Würzburg (POW) Brückenbauer zwischen Kirche und Welt hat Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele bei seiner Fastenpredigt am Mittwochabend, 27. Februar, im Würzburger Kiliansdom gefordert. „Wir brauchen Brückenbauer zwischen den vielen Gemeinschaften wie zwischen den Menschen, die durch vieles voneinander getrennt sind. Mehr noch brauchen wir Menschen, die selber lebendige Brücken sind. Schwester Julitta Ritz zählt zu ihnen.“ Unter dem Motto „… wenn ihr barmherzig lebt“ ging Bischof Scheele auf das Leben und Wirken der 1966 gestorbenen Erlöserschwester ein, für die ein Seligsprechungsverfahren läuft. Die diesjährige Reihe der Fastenpredigten im Würzburger Dom steht unter dem Motto „Selig seid ihr – neue Glaubenszeugen für unser Bistum“.
Für die 1882 im nordbadischen Uissigheim geborene Ritz seien schon im Kindesalter Freude, Treue und Dienst der Grundakkord ihres Lebens gewesen, betonte der Bischof. Mit 19 Jahren sei sie in die Kongregation der Töchter des allerheiligsten Erlösers eingetreten und bald für den Schuldienst in Obernau und Lülsfeld bestimmt worden. Ab 1910 betreute sie klösterliche Schülerinnen im Mutterhaus in Würzburg. „Von 1940 an wird der Pfortendienst ihre berufliche Hauptaufgabe. Damit ist ihr ein Platz zwischen Kloster und Welt zugewiesen“, machte Bischof Scheele deutlich. Zwei Jahre vor dem Untergang des alten Würzburg sei ihr die Zerstörung des Mutterhauses offenbart worden.
Die Ereignisse des 16. März 1945 schildert Schwester Julitta mit den Worten: „In etwa 18 Minuten brannten alle Gebäude des Mutterhauses und der ganzen Innenstadt. Im Mutterhaus blieben alle durch Gottes gütigen Schutz unversehrt am Leben.“ Wie ein Wunder erscheint es nach den Worten Bischof Scheeles, dass angesichts der Zerstörung der Stadt unter den rund 5000 Toten kein einziges Todesopfer im Bereich des Mutterhauses zu beklagen ist. Ungefähr 300 Schwestern und 200 Soldaten hätten, vom Flammenmeer umgeben, mitten in der zu 90 Prozent zerstörten Innenstadt das Inferno überlebt. Nach dem Krieg übernahm Schwester Julitta zunächst den Pfortendienst im Kloster Heidenfeld, ehe sie von Oktober 1946 bis zu ihrem Tod 1966 diese Aufgabe im Mutterhaus wahrnahm.
Wer Schwester Julitta begegne, werde von ihr beschenkt, betonte der Bischof in seiner Predigt. Das hätten viele Menschen in der Not der Nachkriegszeit erfahren. Auch über die damalige innerdeutsche Grenze habe sie Pakete an Notleidende geschickt. Ihr lebenslanger Einsatz sei ganz im Zeichen der Barmherzigkeit geschehen. Immer tiefer sei sie in das Geheimnis der göttlichen Barmherzigkeit hineingeführt worden. „Die Hilfen, die sie so vielen Menschen zuteil werden ließ, kamen aus einer tiefen Quelle. Ihre Barmherzigkeit ging aus der Barmherzigkeit Gottes hervor, die sie immer wieder neu erfahren hat“, sagte der Bischof. Die Gabe der Barmherzigkeit sei allen Menschen zugedacht. Es liege an jedem einzelnen, entsprechend zu handeln. „Allenthalben brauchen wir einen Weltdienst, der von der Gottesgemeinschaft beseelt wird, so wie wir Beten und Opfern brauchen, die gelebte Weltverantwortung sind.“
(1008/0304; E-Mail voraus)