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„Zeitliche Begrenzung ein Nonsens“

Fachtagung gegen Kürzungen bei Jugendhilfemaßnahmen – Bayerische Jugendhilfe belegt Spitzenplatz im Ländervergleich

Würzburg (POW) Gegen eine zeitliche Begrenzung von Jugendhilfemaßnahmen haben sich bei einer Fachtagung in Würzburg 80 Mitarbeiter unterfränkischer Jugendhilfeeinrichtungen ausgesprochen. Es sei bekannt, dass solche Maßnahmen nicht billig seien und Zeit benötigten, um erfolgreich zu sein. „Sie aber aus Kostengründen auf zwölf oder 18 Monate zu reduzieren, wie Jugendämter es in vielen Bundesländern immer wieder machen, ist fachlicher Nonsens“, erklärte Professor Dr. Michael Macsenaere, Leiter des Instituts für Kinder- und Jugendhilfe in Mainz. In der Adolph-Kolping-Schule referierte er darüber, wie sich heilpädagogische Tagesgruppen in Bayern von denen anderer Bundesländern unterscheiden. Die Effektivität und Konzepte bayerischer Einrichtungen belegen nach den Worten von Macsenaere bundesweit einen Spitzenplatz.

Dass viele Jugendhilfemaßnahmen 24 Monate und mehr benötigen, konnte er wissenschaftlich untermauern. In einer bundesweiten Umfrage bei Jugendhilfeträgern und -ämtern hatte Macsenaere hierfür über 25.000 erzieherische Hilfen von 250 Einrichtungen ausgewertet. Bayerische Jugendhilfemaßnahmen dauern durchschnittlich 22 Monate und damit drei Monate länger als im Bundesdurchschnitt. Der Jungenanteil liegt etwas niedriger, der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund ist mit 16 Prozent dafür mehr als doppelt so hoch wie in anderen Bundesländern. Entscheidend für den Mainzer Forscher ist das Aufnahmealter. Liegt es im Bundesdurchschnitt bei zehn Jahren, so beträgt es in Bayern 8,3 Jahre. „Aus fachlicher Sicht ein hervorragender Wert. Je früher eine Aufnahme erfolgt, umso besser.“

Die Aufnahme erfolge in Bayern meist aufgrund von Entwicklungsdefiziten, schulischen Leistungsdefiziten und seelischen Störungen, in anderen Bundesländern meist aufgrund von Leistungsdefiziten und sozialen Störungen. Macsenaere bescheinigte den bayerischen Einrichtungen einen intensiveren Zugang zu Pädagogik und heiltherapeutischen Verfahren. Aufgefallen war ihm bei seinen Untersuchungen eine verhältnismäßig gute Kooperation zwischen Jugendämtern und Eltern. Die höhere Effektivität bayerischer Maßnahmen konnte er mit harten Zahlen belegen. So werden zum Beispiel zur Freude der zahlenden Jugendämter 60 Prozent aller Maßnahmen planmäßig beendet – im Bundesdurchschnitt sind es nur 42 Prozent. Und auch die Quoten der erreichten Ziele liegen nach Ende einer Maßnahme signifikant höher als in allen anderen Bundesländern.

Auf diesem Ergebnis könne man sich aber nicht ausruhen, sagte ein Teilnehmer bei der Diskussion. Denn die geringe Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze mache es oft schwer, eine zeitnahe Betreuung für problematische Kinder zu bekommen. Ein Rückgang hinsichtlich der Dauer der Maßnahmen und der Plätze sei aber leider seit einigen Jahren in allen Bundesländern zu beobachten. Momentan gibt es in Unterfranken 329 Plätze in 35 heilpädagogischen Gruppen, die meisten von ihnen in kirchlicher Trägerschaft. Eine Schließung dieser Gruppen sei nicht beabsichtigt, beruhigte Harald Britze vom Bayerischen Sozialministerium die anwesenden Fachleute. Die Tagesgruppen „sind fachlich fundiert, etabliert, haben ein eigenständiges Profil und sind aus dem Kanon der Erziehungshilfen nicht mehr wegzudenken“. Britze lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Jugendsozialarbeit, Schule und Polizeibehörden und warb für eine bessere Vernetzung von Angeboten der Schule und Jugendhilfe in Hinblick auf ihrer gemeinsame Zielgruppe.

lh (Caritas)

(2708/0822; E-Mail voraus)

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