Verehrte, liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
da ich nicht wie gewohnt selbst zu Ihnen am Beginn Ihrer Vollversammlung sprechen kann, wende ich mich mit einem Brief an Sie.
An diesem Sonntag geht die Weltbischofssynode in Rom zu Ende, an der mit Joachim Kardinal Meisner aus Köln, Bischof Gregor Maria Hanke OSB aus Eichstätt, Weihbischof Jörg Michael Peters aus Trier auch ich teilnehmen durfte. Es waren drei intensive und ereignisreiche Wochen in der Ewigen Stadt, die an diesem Wochenende zu Ende gehen, aber bei mir und hoffentlich auch in der ganzen Kirche noch lange nachwirken werden.
Das Thema der Synode „Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche“ berührt den innersten Lebensnerv unseres Glaubens und der Kirche. Am Anfang hat Gott durch sein Wort die Welt erschaffen und ruft bis heute alles ins Dasein. Jesus Christus, Gottes menschgewordenes Wort, hat uns erlöst und uns zu Kindern des Vaters und damit zu Erben des Reiches gemacht. Das Wort Gottes spricht uns auch heute an, ruft uns heraus und führt uns auf den Weg des Heiles. Das Wort Gottes ist Richtschnur allen kirchlichen Handelns und Tuns.
Die Bischofssynode war geprägt von vielfältigen Begegnungen. Es wurde durch die anwesenden Bischöfe aus aller Welt deutlich, dass die Kirche wirklich katholisch, weltumspannend ist. Auch die pfingstliche Dimension der Kirche wurde spürbar: das Wort Gottes wird in allen Sprachen der Menschheit verkündet. In der Vielfalt der Persönlichkeiten, der Wortmeldungen und Beiträge, in der Schilderung von Problemen aber auch von Neuaufbrüchen wurde spürbar, dass das Wort Gottes in der Heiligen Schrift der weltweit tragende Grund der Kirche ist. Die Bemühungen, Gedanken und Impulse der Synodenväter machte die Würde, Vielfältigkeit und Aktualität des Wortes Gottes in der Kirche eindrücklich und bewegend deutlich. Wir haben in der Heiligen Schrift einen überreichen Schatz des von Menschen mit der Hilfe des Heiligen Geistes verschriftlichten Wortes Gottes, der nie an ein Ende kommen wird. Immer wieder können wir Altes und Neues daraus hervorholen, das uns im Leben Orientierung und Hilfe gibt, das tröstet und befreit. Immer tiefer wird uns der Heilige Geist in das Verständnis einführen und uns bewegen, aus dem Wort Gottes heraus zu leben.
Wichtige Impulse der Synode werden auch in unserem Bistum ankommen. Ich bin jetzt schon froh und dankbar über die Bibelkreise in unseren Gemeinden, für alle, die im Lesen der Heiligen Schrift vertraut mit dem Wort Gottes umgehen und ihr Leben daraus gestalten. Ich bin dankbar für die Veranstaltungen der Erwachsenenbildung und Katechese, die das Verständnis und den Umgang mit der Heiligen Schrift fördern und vertiefen. Besonders möchte ich auch den liturgischen Stellenwert der Heiligen Schrift betonen. Es kann keinen wirklichen christlichen Gottesdienst geben, in dem Gott nicht selbst zu Wort kommt durch die Verkündigung aus der Heiligen Schrift. Die Fülle und Vielfalt der Heiligen Schrift wird den Gläubigen erschlossen in den Lesungen der Messfeier, besonders auch durch die vorgesehenen beiden Lesungen vor dem Evangelium an Sonn- und Feiertagen. Die besondere Würde der Heiligen Schrift wird in den Wort-Gottes-Feiern deutlich. Vieles bewegt sich hier in unserem Bistum in guten Bahnen. Manches wird noch zu verbessern und zu intensivieren sein.
