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Zwischen Kälbern und Kühen

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann besucht Bauernhöfe im Dekanat Ebern – „Es ist wichtig, sich Gedanken zu machen, woher die Lebensmittel kommen“

Limbach/Stettfeld (POW) Manfred Schmitt ist froh, mal etwas von seinen Problemen erzählen zu können. Denn sein Leben als Landwirt auf dem Bauernhof in Limbach im Landkreis Haßberge ist nicht leichter geworden. Und er findet ein offenes Ohr. Nicht bei irgendjemanden, sondern bei Bischof Dr. Friedhelm Hofmann höchstpersönlich – und das mitten im Kuhstall. Der Bischof visitiert derzeit das Dekanat Ebern. Er nutzt die Gelegenheit, in Erfahrung zu bringen, wie es um das Leben eines Landwirts in der Diözese Würzburg steht. Und sie sind nicht allein: Rechts und links stehen und liegen über 70 Kühe und Kälber, die sich sehr wohl zu fühlen scheinen.

„Der Stall teilt sich auf in einen überdachten Liegebereich und in den Laufhof, damit ist eine artgerechte Tierhaltung möglich“, erklärt Schmitt. Jede Kuh hat einen Namen – und er kennt sie alle. Lange habe er gebraucht für die Planung und für den Bau des Stalles, 2000 sei er fertig geworden. Im Winter bleiben die Tiere in dem Stall, im Sommer kommen sie auf die Weide. 75 Hektar Land bewirtschaftet der 52-Jährige allein mit seiner Frau. Einen Sohn haben sie, doch der kann noch nicht so viel mit anpacken, denn er ist gerade sieben Jahre alt. „Meine Familie lebt seit 300 Jahren auf dem Hof, doch ich frage mich immer häufiger: Wohin geht die Reise?“, erzählt Schmitt. Einige Umbrüche haben sie schon gemeistert. Nach der Umstellung des Hofes auf biologische Erzeugung in den 1980er Jahren lief es eigentlich sehr gut für sie. Sogar eine eigene Käserei bauten sie sich auf, in einem Hofladen und auf verschiedenen Märkten in der Region verkauften sie Butter, Quark, Joghurt und Käse. Doch dann sei es mit der Arbeit durch die zunehmende Bürokratie viel schwieriger geworden. „Wir sitzen inzwischen fast 40 Prozent der Zeit im Büro und müssen unbefriedigende Arbeiten erledigen.“ Die Käserei mussten sie schon wieder aufgeben.

Doch es gebe auch positive Entwicklungen: Schmitt freut sich sehr darüber, dass zum Beispiel die Butter teurer geworden ist: „Die Nahrungsmittel sind endlich wieder was wert.“ Er hält es für notwendig, dass auch andere Nahrungsmittel noch teurer werden, um die Arbeit der Bauern zu honorieren. Schmitt weiß, was er leistet: „Ich hatte seit 15 Jahren keinen Urlaub mehr, das macht schon mürbe.“ Bischof Hofmann zeigt sich beeindruckt von den Schilderungen des Landwirts: „Sie machen das nicht zum ersten Mal, so eloquent wie sie das erklären.“ Schmitt gibt sich bescheiden und winkt ab. Ihm ginge es vor allem darum, für Akzeptanz zu sorgen und einen Einblick zu geben. Der Bischof nickt. „Besonders heute ist wichtig, sich Gedanken zu machen, zum Beispiel darüber woher die Lebensmittel kommen oder wie die Arbeitsprozesse genau ablaufen.“ Er wünscht der Familie für die Zukunft alles Gute und trotz aller Schwierigkeiten weiterhin Freude bei der Arbeit. „Was mich sehr beeindruckt: Sie zeigen eine sichtbare Liebe zu den Tieren, sie sehen sie nicht nur als Produktionsfaktoren.“

Auch auf dem Hof von Otto Höfler und seiner Frau Irene in Stettfeld lässt sich Bischof Hofmann über die moderne Landwirtschaft informieren. Der konventionell geführte Familienbetrieb bewirtschaftet etwa 100 Hektar Fläche und hat rund 200 Stück Rindvieh im Stall, davon etwa 80 Milchkühe. Beeindruckt zeigt sich der Bischof von der computergesteuerten Stalltechnik: So werden die Kälber mit einer Automatik mit Trinkfutter versorgt, sobald sie sich dem Napf nähern. „Der Rechner liest den Transponder am Hals und gibt dann jedem Tier die genau berechnete Menge ab“, erläutert Höfler. Beim Melken erfasst der Rechner die Milchleistung jeder einzelnen Kuh. „Der vorgeschriebene Verwaltungsaufwand für jede einzelne Kuh lässt sich ohne elektronische Hilfe fast nicht bewerkstelligen.“

Während Bischof Hofmann, Vertreter des Bauerverbands, Geistliche aus der Region und Schaulustige aus dem Ort sich durch den Stall führen lassen, erläutert Irene Fößel-Höfler ihren Tagesablauf: „Um fünf Uhr stehe ich auf und fange mit dem Melken an. So früh müsste das nicht sein, aber ich will um sieben Uhr meine Kinder für Schule und Kindergarten fertig machen.“ Fünf Kinder im Alter von 17 bis einem Jahr hat sie zu versorgen, zusätzlich zur Arbeit auf dem Hof, Melken früh und abends inklusive. „Mein Mann kümmert sich um die Felder und die Technik.“ Und dann erzählt der gelernte Landmaschinentechniker von den Lohnkosten, die anfielen, müsste er jedes Mal einen Monteur holen, wenn bei der Melkanlage ein Defekt auftritt oder im Stall ein Gatter zu reparieren ist. Oder von den Ausgaben für Helfer, die in der Zeit der Maisernte anfallen. „Ohne die Hilfe der Eltern und Schwiegereltern könnten wir den Betrieb schwer bewerkstelligen“, betont Höfler. „Wann haben Sie denn überhaupt Zeit für Urlaub?“, fragt Bischof Hofmann, nachdem er die Bedeutung der Landwirtschaft für die Gesellschaft unterstrichen hat. „Wir haben 365 Tage im Jahr Urlaub – Urlaub auf dem Bauernhof“, entgegnet der Bauer lächelnd.

dw/mh (POW)

(4807/1598; E-Mail voraus)

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