Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Wer steckt in der Kandidatenbox?

Diözesanrats-Geschäftsführer Matthias Reichert zieht gemischtes Fazit nach 16 Werkstattabenden zur Vorbereitung auf die Pfarrgemeinderatswahl im März 2010

Würzburg (POW) Ein gemischtes Fazit hat Matthias Reichert, Geschäftsführer des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg, nach insgesamt 16 Werkstattabenden zur Pfarrgemeinderatswahl 2010 im Bistum Würzburg gezogen. Obwohl er von Alzenau bis Eltmann teils hochmotivierte Ehrenamtsträger erlebt habe, „gestaltet sich die Suche nach neuen Kandidaten eher schwierig“. Bei den Werkstattabenden zur Vorbereitung auf die Wahl am 7. März 2010 informierten der Diözesanrat, das Referat Öffentlichkeitsarbeit in der Pfarrgemeinde und das Team Pfarrgemeinderatsfortbildung über die Wahlordnung, gaben Tipps zur Wahlwerbung und Kandidatengewinnung sowie Anregungen zur Bilanz und Zielsetzung des Pfarrgemeinderats. Bei der Pfarrgemeinderatswahl unter dem Motto „Aufbrechen“ sind alle Katholiken wahlberechtigt, die das 14. Lebensjahr vollendet und ihren Hauptwohnsitz im Bistum Würzburg haben, insgesamt mehr als 736.000 Personen. Eine Kandidatur für das Gremium ist ab 16 Jahren möglich.

Reichert führte zwei Argumente für die schleppende Kandidatenfindung an. Zum einen sei sie gesellschaftlich bedingt, beispielsweise durch längere Ladenöffnungszeiten: „Wenn jemand bis acht Uhr abends arbeitet, kann er nicht an der Pfarrgemeinderatssitzung zur gleichen Zeit teilnehmen“, betonte der Geschäftsführer. Zudem kenne er viele Menschen, die nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes lange Pendlerwege für einen neuen Job auf sich nehmen müssten und deshalb für ein solches Ehrenamt auch nur schwer zu begeistern seien. Zum anderen nennt Reichert innerkirchliche Gründe. Durch die Bildung von Pfarreiengemeinschaften kämen auch auf den Pfarrgemeinderat zusätzliche und teils ungewisse Aufgaben zu. Viele Katholiken würden vor dieser größeren Verantwortung zurückschrecken.

Um die einzelnen Pfarreien bei der Kandidatensuche zu unterstützen, haben der Diözesanrat und das Referat Öffentlichkeitsarbeit in der Pfarrgemeinde die sogenannte „Kandidatenbox“ entwickelt. Die kleine Wahlurne aus Pappkarton kann im Pfarrheim, in der Kirche, beim Bäcker oder in der Gastwirtschaft aufgestellt werden und soll die Katholiken vor Ort in den Kirchengemeinden zu vorbehaltslosen Kandidatenvorschlägen anregen. Nach einem gewissen Zeitraum werden die Empfehlungen ausgewertet und die genannten Anwärter kontaktiert. „Man überzeugt jemanden doch viel leichter von einer Kandidatur, wenn ich ihm zum Beispiel sagen kann: Fünf Leute haben dich schon vorgeschlagen“, erklärte Reichert. Dass durch diese Verfahrensweise möglicherweise auch Katholiken den Weg in den Pfarrgemeinderat finden, die dem kirchlichen Leben eher fern stehen, begrüßt der Geschäftsführer des Diözesanrats. „Außenstehende haben oft einen anderen Blick auf die Dinge und bringen auch mal eine schräge Idee ein.“ Reichert plädiert dafür, im Pfarrgemeinderat neue Wege zu gehen und die Umbruchssituation der entstehenden Pfarreiengemeinschaften mitzugestalten: „Nur weil etwas vor 20 Jahren nicht funktioniert hat, heißt das nicht, dass es heute nicht klappen kann.“

Für die Wahl im März erhofft sich der Diözesanrat wieder eine Wahlbeteiligung „von 30 bis 35 Prozent“. Bei der vergangenen Pfarrgemeinderatswahl im Jahr 2006 füllten rund 33 Prozent der wahlberechtigten Katholiken in der Diözese Würzburg ihren Stimmzettel aus. Das Bistum ist damit bayernweit einsamer Spitzenreiter bei der Wahlbeteiligung. Durchschnittlich lag sie 2006 in den bayerischen Bistümern bei 17 Prozent. Zurückzuführen ist diese relativ rege Wahlbeteiligung in Würzburg auf die Allgemeine Briefwahl. Bei dieser Wahlform bekommen die wahlberechtigten Katholiken ihre Stimmzettel unaufgefordert per Post zugeschickt, und haben dann in der Regel 14 Tage Zeit, diese an festgelegten Stellen abzugeben. Rund 70 Prozent der über 600 Pfarreien und Kuratien im Bistum Würzburg hätten bei der Wahl 2006 diese Variante bevorzugt, berichtete Reichert. Die übrigen Gemeinden wählten so, wie es auch bei politischen Wahlen üblich ist; mit dem Unterschied, dass die Pfarreien die Öffnung des Wahllokals am Wahltag flexibel an die örtlichen Gegebenheiten anpassen konnten.

Bis zum ersten Fastensonntag am 21. Februar wird die Errichtung aller Pfarreiengemeinschaften in der Diözese abgeschlossen sein. Den einzelnen Pfarreien ist es dann bei der kommenden Wahl freigestellt, ob sie einen Pfarrgemeinderat auf Pfarreiebene oder auf der Ebene der Pfarreiengemeinschaft bestimmen. Beim ersten Modell wählt jede Pfarrei – wie bisher – ein eigenes Gremium. Die einzelnen Räte bilden dann einen sogenannten Gemeinsamen Ausschuss, der über Angelegenheiten entscheidet, die die ganze Pfarreiengemeinschaft betreffen. Nach dem zweiten, neuen Modell wird ein Pfarrgemeinderat für die gesamte Pfarreiengemeinschaft gewählt. Die Belange der einzelnen Pfarreien behandelt ein Ortsausschuss. Dabei bevorzugen fast alle Pfarreien im Bistum für die kommende Wahl die ältere Variante. Nur in den Städten Würzburg, Schweinfurt und Aschaffenburg werde der Rat vereinzelt für die gesamte Pfarreiengemeinschaft gewählt, sagte Reichert. Der Diözesanrat halte das für unproblematisch, sei doch die Funktionsweise beider Modelle ohnehin nicht allzu unterschiedlich. Es handele sich hierbei eher um eine „Gefühlsangelegenheit“: „Viele kleine Gemeinden auf dem Land wollen zumindest ihren eigenen Pfarrgemeinderat behalten, nachdem sie schon die Schule, den Supermarkt oder den Bäcker verloren haben“, sagte Reichert.

Weitere Informationen im Internet unter www.pfarrgemeinderatswahl.de.

(4809/1388; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet