Würzburg (POW) Der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg, Karl-Peter Büttner, hat die dringende Bitte an die Bischöfe gerichtet, das Thema „Zölibatsverpflichtung für alle Priester“ in Rom neu auf die Agenda zu bringen. In den Ortskirchen und auch in aller Offenheit auf der Ebene der Weltkirche müsse ernsthaft über die unumgängliche Verknüpfung von Zölibat und Zulassung zum Priestertum nachgedacht werden, sagte er zum Auftakt der Herbstvollversammlung des Diözesanrats am Freitagnachmittag, 23. Oktober, im Sankt Burkardushaus in Würzburg. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann unterstrich, dass eine Angelegenheit, die die weltweite Kirche betreffe, wie der Zölibat nicht in einem Bistum und auch nicht in einer Pfarreiengemeinschaft im Alleingang gelöst werden könne. Den Delegierten versprach er: „Ich werde darüber in der Deutschen Bischofskonferenz sprechen.“
Traurig, betroffen und voller Sorge zeigte sich Büttner angesichts des Ausscheidens von drei Priestern aus dem priesterlichen Dienst in diesem Jahr, die den Zölibat nicht mehr leben konnten und sich für Ehe und Familie entschieden. Ihr Ausscheiden hinterlasse eine schmerzliche Lücke im Würzburger Diözesanklerus. „Wenn Gemeinden sich von solchen Männern verabschieden müssen, ist deren Trauer und Fassungslosigkeit nachvollziehbar. Ich fühle mit diesen Gemeinden, aber auch mit Ihnen, Herr Bischof. Sie können auf Grund der weltkirchlichen Vorgaben nicht anders handeln, und Ihnen wird vielfach Unverständnis entgegengebracht und wider besseres Wissen Hartherzigkeit unterstellt“, sagte Büttner zu Bischof Hofmann. Gleichzeitig richtete er ein aufrichtiges Wort des Dankes und der Anerkennung an die vielen Priester, die ihren mit der Ehelosigkeit verbundenen priesterlichen Dienst treu und überzeugend lebten. „Ihr gelebtes Zeugnis ist ein Segen für unsere Kirche und für die Welt.“
Bischof Hofmann unterstrich, dass ihn das Ausscheiden der drei Priester aus dem Priesterstand sehr bedrücke und schmerze. Von den kirchlichen Vorgaben her sei aber kein anderer Weg möglich als die sofortige Entpflichtung von den priesterlichen Aufgaben. Einen ehrlichen Umgang mit dem Scheitern des ehelosen Lebens eines Priesters halte er für den einzig wahren. Deutlich widersprach der Bischof Unwahrheiten, die jüngst von Pfarrer Michael Sell verbreitet und in Medien zu lesen waren. So sei die Suspendierung des Hammelburger Pfarrers nicht in Folge einer Denunziation ausgesprochen worden. „Anonymen Denunziationen wird keinerlei Stellenwert eingeräumt. Sie werden weder beachtet noch bearbeitet, sondern vernichtet.“
Erschreckend sei für ihn die Unlauterkeit dieser Geschichte. „Es stimmt, dass ich vor zwei Jahren die Notwendigkeit sah, Pfarrer Sell zu einem Gespräch über seinen priesterlichen Lebenswandel zu bitten und ihn mit Vorwürfen bezüglich der Einhaltung des Zölibates zu konfrontieren. In diesem Gespräch versicherte er mir eindringlich, dass er in keiner Beziehung lebe und wenn er durch seinen Lebenswandel Anlass zum Ärgernis gegeben habe, diesen überdenken wolle. Ich habe ihm zugesichert, dass die Angelegenheit bis dahin – auf sein Wort – für mich erledigt sei. In der Presse hat er inzwischen zugegeben, dass es anders war.“ Betroffen sei er von der Art und Weise, wie Pfarrer Sell jahrelang in der Öffentlichkeit der Gemeinde diese Beziehung gelebt habe, betonte der Bischof weiter. „Er hat im Grunde damit der Gemeinde gegenüber nicht das gelebt, was er versprochen hatte. Sicher mag er auf seine Art, den Glauben zu verkünden und die Liturgie zu feiern, begeistert haben.“ Dies rechtfertige aber kein öffentliches Doppelleben, auch wenn es Gemeindemitglieder nicht nur toleriert, sondern anscheinend – diesen Eindruck gewinne man zumindest in der Berichterstattung – unterstützt hätten.
Ein besonderes Anliegen sei es ihm, ein herzliches Wort des Dankes und der Anerkennung all den Priestern auszusprechen, die den um des Himmelreiches willen versprochenen Zölibat als Zeichen der Ganzhingabe für Christus und die ihnen anvertrauten Gemeinden aus Überzeugung, bisweilen auch mit Ringen, lebten, betonte der Bischof. Dass alle Priester nun in der öffentlichen Meinung unter den Generalverdacht gestellt würden, den versprochenen Zölibat nicht zu leben, sondern heimliche Beziehungen zu unterhalten, und die daraus hervorgegangenen Kinder – zum Teil auf Druck des Bischofs – verleugnen, ist für Bischof Hofmann ein Schlag ins Gesicht. Die alte Stammtischparole, dass bis zu drei Kindern, wenn sie nur verschwiegen blieben, von der Kirchensteuer bezahlt würden, entbehre jeglicher Grundlage. Solche Behauptungen seien unverschämt und unwahr. Es sei aber leider wahr: Es gebe im zölibatären Leben wie auch im Eheleben, wie im Leben der Menschen an sich ein Scheitern; aber es gebe damit immer nur einen wirklichen Umgang und das sei Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit.
Die Mitglieder des Diözesanrats bat der Bischof, gegen solche unhaltbaren Unterstellungen offen und deutlich Stellung zu nehmen. Weiter sollten sie in den Gemeinden für ein Klima sorgen, in dem der Priester seinen versprochenen Zölibat leben könne, ohne zu vereinsamen und ohne unter einem Generalverdacht zu stehen. „Sie haben in den Gemeinden auch eine Verantwortung für Ihre Priester, wie ich sie als Bischof habe“, mahnte der Bischof.
Die Herbstvollversammlung beschäftigt sich bis Samstagnachmittag, 24. Oktober, mit dem Schwerpunktthema Ökumene.
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