Würzburg (POW) Kardinäle und Bischöfe haben das Lebenswerk von Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele anlässlich der Feier des 80. Geburtstags des langjährigen Bischofs von Würzburg gewürdigt. Aus dem Vatikan schrieb der Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, Walter Kardinal Kasper, Bischof Scheele sei ein weltweit anerkannter und geschätzter Ökumene-Fachmann. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, nannte Bischof Scheele in einem Schreiben einen Brückenbauer zwischen den Kirchen. Karl Kardinal Lehmann und Bischof Dr. Friedhelm Hofmann würdigten beim Pontifikalgottesdienst am 6. April im Kiliansdom den unermüdlichen Dienst Bischof Scheeles für die Ökumene und für das Bistum Würzburg, an dessen Spitze er von 1979 bis 2003 stand. Zusammen mit rund 1500 Gläubigen dankte Bischof Scheele beim Festgottesdienst für die acht Lebensjahrzehnte.
Unter den Gästen im Kiliansdom waren zahlreiche Kardinäle und Bischöfe: Neben Kardinal Lehmann feierte Friedrich Kardinal Wetter aus München das Pontifikalamt ebenso mit wie dessen Amtsnachfolger in München, Erzbischof Dr. Reinhard Marx, und der Erzbischof von Bamberg, Dr. Ludwig Schick, dessen Vorgänger Erzbischof em. Dr. Karl Braun sowie Würzburgs Partnerbischof aus Mbinga in Tansania, Dr. Emmanuel Mapunda. Weiter zählten zu den Konzelebranten Bischof em. Dr. Viktor Dammertz aus Augsburg, Bischof em. Dr. Anton Schlembach aus Speyer sowie die Weihbischöfe Helmut Bauer (Würzburg), Vinzenz Guggenberger (Regensburg), Otto Georgens (Speyer) und Hans-Reinhard Koch (Erfurt), Domdekan a. D. Prälat Heribert Brander, Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand und die Patres Willi Hoff und Heribert Niederschlag. Die Politik vertraten unter anderen Landtagsvizepräsidentin Barbara Stamm, Unterfrankens Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer, Würzburgs Bürgermeister Dr. Adolf Bauer und Landtagsabgeordneter Professor Dr. Walter Eykmann. Der stellvertretende evangelische Dekan Kirchenrat Winfried Schlüter gratulierte ebenso wie Diözesanratsvorsitzender Karl-Peter Büttner.
In seiner Predigt dankte Bischof Scheele, dass Gott ihm im Lauf seines Lebens immer wieder durch das Glaubenszeugnis vieler Menschen geholfen habe. „Die Eltern und Verwandten gehören dazu, gute Priester und Seelsorger, begnadete Theologen, aber auch schlichte, nach außen nicht auffallende Mitmenschen, die auf ihre persönliche Weise mit der Christuswahrheit das Christusleben weitergegeben haben. Nicht vergessen sei das gemeinsame Zeugnis von vielen Mitchristen, die nicht zur katholischen Kirche gehören. Sie haben mir unendlich viel vermittelt“, betonte der Jubilar. Auch als Priester und Bischof sei er immer wieder vom Zeugnis Ungezählter beschenkt worden. Wenn man in einen besonderen Dienst gerufen werde, bleibe man auf das Zeugnis der Mitchristen angewiesen.
„Seit der Taufe sind wir für immer mit Christus verbunden. Seither kommt er immer wieder auf uns zu, um diese Verbundenheit zu vertiefen und – wenn es nötig ist – sie wieder herzustellen“, sagte Bischof Scheele. In den Mühen des Alltags, bei der Eucharistiefeier und im gemeinsamen Zeugnis wolle Christus den Menschen besonders nahe sein. In der Heiligen Messe brenne das Feuer der Liebe Christi und erfasse Brot und Wein, um dann auch die Gläubigen zu erfassen. „Wenn ich Rückschau halte auf die langen Jahre, die Gott mir geschenkt hat, kommt vieles in den Blick, was mir geholfen hat, und überdies denke ich an manche Gipfelerfahrungen, die mich froh gemacht haben. Nichts von alledem war und ist so Quelle und Höhepunkt meines Lebens wie die Feier der Heiligen Messe“, gestand Bischof Scheele.
