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Wo die Mütter das Sagen haben

Vortrag zur Fußball-Weltmeisterschaft: „Ghana, das Land aus dem unsere Gäste kommen“ – Professor Dr. Klaus Fleischer kennt Ghana von zahlreichen Aufenthalten – „Black Stars“ während der WM zu Gast in Würzburg

Würzburg (POW) „Wussten Sie, dass Gerald Asamoah, der deutsche Nationalspieler, in Ghana geboren wurde?“ Allerhand Kurioses und Wissenswertes zum Land Ghana hat Professor Dr. Klaus Fleischer vom Missionsärztlichen Institut am Montagabend, 15. Mai, im Matthias-Ehrenfried-Haus vorgestellt. In seinem Diavortrag zog der in Ghana als Ehrenhäuptling geadelte Professor von der Küste Ghanas in Richtung Norden und zeigte vor rund 150 Zuschauern Eindrücke aus seinen zahlreichen Reisen. „Die ghanaische Fußball-Nationalmannschaft wird ‚Black Stars’ genannt, da sich in der Nationalflagge Ghanas ein schwarzer Stern befindet“, erzählte der in afrikanischer Kleidung erschienene Fleischer. Die Mannschaft wird in Würzburg ihr Weltmeisterschafts-Quartier beziehen und im Kickers-Stadion ihre Trainingseinheiten absolvieren. Einen WM-Tipp wagte der Tropenmediziner zumindest für das Spiel Ghana gegen Italien, das er am liebsten mit dem Endstand 1:1 sähe.

Bei seinem ersten Afrikabesuch 1964 war Fleischer als Student in Nigeria zu Gast. Auf Einladung eines Bekannten besuchte er zusätzlich Ghana – und entdeckte dort seine Liebe für das Land. Es folgten im Auftrag des Missionsärztlichen Instituts eine Reihe von Aufenthalten, bei denen er zahlreiche Freunde kennenlernte. Seit den 50er Jahren gibt es eine Zusammenarbeit zwischen deutschen und afrikanischen Ärzten und Schwestern in der vom Missionsärztlichen Institut getragenen Klinik Saint Martin de Porres in Eikwe im Westen Ghanas.

Ghana litt lange unter der Kolonialherrschaft vor allem der Niederländer, Franzosen und Engländer. Sklaven wurden nach Westindien verschleppt. 1957 wurde das im Westen Afrikas gelegene Land unabhängig, es folgten unruhige Zeiten mit Bürgerkrieg und zahlreichen Militärdiktaturen. „Seit acht Jahren ist Ghana ein demokratisches Land – mit von internationalen Beobachtern gelobten Wahlen und einem Regierungswechsel“, berichtete Professor Fleischer. Präsident ist John Agyekum Kufuor.

An der Küste im Süden Ghanas herrschen Temperaturen zwischen 30 und 35 Grad Celcius. „Auf einem Markt an der Küste bleibt man nicht lange trocken“, erzählte Fleischer schmunzelnd, „aber das gehört genauso dazu wie das farbenfrohe und fröhliche Treiben der Menschen“. Das Herstellen des schmackhaften „Yam“-Gerichts, welches gestampft wird, sei ein soziales Ereignis auf den Märkten. Außerdem erzählte Fleischer von den zahlreichen Öl- und Kokospalmen, die am Wegrand zu sehen sind. „Palmen sind eine wichtige Wirtschaftsquelle des Landes. In den vergangenen Jahren gab es allerdings einen Palmenvirus, so dass die Gefahr durch Verarmung gegeben ist“, ergänzte er. Mittlerweile habe man Mittel gefunden, das Virus zu stoppen. „Der Fischfang ist ebenfalls ein wichtiger Faktor in Ghana. In Gemeinschaftsarbeit legen die Fischer vom Strand aus ihre Netze aus, oder fahren nachts in den Atlantik, um zu fischen.“ Industrieschiffe würden die Fischbestände stark verringern, so dass die Fischer zunehmend Probleme hätten, genügend zu fangen. Dörrfisch sei im ganzen Land zu erhalten, er werde in den Norden exportiert. Neben Palmen und Fischen ist auch traditionell die Kakao-Frucht ein Exportprodukt für die westliche Schokoladenindustrie.

Der Tropische Regenwald sei auch in Ghana bedroht. „Es gibt allmählich ein Bremsen der Abholzung, immerhin sieht man, dass neue Teakbäume gepflanzt werden“, sagte Fleischer. Diese seien innerhalb von 70 bis 90 Jahren schlagfertig. „Möbel von Teakbaum-Plantagen zu kaufen, ist sinnvoll“, plädierte Fleischer. Wasser sei in Ghana besonders wertvoll: „Oberhalb der Waldzone gibt es in jedem Haus einen Wasservorrat. Wenn es in Ghana regnet, dann ist dies ein Ereignis. Der Regen ist erheblich stärker als in Europa und kommt meistens in Verbindung mit Gewittern.“ Die kräftige Sonne trockne Wege und Böden schnell. Deswegen sei es nicht ungewöhnlich, dass die Menschen mit einer roten Staubschicht aus dem Wüstensand überzogen sind. Die starke Sonne biete auch Vorteile, erläuterte Fleischer: „Mittlerweile sieht man immer häufiger auf Hütten und Häusern Sonnenkollektoren.“

„Frauen haben in Ghana eine angesehene Stellung. Sie sind sehr selbstbewusst und legen wert auf Eleganz und Schönheit, vor allem am Sonntag. Mütter haben entscheidenden Einfluss auf die Erziehung der Kinder und den Handel“, sagte Fleischer. Die Wahl der Dorf-Häuptlinge müsste beispielsweise von einem Frauenrat bestätigt werden. Das Thema Aids werde offen angesprochen, vor allem die Jugend werde frühzeitig informiert. „Neben dieser Problematik ist auch die Schulung des medizinischen Personals wichtig, gerade was sterile Spritzen und Hygiene angeht.“ Schwestern führen regelmäßig in die Dörfer, um dort mit den Eltern über Malaria und Kinderpflege zu sprechen und die Kinder zu wiegen.

„Die Mehrheit der Ghanaer sind Christen“, informierte Fleischer das Publikum. „Es gibt keine Spannungen zwischen Christentum und Islam.“ Der Religionsfriede herrsche vor, und die verschiedenen Religionsgruppen würden auch auf der medizinischen Ebene gut zusammenarbeiten. „Es ist ohnehin ein sicheres Land.“ Das gelte für persönliche Sicherheit wie für die Hygiene. Touristen könnten ohne weiteres in einer kleinen Gaststätte auf dem Land etwas essen.

gs (POW)

(2006/0736; E-Mail voraus)

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