Aschaffenburg (POW) Seit zehn Jahren gibt es die ökumenische Telefonseelsorge am Untermain. Getragen von der evangelischen und katholischen Kirche, leistet sie einen Dienst an den Menschen, ohne dabei nach Religion oder Konfession zu fragen. Am Donnerstag, 3. Juli, feierte die Einrichtung ihr Jubiläum mit einem ökumenischen Wortgottesdienst in der Stiftsbasilika und einem Stehempfang im Bachsaal der Christuskirche.
Neben Domkapitular Monsignore Hans Herderich und dem stellvertretenden evangelisch-lutherischen Dekan Dietrich Tiggemann feierten Dekan Dr. Jürgen Vorndran, stellvertretender Dekan Stefan B. Eirich und die evangelischen Pfarrer Ulrike Schemann und Jürgen Arlt den Gottesdienst. Tiggemann sprach in einer Einführung von einer „Wüste der Antwortlosigkeit“, in der sich viele Menschen befänden. „Es braucht dann Menschen, die berühren und aufzeigen, dass es diesen Gott gibt, der eine Antwort schenkt“, sagte der Eschauer Pfarrer mit Blick auf die Mitarbeiter in der Telefonseelsorge. Domkapitular Herderich bezeichnete sie in seiner Predigt als ein Zeichen der Nächstenliebe und der Nähe Gottes zu den Menschen. Er bedankte sich im Namen der beiden Kirchen für das Engagement der aktuell 66 Mitarbeiter und ermunterte sie, neben der Nächstenliebe auch die Selbstliebe nicht zu vergessen. „Wer sich selbst nicht leiden kann, der kann auch andere nicht bejahen“, sagte der Leiter der Hauptabteilung Seelsorge der Diözese Würzburg.
Etwa 17.000 Anrufe verzeichnet die Telefonseelsorge Untermain im Jahr. Bei den Erwachsenen drehen sich die Gespräche meist um Probleme in der Partnerschaft, bei Jugendlichen meist um die Beziehung zu Freunden oder Eltern, aber auch um Mobbing in der Schule und Fragen zur Sexualität. Zunehmend rufen auch psychisch Kranke an, die nach einer festen Struktur für ihren Alltag suchen. Außerdem sind seit der Einführung von Hartz IV immer mehr Arbeitslose am Telefon, die von der Angst vor sozialen Abstieg und von Hoffnungslosigkeit umgetrieben werden. Die Mitarbeiter hören den Anrufenden zu und versuchen, ihre Probleme zu verstehen. Sie suchen nach Lösungsmöglichkeiten oder zumindest nach dem nächsten Schritt. Bei Bedarf vermitteln sie die Ratsuchenden an Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen weiter.
Christiane Knobling ist von Anfang Leiterin der ökumenischen Telefonseelsorge. Die Diplom-Theologin bedankte sich am Ende des Gottesdienstes bei den Mitarbeitern und Unterstützern dieser Form von Beratungsarbeit. Vom Vorsitzenden des Trägers, Dr. Jürgen Vorndran, musste sie sich in diesem Rahmen offiziell verabschieden. Er wechselt nach Würzburg. Ein Nachfolger ist noch nicht benannt.
Die Nummern der Telefonseelsorge 0800/1110111 und 0800/1110222 sind kostenfrei und werden auf dem Einzelnachweis der Telefonrechnung nicht aufgeführt. Weitere Informationen zur Telefonseelsorge Untermain gibt es unter www.ts-untermain.de.
(2808/0850; E-Mail voraus)
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