Kloster Kreuzberg (POW) Als Weihbischof em. Helmut Bauer mit Mitra und goldenem Stab unter dem feierlichen Klang der Kreuzberg-Kapelle in die Wallfahrtskirche einzieht, ist das Gotteshaus schon längst überfüllt. Kein Wunder, bei böigen Winden und nasskalten Temperaturen. Nur rund 60 der insgesamt 450 Pilger der 17. Unterfränkischen Wirtewallfahrt des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (BHG) haben den wolkenverhangenen Gipfel des Kreuzbergs zu Fuß erklommen. Der Rest ist mit dem Bus auf den „heiligen Berg der Franken“ gefahren und hat in der wettergeschützten Kirche bereits Zuflucht gefunden. Dort wollen die Frauen und Männer aus dem Gastgewerbe mit dem Weihbischof einen Dankgottesdienst feiern.
Weihbischof Bauer dankt den Wirtsleuten für ihr zahlreiches Kommen, womit sie bewiesen, dass Franken „keine Schönwetterchristen“ seien. In seiner Predigt ermahnt er die Pilger, nicht zu vergessen, woher die Produkte kämen, mit denen die Gasthäuser wirtschafteten. Die Menschen seien nicht die Schöpfer der Welt. „Deshalb bleibt Gott dankbar“, ermahnt er die Wirte.
Silke Seidenspinner vom Berghof in Böttigheim gefallen die „ehrlichen Worte“, die der Weihbischof in seiner Predigt ausgesprochen habe, erklärt sie nach dem Gottesdienst. Den Wirtsleuten sei zu ihrer Hauptgeschäftszeit am Wochenende kaum einmal ein Kirchenbesuch möglich. „Deshalb soll man es honorieren, wenn ein Tag nur den Wirten gewidmet ist“, erläutert die Hotelchefin den Grund für ihre erstmalige Teilnahme an der Wallfahrt. Deshalb wolle sie auch im nächsten Jahr unbedingt wieder kommen.
Dass Weihbischof Bauer einen Menschenfischer im besten Wortsinn darstellt, demonstriert er dann auch im geselligen Teil der Veranstaltung im Antoniussaal. Im Zusammenspiel mit den „Spreu-Bläsern“ aus Platz und Geroda stimmt er zuerst das von ihm geschriebene „Kissinger-Hütte-Lied“ an, und hunderte Kehlen singen lautstark mit. Anschließend erklärt er den Wirtsleuten seine besondere Beziehung zur Gastronomie damit, dass er als Kind in unmittelbarer Nähe von drei Wirtshäusern aufgewachsen sei. Seine Großmutter habe ihn deshalb öfters ins Gasthaus geschickt, um den Opa heimzuholen. „Der Großvater kam nicht, und der Bub auch nicht“, berichtet der vor Jahren vom BHG zum „Wirtekaplan“ ernannte Weihbischof zur großen Erheiterung seines Publikums. „Im Wirtshaus hat man immer was erlebt. Da sind verbal die Fetzen geflogen, und dann hat man sich wieder versöhnt“, fügt der Weihbischof an.
Zum Abschluss gibt er den Pilgern noch einen seiner beliebten Kirchenwitze mit auf den Heimweg: Ein längst ausgedienter 50-Mark-Schein erflehe an der Himmelspforte den Eintritt ins Paradies, erzählt der Weihbischof der gespannt lauschenden Zuhörerschaft. Doch Petrus lasse den Geldschein abblitzen, mit der Begründung: „In der Kirche habe ich Dich nie gesehen!“
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