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Zimbelgeläute zum Geburtstag

Symposium, Festakt, Geläuteanhörung, Pontifikalgottesdienst und ein Geschenk zum 750. Jubiläum der Lobdeburgglocke des Würzburger Kiliansdoms

Würzburg (POW) Große Ehre zum Geburtstagsfest der ältesten Domglocke Würzburgs und der ältesten noch erhaltenen Großglocke Deutschlands: Bei einem Symposium, einem Festakt, einer Geläuteanhörung und einem Pontifikalgottesdienst mit Weihbischof Helmut Bauer hat die Lobdeburgglocke des Würzburger Kiliansdoms am Michaelstag, 29. September, ihren 750. Geburtstag gefeiert. Glockenexperten aller Art – Architekten, Ingenieure, Techniker, Historiker, Musikliebhaber, Politiker und Kirchenleute – waren nach Würzburg gekommen, um dieses außergewöhnliche Jubiläum zu feiern und Glückwünsche zu überbringen. Als Geschenk soll der Dom ein zusätzliches Zimbelgeläute mit einer „Bürgerglocke“ erhalten, das ein musikalisches Glanzlicht in den oberen Tonhöhen setzen will. Eine Spendenaktion soll die nötigen Mittel bringen.

Dompropst Weihbischof Bauer, Schirmherr der Geburtstagsfeier, nannte die Jubilarin eine Wegbegleiterin der Gläubigen durch die Bistumsgeschichte und Mitfeiernde der Gottesdienste im Würzburger Dom. Glocken seien Hüter, Verkünder und Begleiter des christlichen Lebens. Heute riefen die Glocken den Menschen vor allem zu: „Vergesst Gott nicht!“, betonte der Weihbischof in seiner Predigt. Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer würdigte das seltene Glockenjubiläum des Kiliansdoms als Zeichen der geschichtlichen Kontinuität dieser Herzkammer Mainfrankens. Es sei ein Wunder, dass die Lobdeburgglocke den Feuersturm des 16. März 1945 überlebt habe. Umso wichtiger sei es, ihre mahnende Stimme vor allem am Jahrestag der Zerstörung Würzburgs eindringlich zu vernehmen. „Möge ihr Klang auch in Zukunft über unsere Heimat unversehrt erschallen“, wünschte Beinhofer im Kiliansdom.

Über den Reichtum Würzburgs als Glockengießerstadt sprach Bistumshistoriker Erik Soder von Güldenstubbe in seinem Festvortrag beim Glockensymposium der Katholischen Akademie Domschule im Sankt Burkardushaus. Bereits im achten Jahrhundert habe es Glocken im Bistum Würzburg gegeben. Ab dem 13. Jahrhundert waren Glocken im Bistum weit verbreitet und spielten eine bedeutende Rolle im öffentlichen Leben. Nach den Worten des Festredners stammt die älteste datierte, erhaltene Glocke Würzburgs in der Pfarrkirche Sankt Burkard aus dem Jahr 1249. Ihr folge die Lobdeburgglocke, die Meister Konrad Citewar von Würzburg 1257 goss. Mit zahlreichen Namen und Jahreszahlen zeigte Soder von Güldenstubbe die reiche Tradition Würzburgs als Glockengießerstadt auf, „bis sie um 1955 im Stadtteil Heidingsfeld bis zum heutigen Tag erlosch“.

Was die beiden ältesten Domglocken Deutschlands im Eichstätter Dom, die Glocke in Weiltingen und die Glocke in der Dorfkirche von Oberschleichach im Steigerwald mit der Würzburger Lobdeburgglocke verbindet, zeigte der Wissenschaftliche Leiter des Glockenmuseums Herrenberg, Klaus Hammer, auf. Auf seiner glockenkundlichen Forschungsreise wies er nach, dass diese Glocken aus dem 13. Jahrhundert vom selben Meister gegossen wurden: „Meister Cunradus Citewar de Wirceburc“. Die Lobdeburgglocke nenne zwar nicht den Gießer, jedoch das Gussjahr 1257. Ein Vergleich mit den anderen Glocken Meister Konrads mache deutlich, wie sehr die unsignierte Lobdeburgglocke den vier signierten Glocken Konrads ähnlich sei. Dass der Name Konrads auf der Würzburger Glocke fehle, führte Hammer auf das Standesbewusstsein des Auftraggebers, des Domkapitels mit dem stolzen Kustos Otto von Lobdeburg an der Spitze, zurück. Es sei zu vermuten, dass der Kustos zwar gerne den eigenen Namen auf der Glocke sah, einen anderen Namen darauf aber nicht duldete.

Als gesichert gelte die schon im späten Mittelalter beginnende Funktion der Lobdeburgglocke als Stundenschlagglocke, sagte Hammer. Meister Konrad Citewar charakterisierte er als besonders fortschrittlichen und technisch versierten Gießer. Citewars Glocken seien Zeugen für die hohe Gießkunst am Übergang vom Hoch- zum Spätmittelalter und wichtige Vorläufer für die spätgotischen Spitzenprodukte des Glockengusses am Ende des Mittelalters um 1500.

Die rund 70 Teilnehmer am Symposium begaben sich außerdem mit dem diözesanen Glockensachverständigen Siegfried Issig auf eine Reise durch die Entstehungsgeschichte der Glocken, erfuhren vom Passauer Glockengießermeister Rudolf Perner Details zur Herstellung der Glocken und von Würzburgs Universitäts-Carilloneur Dr. Jürgen Buchner Informatives zur Geschichte des Glockenspiels. Buchner ging dabei vor allem auf die herausragende Bedeutung des Carillons in Belgien und den Niederlanden ein. Wie Glocken klingen und Türme schwingen – und mit moderner Technik und Ingenieurwissen beides in Einklang zu bringen ist, erläuterte der Höchberger Ingenieur Dr. Markus Richter.

Dass die Sprache der Glocken ökumenisch ist, unterstrich schließlich Claus Huber, Glockensachverständiger beim Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Die Sprache der Glocken werde über Konfessionsgrenzen hinweg verstanden und sei ein Stück Verkündigung. Ökumenisches Ziel sei das gute musikalische Zusammenspiel der Glocken katholischer und evangelischer Gotteshäuser vor Ort.

Wer die Würzburger Domglocken einmal aus nächster Nähe sehen will, kann dies am Samstag, 20. Oktober, tun. Der Glockensachverständige Issig führt um 10.30, 11.30 und 12.30 Uhr auf die Domtürme und in die beiden Glockenstuben. Anmeldung bei der Katholischen Akademie Domschule, Telefon 0931/38664500.

Spenden für das Zimbelgeläute, besonders für die geplante „Bürgerglocke“: Ligabank Würzburg, Kontonummer 3000001, Bankleitzahl 75090300, Stichwort „Bürgerglocke Dom“.

(4007/1361; E-Mail voraus)

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