Kardinal Kasper betonte in seinem Schreiben, der 80. Geburtstag sei ein guter Anlass, auf die bisherige ökumenische Tätigkeit Bischof Scheeles zurückzuschauen und zuversichtlich auf die noch vor ihm liegenden Aufgaben zu blicken. Kasper erinnerte an Bischof Scheeles Mitgliedschaft im Päpstlichen Einheitsrat seit 1984, wo dieser sich unermüdlich für die Ökumene auf Weltebene eingesetzt habe. Weiter sei er von 1988 bis 1993 Vorsitzender der Gemeinsamen römisch-katholisch/evangelisch-lutherischen Kommission für die Einheit gewesen und habe ab 1995 zudem die Leitung der vatikanischen ökumenischen Kommission für die Vorbereitung des großen Jubiläumsjahrs 2000 übernommen. „Bis heute ist Deine engagierte Mitwirkung im Dialog mit den altorientalischen Kirchen und mit den Alt-Katholiken von mir hochgeschätzt.“
In Deutschland habe Bischof Scheele als langjähriger Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz der Ökumene viele Impulse gegeben. Ganz entscheidend habe Bischof Scheele beim Zustandekommen der Konsensdokumente der beiden bilateralen Kommissionen zwischen den Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen Deutschlands und der Deutschen Bischofskonferenz mitgewirkt. Kardinal Kasper zeigte sich zuversichtlich, dass der Päpstliche Einheitsrat auch weiterhin auf die Bereitschaft Bischof Scheeles zur Mitarbeit in den Dialogkommissionen mit den altorientalischen Kirchen und mit den Alt-Katholiken rechnen dürfe. „Vor allem darf ich Dich schon heute ganz herzlich als Ehrengast zur nächsten Vollversammlung unseres Päpstlichen Einheitsrats vom 9. bis 13. Dezember nach Rom einladen“, schreibt der Kardinal aus Rom.
Kardinal Lehmann sagte aus langer Weggenossenschaft Dank für den unaufhörlichen Einsatz im Sinne der Einheit der Kirche. Die Ökumene brauche engagierte Zeugen und Boten. Bischof Scheele gehöre seit mehr als einem halben Jahrhundert zu den Pionieren einer neuen ökumenischen Einheitssuche, die von dessen Paderborner Heimat so viele Anstöße bekommen und im Zweiten Vatikanischen Konzil nachhaltig bestätigt worden sei. Das Ureigene in Bischof Scheeles ökumenischem Lebenszeugnis ist nach den Worten Kardinal Lehmanns, dass dieser mit aller Entschiedenheit auf dem Boden des katholischen Glaubens stehe und kein taktischer, anpassungsfähiger Ökumeniker sei, der diese Aufgabe managermäßig zwischen den Kirchen betreibe. „Da er die Weite und Tiefe des Katholischen durch seine Herkunft, sein Leben und seine Theologie gründlich kennt, ist auch ein umfassender Horizont gegeben, der die ökumenische Arbeit nach allen Richtungen und ohne Grenzen inspiriert.“
Weiter habe die besondere Tugend der Gelassenheit Bischof Scheele ermöglicht, sich intensiv und auch beständig für die Einheit der Christen einzusetzen. „Von dieser Gelassenheit konnten ihn auch nicht Enttäuschungen und Fehlentwicklungen abbringen. Darin ist auch der tiefe Humor begründet, aus dem heraus Paul-Werner Scheele viele schwierige Situationen in den Kirchen und zwischen ihnen meisterte.“ Der Einsatz Bischof Scheeles für die Ökumene wäre nicht möglich gewesen ohne das Gebet um die Einheit. Scheeles aktuelles Buch „Wort des Lebens“ zur Theologie des Wortes sei eine ganz wichtige katholische Hilfe zum gegenseitigen Verständnis, betonte der Kardinal.
Bischof Hofmann würdigte das fast 24-jährige Wirken seines Amtsvorgängers an der Spitze des Bistums Würzburg. Aus seinem Wahlspruch „Friede und Freude“ heraus habe Bischof Scheele den Dialogprozess „Wege suchen im Gespräch“ ermöglicht und das Miteinander der verschiedenen Charismen und Kräfte gefördert. Bischof Hofmann erinnerte an die Errichtung des Solidaritätsfonds Arbeitslose und der Stiftung „Miteinander für das Leben“ sowie an das Projekt „Familie – bärenstark“. „Im karitativen Bereich entstanden viele Projekte, die heute reiche Frucht tragen.“ Die Errichtung der diözesanen Museen, die Feiern der Bistumsjubiläen und die Partnerschaft mit Mbinga in Tansania seien weitere Aktionen in Bischof Scheeles Amtszeit. Die von Gott geschenkten Gaben des Wortes und des Denkens sowie seine hohe musikalische Begabung habe er fruchtbar gemacht. „So dürfen wir Dich, lieber Bischof Paul-Werner, als einen jung gebliebenen Bischof erleben, der sich auch heute noch mit aller Kraft für das Reich Gottes einsetzt. Wir danken Dir dafür aus ganzem Herzen und wünschen Dir weiterhin viele Jahre ungebrochenen frohen Schaffens“, sagte Bischof Hofmann. Beide Ansprachen kommentierte Bischof Scheele auf seine Weise: „Gute Pädagogen loben schwache Schüler.“
Die Feier gestaltete die Würzburger Dommusik unter Leitung von Domkapellmeister Martin Berger mit Bruckners Messe e-moll. Die Orgel spielte Domorganist Professor Stefan Schmidt. Nach dem Gottesdienst standen Verwandte, Freunde, Weggefährten, Bekannte und viele Gläubige Schlange, um Bischof Scheele im Innenhof des Domkreuzgangs zum 80. Geburtstag zu gratulieren und ihm noch viele Lebensjahre zu wünschen.
bs (POW)
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