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„Wichtiger Zugang zur Begegnung aller Religionen“

Interview mit Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele zu seinem Buch „Unser Vater – Gebete aus allen Religionen und Regionen“

Würzburg (POW) Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele hat im Schöningh-Verlag das Buch „Unser Vater“ herausgegeben. Es enthält Gebete aus allen Religionen und Regionen. In folgendem Interview spricht Bischof Scheele über Entstehung, Inhalte und Intention des Buches.

POW: Wann haben Sie mit der Arbeit an dem Buch „Unser Vater“ angefangen?

Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele: Bald nach dem Krieg, als ich mein Theologiestudium begonnen habe. Wenn ich auf ein gutes Gebet stieß, habe ich es mir notiert. Das habe ich über Jahrzehnte so gehalten. Eine Auswahl dieser Gebete bildet den Grundstock des neuen Buches.

POW: Was hat Sie besonders zur Veröffentlichung bewegt?

Bischof Scheele: Zunächst die Absicht, anderen weiterzugeben, was mir geholfen hat. Dabei kam ich irgendwann zu der Erkenntnis, die Simone Weil in die Worte fasste: Das Vaterunser „enthält alle je möglichen Bitten … Es ist als Gebet, was Christus als Mensch ist.“ Dieser Überzeugung gemäß habe ich vor 46 Jahren Gebete aus den verschiedenen nichtbiblischen und nichtchristlichen Religionen nach den Bitten des Vaterunsers publiziert und nach einzelnen Psalmversen geordnet.

POW: Weshalb haben Sie den Gebeten der Heiden besondere Aufmerksamkeit geschenkt?

Bischof Scheele: Zum einen, weil mich fasziniert hat, wie die Menschen seit eh und je gebetet haben. Dabei stellte ich fest, dass viele dickleibige Werke über die Weltreligionen kaum ein Gebet wiedergeben. Nach meiner Meinung fehlt damit etwas Wesentliches. Relativ früh wurde mir bewusst, dass in unserer Zeit eine neue Begegnung der Christen mit den Weltreligionen ansteht. Wenn sie gelingen soll, muss sie auch auf das Beste eingehen, das es in ihnen gibt, und das sind die Zeugnisse betender Menschen.

POW: Ab wann haben Sie sich mit den biblischen und den spezifisch christlichen Gebeten befasst?

Bischof Scheele: Eigentlich von Anfang an. Während des Konzils konzentrierte ich mich speziell auf Gebete aus der gesamten christlichen Ökumene. Eine Auswahl habe ich 1964 als Herder-Taschenbuch publiziert. Als Titel wählte ich die ersten Worte des Hohepriesterlichen Gebetes Jesu um die Einheit: „Vater, die Stunde ist da.“ Später gab ich zwei Bücher mit Gebeten Israels aus drei Jahrtausenden heraus.

POW: Ist Ihr neues Werk eine Art Zusammenfassung der vorausgegangenen Einzelpublikationen?

Bischof Scheele: In gewisser Weise ist es das. Jetzt sind unter jeder Bitte des Vaterunsers Gebete aus allen Religionen und aus allen Regionen vereint, so dass man sieben Mal an Hand ausgewählter Gebete durch die ganze Religionsgeschichte geführt wird. Von Anfang an habe ich versucht, das herauszustellen, was das Beten der gesamten Menschheit miteinander verbindet, und zugleich zu beachten, welche Unterschiede es gibt. Aus meiner Sicht kann man so einen wichtigen Zugang zu der immer dringlicher werdenden Begegnung aller Religionen finden.

POW: Kann man Ihr Werk auch als persönliches Gebetbuch benutzen?

Bischof Scheele: Ich hoffe es. Bei den früheren Veröffentlichungen habe ich jedenfalls immer wieder erfahren dürfen, dass die von mir gesammelten Gebete manch einem Leser persönliche Anregungen zum Beten vermittelt haben. Natürlich gibt es – von den Naturreligionen angefangen – Texte, die einem Christen fremd sind; überdies sind Gebete, die mehrere tausend Jahre alt sind, nicht ohne weiteres zugänglich. Gleichwohl gibt es aus allen Zeiten und Zonen Gebete, die einem Christen helfen können, die Kunst des Betens besser zu lernen und auszuüben. Springt der Funke über, dann freut mich das mehr als wenn ich die eine oder andere Einsicht vermittelt kann.

Paul-Werner Scheele (Hg.): Unser Vater. Gebete aus allen Religionen und Regionen. 374 Seiten, 12,90 Euro. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 3-506-75733-4.

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