Ebenso wurde die Bedeutung des Wortes Gottes im ökumenischen Bemühen deutlich. Gerade hier erwartete man zu Recht auf der Synode von den Mitgliedern der deutschen Sprachgruppe, der auch der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Walter Kardinal Kasper angehörte, entscheidende Impulse. Im gemeinsamen Lesen und Hören auf die Heilige Schrift werden Schritte auf dem Weg des ökumenischen Miteinanders deutlich. Die Heilige Schrift und die Taufe sind die Grundlagen allen christlichen Lebens und Denkens und auch auch die Grundlage eines fruchtbaren ökumenischen Dialoges.
Aber auch die kulturelle Bedeutung des Wortes Gottes wurde thematisiert, durch die in einer säkularisierten Welt in besonderer Weise das Wort Gottes gegenwärtig ist und wirkt.
Noch Vieles wäre zu nennen, ich möchte es hierbei belassen. Ich denke und hoffe, dass die Synode über das Wort Gottes die Kirche in der Welt aber auch uns im Bistum Würzburg weiter beschäftigen und unser kirchliches Tun befruchten wird.
Nach diesen Eindrücken und Impulsen von der Weltbischofssynode möchte ich es aber auch nicht versäumen, zu den beiden großen Themen, die Sie auf Ihrer Herbstvollversammlung beschäftigen werden, einige Anmerkungen zu machen.
Sie werden eine Anpassung der Satzung für die Pfarrgemeinderäte im Blick auf die errichteten und noch zu errichtenden Pfarreiengemeinschaften beraten und beschließen. Die Veränderung der Satzung und der Wahlordnung ist nötig, damit die Pfarrgemeinderäte, deren Arbeit sich im Bistum Würzburg bewährt hat und deren Engagement ich nicht missen möchte, auch auf der größeren Ebene der Pfarreiengemeinschaften fruchtbar und effektiv sein kann. Den Pfarrgemeinderäten, sei es in der Pfarreiengemeinschaft, sei es in den einzelnen Pfarreien, kommt die wichtige Aufgabe zu, die verschiedenen Gruppen und die einzelnen Gemeinden zusammen zu führen, dass vor Ort Kirche als der eine Leib Christi aus den verschiedenen Gliedern sichtbar und erlebbar wird. Ihr Dienst und ihre Aufgabe wird so in spezifischer Weise ein Dienst an der Einheit sein im Zusammenführen und Integrieren. Damit dies möglich ist, müssen die Satzung und die Wahlordnung entsprechend angepasst werden.
Weiterhin werden Sie die Möglichkeiten und Notwendigkeiten für diakonisches Engagement in Pfarreiengemeinschaften in den Blick nehmen. In meiner Predigt am Tag der Priester und Diakone in Heidenfeld in diesem Herbst, der sich auch mit dem Thema Pfarreiengemeinschaften beschäftigte, sagte ich, dass Seelsorge begleitend und helfend sein muss. Dies wird besonders auch im diakonischen Tun deutlich. Da dies nicht allein von den Priestern, Diakonen und Hauptamtlichen in den größeren Strukturen geleistet werden kann, ist es wichtig, dass sich Ehrenamtliche als Ansprechpartner vor Ort und in den einzelnen Gruppen und Kreisen engagieren - gewissermaßen als Augen und Hände.
Darüber hinaus darf aber nicht vergessen werden, dass Seelsorge verkündigend und missionarisch sein muss. Gerade dies wurde auf der Bischofssynode hier in Rom immer wieder deutlich. Denn eine Kirche, die nicht die Frohe Botschaft verkündet und missionarisch ist, ist nicht.
So wünsche ich Ihrer Versammlung einen guten und fruchtbaren Verlauf. Im Paulusjahr und vom Ort des Grabes des heiligen Völkerapostels grüße und segne ich Sie herzlich mit dem Gruß des heiligen Paulus: „Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“
Ihr
Friedhelm Hofmann
Bischof von Würzburg