die aufgereihten Kostbarkeiten schützen. Bibeln, die gedruckt wurden, bevor Kolumbus Amerika entdeckte, Messbücher, die zum Teil vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges und lange vor der Französischen Revolution geschrieben wurden – all diese Kostbarkeiten lagern in den Bibliotheksräumen und müssen mit äußerster Vorsicht behandelt werden. Doch spätestens wenn die Bücher mit ihren schweren Ledereinbänden aufgeschlagen werden, weicht die Ehrfurcht der Bewunderung – der Bewunderung für die kunstvollen Verzierungen und die Akkuratesse, mit der die Werke gearbeitet wurden.
So wie beispielsweise die Biblia Germanica aus dem Jahre 1485. Gedruckt wurde sie bei Johann Grüninger in Straßburg und enthält insgesamt 21 handkolorierte Holzschnitte. So zeigt die farbenfrohe Bebilderung des Lukas-Evangeliums Jesus in der Krippe, umgeben von Maria und Josef, auf dem Bild daneben auch von den drei Weisen aus dem Morgenland, denen der Stern den Weg zur Krippe gewiesen hat. Der Evangelist sitzt rechts neben der Bilderfolge und blickt geradezu entzückt auf das Geschehen herab.
Rund 130 Jahre jünger ist das Würzburger Missale, das Missale Herbipolense. Es stammt aus der Echterzeit und wurde 1613 in Würzburg gedruckt. Die Geburt Jesu, ein Kupferstich in schwarz und weiß von Johann Leypolt, ist darin fast bühnenhaft gestaltet: Maria, Josef und die Hirten drängen sich um die Krippe mit dem neugeborenen Jesuskind. Sogar ein Engel reiht sich zwischen den Hirten ein.
Im prächtigen Goldeinband liegt daneben das 1777 in Kempten gedruckte Missale Romanum. Auf monochromen Kupferstichen von Rudolph Störcklin sind die Geburt Jesu sowie die Epiphanie, die Erscheinung des Herrn, zu sehen. Schon in der Geburtsszene strahlt das neugeborene Kind als einzige Lichtquelle des Bildes in den Armen Marias, umringt von ehrfürchtigen Hirten, die sich im Dunkel des Hintergrunds verlieren. Die Bebilderung der Epiphanie zeigt Jesus in den Armen seiner Mutter. Der Himmel reißt auf, und ein Lichtstrahl erleuchtet das neugeborene Kind im Kreis der drei Weisen aus dem Morgenland.
Aufs Wesentliche reduziert zeigt sich dagegen die Darstellung der Geburt Jesu im von Hand geschriebenen Psalterium aus der Würzburger Benediktinerabtei Sankt Stephan. Pater Ämilian Sorg gestaltete 1780 unter der Regentschaft von Abt Maternus Bauermees und Prior Pater Romanus Bott das kunstvolle Textbuch. Farbenfroh und prächtig ausgestaltet ist hier der Buchstabe „C“ im Hymnus der Vesper „Christe Redemptor omnium“, „Christus Erlöser aller“, der den Beginn der Weihnachtsvesper darstellt. Auf engem Raum sind zwischen Textzeilen und Notenlinien im Anfangsbuchstaben des Hymnus‘ das neugeborene Kind, Maria und Josef sowie die Hirten zu sehen.
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