Um die Hintergründe des Nahost-Konfliktes besser verstehen zu können, muss man die Vorgeschichte kennen. Denn die Geschichte des Heiligen Landes ist zwischen Juden und Muslimen ebenso umstritten wie der Besitz des Landes selbst. Entsprechend ausführlich ging der aus Goldbach bei Aschaffenburg stammende Referent Johannes Zang auf die Entwicklung des Landes in den vergangenen 150 Jahren ein.
Von 1516 bis 1918 stand Palästina unter osmanischer Herrschaft. Die Bevölkerung war mehrheitlich arabisch. Die Idee einer Bewahrung und Erneuerung des Judentums durch die "Sammlung des jüdischen Volkes in Eretz Israel", dem "Land der Väter", war bereits Mitte des 19. Jahrhunderts vereinzelt formuliert worden. Zu einer ersten Auswanderungswelle ("Aliya") kam es 1882-1903/ 04 durch die von Armut, Ausgrenzung und Verfolgung bedrängten ost- und mitteleuropäischen Juden. Diese praktische Besiedlung infolge jüdischer Immigration einerseits und politisch motivierte nationale Zielsetzungen des Zionismus andererseits entwickelten sich zunächst getrennt voneinander. Durch die programmatische Schrift "Der Judenstaat" aus dem Jahr 1896 und mit der Gründung der Zionistischen Weltorganisation in Basel 1897 schuf Theodor Herzl ein Organ, das die Anliegen des Zionismus in den folgenden Jahrzehnten vertreten sollte. Mit der zweiten und dritten Aliya (1904/05 - 1914 und 1918/ 19 -1923) zog die Generation der Pionier- und Gründerväter ins Land. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges kam Palästina unter alliiertes bzw. britisches Mandat. Die Balfour- Erklärung vom November 1917 und der Völkerbund 1922 bestätigten die "Schaffung einer nationalen Heimstätte für Juden in Palästina". Nach dem Holocaust und dem Ende des 2. Weltkrieges wurden diese Forderungen verstärkt. Nach dem Ende des britischen Mandats stimmte die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 29. November 1947 in Resolution 181 mehrheitlich einem Teilungsplan für Palästina zu. Am 14. Mai 1948 wurde die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel ausgerufen. Wenige Stunden später eröffneten arabische Truppen den Krieg gegen Israel. Als nach dem Israelkrieg im Oktober 1948 ein Waffenstillstand in Kraft trat, hatte Israel 77% des ehemaligen Mandatsgebietes eingenommen. Zu weiteren Änderungen kam es durch Gebietseroberungen in Folge des Sechstage-Kriegs im Juni 1967.
Schon früh hatten sich unter der arabischen Bevölkerung Palästinas Widerstände gegen jüdische Landkäufe und Siedlungen formiert. Seit 1930 verstärkten sich die Unruhen. Der arabische Aufstand von 1936 bis 1939 begann mit einem Streik und Boykott und mündete in bewaffneten Widerstand. Seit 1987 und dem Jahr 2000 kam es zu palästinensischen Aufständen gegen Israel (Intifada) sowie weiteren gewalttätigen Unruhen.
Der Oslo-Friedensprozess bezeichnet eine 1993 begonnene Reihe von Abkommen zwischen Palästina und Israel zur Lösung des Nahostkonfliktes sowie der Übereinkunft hinsichtlich eines permanenten Status. Im Juli 2000 wurden die Verhandlungen ohne Ergebnis abgebrochen. Ein verlässlicher "Frieden im Heiligen Land" sei in weite Ferne gerückt, stellte der Referent fest. Ähnlich wie die beiden Städte Jerusalem und Tel Aviv unterschiedlicher nicht sein könnten, schreite die politische und religiöse Polarisierung Israels insgesamt weiter voran. Darunter hätten auch die christlichen Minderheiten schwer zu leiden. Trotz - oder gerade wegen - der wachsenden gesellschaftlichen Konflikte ließen sich Bemühungen von rund 120 Initiativen und Organisationen um Annäherung, Ausgleich und Frieden beobachten.
(Text und Bilder: Dr. Gabriele Lautenschläger)
