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„Wichtig ist die Frage nach dem Warum“

Gemeindeberatung im Bistum Würzburg besteht seit 20 Jahren – Feierstunde im Burkardushaus – Rückblick und Ausblick

Würzburg (POW) Auf 20 Jahre Gemeindeberatung hat das Bistum Würzburg bei einer Feierstunde im Würzburger Burkardushaus zurückgeblickt. „Ich habe in meiner Zeit als Pfarrer einen ihrer Einsätze erlebt und wünsche auch anderen einmal die gute Erfahrung: Qualifizierte Hilfe ist im Anmarsch“, sagte Domkapitular Thomas Keßler, Ständiger Vertreter des Diözesanadministrators. Domkapitular Helmut Gabel, Leiter der Hauptabteilung Außerschulische Bildung, sagte, ihn erfülle angesichts des Jubiläums große Freude. Dadurch werde deutlich, dass bewusst auch Strukturen, Abläufe und Organisation in den Blick genommen und reflektiert würden. Pastoralreferentin Dr. Christine Schrappe, Diözesanbeauftragte für Gemeindeberatung, erläuterte, die Kirchenkonstitution „Lumen Gentium“ des Zweiten Vatikanums spreche davon, dass Kirche zugleich Heilszeichen und Werkzeug sei. Aus dieser Motivation heraus bilde das Bistum Mitarbeiter aus und setze sie ein, um im Konflikt zu beraten.

Das Sprecherduo der Gemeindeberatung, Gemeindereferentin Regina Thonius-Brendle und Pastoralreferent Andreas Bergmann, gab einen Einblick in die derzeitige Struktur der Arbeitsgemeinschaft. Demnach arbeiten derzeit vier Männer und sechs Frauen mit einem Stellenumfang von 50,5 Wochenstunden in der Gemeindeberatung, zehn weitere ehemalige Berater sind im Lauf der vergangenen zwei Jahrzehnte ausgeschieden. Aktuell gibt es 48 Beratungsprojekte, von denen 75 Prozent in Zweierteams betreut werden.

Zwei Aspekte, die Gemeindeberatung und Organisationsentwicklung permanent herausforderten, hob das Sprecherduo besonders hervor: „Am Ende eines gelingenden Beratungsprozesses steht für ein beratenes System, ein kirchliches Gremium, eine christliche Gemeinde ein Mehr an Spielraum, an Erfahrung von Selbstwirksamkeit, kurz: ein Mehr an Erfahrung von Gottes Geist“, sagte Bergmann. Thonius-Brendle ergänzte, dass auch oder erst recht nach vielen Jahren die Berater die Kultur professionellen Nicht-Wissens und Nicht-Verstehens beibehalten und weiterentwickeln sollten. Sie forderte dazu auf, eine grundlegende Neugierde, ein wertschätzendes Staunen und mitunter ein irritiertes Sich-Wundern zuzulassen. „Lassen wir das zu, berichten wir uns darüber gegenseitig, machen wir es in Beratungen dem Kunden transparent – der Erkenntnis, Entwicklung und Innovation wegen.“

Dr. Klaus Roos, Gemeindeberater der ersten Stunde im Bistum und inzwischen Ruheständler, skizzierte die Entwicklung und Dynamik des Themas, seit er 1994 seine Ausbildung zum Gemeindeberater bei der Evangelischen Kirche von Hessen-Nassau begann und 1997 abschloss. Der bereits verstorbenen Maria Gumpert und Rainer Ziegler, die beide die nächsten ausgebildeten Gemeindeberater im Bistum Würzburg waren, sei es zu verdanken, dass das Thema so breite Resonanz gefunden habe, aber nicht zuletzt auch der Bistumsleitung, die sich des Themas mit Engagement angenommen habe.

In ökumenischer Verbundenheit gratulierte Pfarrer Harald Wildfeuer zum Jubiläum und erinnerte an ein Wort von Paul Zulehner, wonach Jubiläen mitunter Zeichen der nachlassenden Kraft und des Altwerdens seien. Bei den Zeitungsartikeln aus der Anfangszeit der Gemeindeberatung im Bistum Würzburg habe zwischen den Zeilen der frische Wind des Aufbruchs und der Reform gewirkt. „Auch in der evangelischen Gemeindeberatung wurde dieser Traum geträumt – zumindest in der bayerischen Landeskirche.“ Andere, kritischere Stimmen hätten dahinter längst das Aufkommen neuer kirchenleitender Strukturreformen gesehen, um dem drohenden Mitglieder- und damit einhergehenden Bedeutungsverlust der beiden Kirchen angemessen zu begegnen, sagte Wildfeuer. Maßnahmen wie der von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann angestoßene Dialogprozess im Bistum Würzburg hätten nicht das tiefsitzende Misstrauen gegenüber allen „Top-Down-Prozessen“ zerstreuen können, das viele Gemeindemitglieder angesichts ständig neuer Strukturdebatten seit langem beschlichen habe.

Die anglikanische Kirche hat laut Wildfeuer schon vor vielen Jahren erkannt, dass die Kraft der Erneuerung nicht in den Strukturreformen und der Sicherung der Ressourcen liegt. „Die Kraft der Erneuerung liegt in den Menschen, die noch nicht oder nicht mehr zu dieser Kirche gehören und die darauf warten, dass wir sie wahrnehmen, annehmen und mitnehmen“, betonte er. Wichtiger als die Fragen nach Was und Wie sei es zu wissen, warum man etwas tue. „In diesem Sinne wünsche ich allen ehemaligen und aktuell Mitwirkenden und den Verantwortlichen der Arbeitsgemeinschaft Gemeindeberatung in der Diözese Würzburg ein gelungenes und nachdenkliches Jubiläum und Gottes Segen für die Zukunft“, sagte Wildfeuer.

Für den ebenso heiteren wie anregenden Schlusspunkt sorgte Roos mit einer humoristisch-augenzwinkernden Analyse des Gebrüder-Grimm-Märchens „Sterntaler“ mithilfe der Werkzeuge der Gemeindeberatung. Den märchenhaft positiven Schluss der Geschichte übertrug er auf die Tätigkeit der Beraterinnen und Berater: „Am Ende kann man sich immer nur wundern.“

mh (POW)

(4317/1153; E-Mail voraus)

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